Ischgl: Passen Krisen und Skifahren noch zusammen?

    Saison-Auftakt in Ischgl:Passen Krisen und Skifahren noch zusammen?

    Britta Hilpert
    von Britta Hilpert
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    Kann man noch Skifahren? Kann man es sich noch leisten? Gibt es genug Schnee? Und ist Après-Ski noch akzeptabel? Ortsbesuch in Ischgl, der Hochburg von Ski, Schnee und Party.

    Schneelanzen und -Kanonen
    Ohne Schneelanzen und -Kanonen wäre Skifahren jetzt unmöglich - auch in Ischgl.
    Quelle: ZDF/Britta Hilpert

    In der "Schatzi-Bar" in Ischgl geht die Post ab. Kellner bahnen sich mit Trillerpfeifen den Weg durch die Menge, Magnum-Wodka-Flaschen werden in Kühlern mit Wunderkerzen gebracht. Auf der Bar tanzen knapp bedirndelte Damen, ein Gast in Skiklamotten will unbedingt mitmachen, die Menge johlt. Alles wie immer bei Saisonbeginn.
    War da was? Gegenüber, im Kitzloch, geht es etwas besonnener zu. Rainer und die anderen aus Stuttgart kommen seit Jahrzehnten her, sind Stammgäste im Kitzloch, trotz der Ereignisse vor zwei Jahren. "Ein Freund und ich haben uns hier infiziert", erzählt er, "bei uns zu Hause waren er und ich Patient 0 und 1".

    Steigende Preise verunsichern Winterurlauber

    Trotzdem ist Rainer gern wieder da: "Ischgl hat einfach das beste Skigebiet und das Kitzloch bleibt unsere Bar!" Und das lassen sie sich auch gern was kosten. Ein 0,3 Bier hier: 6 Euro. Ischgl hat Corona überstanden. Doch nun stehen neue Krisen ins Haus: Inflation und Energiekrise treiben die Preise und machen die Gäste vorsichtig.
    Après-Ski in der Schatzi Bar
    Après-Ski in der "Schatzi Bar": Feiern wie vor Corona. Doch neue Krisen stellen den Skibetrieb vor Herausforderungen.
    Quelle: ZDF/Britta Hilpert

    Die WIFO-Wirtschaftsforscher ermittelten laut Medienberichten, dass 22 Prozent der Deutschen in diesem Jahr komplett auf den Winterurlaub verzichten wollen. Das ist auch in Ischgl zu spüren, obwohl Weltstar Sean Paul zum Auftakt spielt. Es sind am Samstag noch ein paar Doppelzimmer zu haben ab 350 Euro die Nacht. Es war schon immer etwas teurer, in Ischgl Urlaub zu machen. Denn der Ort verspricht Piste und Party satt.

    Seilbahnchef: Ohne Beschneiung kommt kein Skigebiet aus

    Am Auftakt-Wochenende sind nie alle Pisten befahrbar, in diesem Jahr sind es 75 Pistenkilometer von 247, erzählt Seilbahnchef Günther Zangerl. Erst in der letzten Woche vor Saisonbeginn war es kalt genug, um die Beschneiung hochzufahren. Es braucht mindestens 4 Grad, damit der Schnee aus Kanonen und Lanzen auch liegen bleibt. "Ohne Beschneiung kommt kein Skigebiet in Österreich mehr aus", meint Zangerl.
    Perfekt präparierte Pisten
    Perfekt präparierte Pisten Ende November: Eine Frage des Energiepreises - auch im erfolgsverwöhnten Ischgl.
    Quelle: ZDF/Britta Hilpert

    Natürlich spielt da der Klimawandel eine Rolle. Aber auch die Ansprüche der Gäste: "Wenn sie schon das Geld ausgeben, sagen sie, dann sollen die Pisten auch perfekt sein." Nach Corona besonders.

    Pandemie hängt dem Ski-Hotspot nach

    Zangerl meint, die Energiekrise kann gar nicht so schlimm sein, wie Corona - obwohl die Seilbahnen hier keinen langfristigen Strom-Liefervertrag haben. Rund. drei Millionen Euro haben sie früher pro Jahr für Strom bezahlt, für Seilbahnen und Beschneiung. Jetzt werden es wohl an die zehn Millionen. Eine Verdreifachung, die aber nicht an die Gäste weitergegeben wird, betont Zangerl: Die Tageskarte kostet 67 Euro in der Nebensaison, zwölf Prozent mehr als letztes Jahr.
    Machen die Seilbahnen also Minus? "Nein, nein!", sagt Zangerl, "wir haben genügend Rücklagen." Aber langfristig wird es teurer. Doch man spürt auch Nachdenklichkeit im erfolgsverwöhnten Ischgl.
    Skibetrieb unter 2G-Regeln
    Aufgrund des hohen Energieverbauchs von Seilbahnen und Schneekanonen, wird das Skifahren dieses Jahr einen erheblichen Kostenschub erleben. 07.11.2022 | 1:49 min
    Corona hängt nach: Die Maskenpflicht-Schilder hängen noch, sind nur mit wieder abnehmbaren Balken durchgestrichen. Debatten um den Skizirkus, Klimawandel und Naturschutz, so erzählt es Zangerl, die gibt es nun auch hier in den Familien im Tal. Sie wollen keine neuen Pisten oder Lifte bauen, sagt er und: "Es war ein Fehler keine PV-Anlagen auf den Bergstationen zu installieren." Das wollen sie nun ändern.

    Seilbahnchef offen für Windräder in Ischgl

    Auch Windräder kann er sich vorstellen, dort, wo Seilbahn-Stützen eh die Landschaft durchschneiden. So ein Satz ist hier ungewöhnlich: In Tirol steht bis heute kein einziges Windrad. Ischgl, da ist sich Zangerl, da sind sich die Hoteliers sicher, wird immer vom Winterurlaub leben. Denn das Skigebiet liegt hoch, es ist eines der größten und hat sich im Hochpreis-Segment etabliert.
    Dieser Winter wird wohl eher für kleinere, niedrig gelegene Orte zum Problem. Und auch wenn Ischgl nun die Sitzheizung der Sessellifte ausgeschaltet lässt - es wird nie ein Öko-Ort. Denn die Gäste wollen es wohl so: vergiss die Krisen - volle Power Piste und Party!

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