Der Corona-Shutdown trifft die Skigebiete hart. Und die nächste Katastrophe ist bereits da: Der Klimawandel. Die Skigebiete rüsten mit Millionen-Investitionen auf.
Die Doku von planet e zum Thema.
Es ist Januar, Corona-Shutdown. Anstatt bis zu 8.000 Gäste wedeln gerade mal eine Handvoll Einheimischer die Pisten des Stubaier Gletschers hinunter. Wegen der Einreisehürden fehlen vor allem die deutschen Skitouristen.
Rund 90 Prozent weniger Umsatz verzeichnet das größte Gletscherskigebiet Österreichs. Vor Corona war das Geschäft mit dem weißen Gold ein Selbstläufer. Wenn die Pandemie vorbei ist, rückt allerdings eine ganz andere Katastrophe in den Mittelpunkt: Der Klimawandel.
Regen anstatt Naturschnee in den Alpen
In den Alpen steigen die Durchschnittstemperaturen schneller als auf dem flachen Land. Das trifft vor allem den Wintertourismus, der allein in Österreich 15 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet. Wissenschaftler der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien haben in einer Studie die zukünftige Schneesicherheit in den Alpen modelliert.
Wird das Pariser Klimaziel, den globalen Anstieg der Temperaturen unter zwei Grad zu halten, nicht erreicht, dann drohe Skigebieten unter 500 Metern die absolute Schneearmut. Selbst der hochalpine Stubaier Gletscher würde bis zum Jahrhundertende bis zu 60 Prozent weniger Schnee abbekommen.
Die meisten Gletscher wird es bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr geben. Bergstürze und Murenabgänge haben jetzt schon zugenommen. Tiere und Pflanzen, die in kalten Regionen leben, werden ihren Lebensraum einbüßen.
Damit es nicht noch schlimmer kommt, fordern die Klimaforscher auch einen klimaneutralen Alpentourismus. Dazu gehört die Anreise ohne den eigenen PKW, sowie die Vermeidung von Treibhausgasemissionen vor Ort.
Schneekanonen retten die Geschäfte
Für Reinhard Klier, Chef der Stubaier Gletscherbahnen, ist der Klimawandel trotzdem kein Thema. Er kalkuliert sogar wegen der zunehmenden Sommerhitze in den Städten mit noch mehr Touristen. Sinnvolle Konzepte, wie man ohne Auto in das enge Tal kommt, gibt es indes nicht.
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Überall in den Alpen sieht es ähnlich aus. Vielen Skigebieten droht in normalen Zeiten der Verkehr- und Touristenkollaps. Auch das Wintergeschäft ist für Klier durch den Klimawandel nicht in Gefahr. Schon jetzt werden in den Alpen rund 82.000 Schneekanonen und Schneelanzen eingesetzt.
Schon Ende Herbst wird damit begonnen, die grünen Pisten zu beschneien. "Wenn man rein auf die Schneesicherheit achtet, ist die technische Beschneiung die ideale Kompensation des Klimawandels", sagt Klier.
Schneekanonen benötigen hohe Mengen Wasser
Kunstschnee braucht allerdings Minustemperaturen. Und Forscher wie die Hydrologin Carmen de Jong vom Institut für Geografie der Universität Strasbourg sehen noch andere Probleme. Rund viermal so viel Wasser, wie in München innerhalb eines Jahres verbraucht wird, benötigen die Schneekanonen in den Alpen. Das Wasser werde nur zwischengenutzt, sagen die Betreiber.
Ob auf dem Feldberg im Schwarzwald oder im Harz – die deutschen Mittelgebirge haben im Winter ein Problem. Schnee fällt immer seltener. Lohnt es sich in Zeiten des Klimawandels noch, auf Wintersport zu setzen?
Doch Hydrologin de Jong hat nachgerechnet. Ein Großteil des Wassers verdunste im Sommer in den Speicherteichen und bei der Produktion von Kunstschnee. Außerdem fließe bei der Schneeschmelze viel ins Tal ab. Carmen de Jong wird von der Wintertourismus-Industrie für solche Aussagen bekämpft. Sie schürt an deren Lebensversicherung.
Und so werden mit fehlendem Schnee von oben zunehmend Schneekanonen weiße Striche in den Bergen ziehen. Der weiße Winterzauber ist dann allerdings Vergangenheit.