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Niederlandes Premier vor Rede : Wird sich Rutte für Sklaverei entschuldigen?

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Montag 15 Uhr wird der niederländische Premier im Nationalen Archiv in Den Haag zur Sklaverei sprechen. Offen ist, ob er auch offiziell Entschuldigungen aussprechen wird.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte. Archivbild
Die Rede zu Sklaverei vom niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte wird mit Spannung erwartet
Quelle: Bart Maat/ANP/dpa

Vor allem schwarze Niederländer und die ehemaligen Kolonien in Übersee fordern seit langem, dass der Staat die Verbrechen der Sklaverei offiziell anerkennt, verurteilt und sich entschuldigt. Die Bürgermeister von Amsterdam, Rotterdam, Utrecht und Den Haag, sowie der Direktor der Niederländischen Staatsbank haben dies bereits getan. Die Regierung zögerte jedoch lange. Die erwartete Rede des Premiers Mark Rutte ist die Reaktion auf die Empfehlung einer Dialogkommission, die seit Juli 2021 vorliegt.

Rassismus und Diskriminierung bis heute

Dennoch wäre die niederländische Regierung die erste europäische Nation, das sich bei den Nachfahren für die Sklaverei entschuldigen würde.

Es sei "die Anerkennung, dass die Sklaverei (zu unserer Geschichte) dazu gehört", sagt Karwan Fatah-Black von der Universität Leiden. Es sei ein langer Prozess gewesen, den die Niederlande durchlaufen haben. "Die koloniale Vergangenheit anzunehmen, und dann nicht nur anzuerkennen, dass da Dinge schief gelaufen sind, sondern, dass das ein wesentlicher Teil ist, der die niederländischen Gesellschaft prägt."

Der Historiker zeigt auf, dass Rassismus und Diskriminierung von den Nachfahren der Sklaven bis heute ein Problem sind. Eine kürzlich erschienene interne Untersuchung des Außenministeriums legte eine Arbeitskultur offen, in der Rassismus und Diskriminierung toleriert und offen ausgelebt werden.

Hier lebt die Geschichte weiter. Man hat die koloniale Arroganz und weißes Überlegenheitsdenken noch nicht losgelassen.
Karwan Fatah-Black, Universität Leiden

Datum der Rede ohne Einbezug der Betroffenen

Die Entschuldigungen für die Sklaverei hätten direkten Bezug auf die Gegenwart, so Karwan-Black. Am 1. Juli 1863 wurde die Sklaverei in den niederländischen Kolonien offiziell abgeschafft, zehn Jahre später, 1873, endete eine Übergangsperiode, die Versklavten zwang, weiter auf den Plantagen zu arbeiten. Der 1. Juli 2023 soll ein wichtiges Gedenkjahr des Endes der Sklaverei einläuten. Daher ist um den 19. Dezember, ein Datum ohne historische Bedeutung und vor dem eigentlichen Gedenkjahr, Ärger entstanden.

Kathleen Ferrier, ehemalige Politikerin und Vorsitzende der niederländischen UNESCO-Kommission: "Das Datum fiel aus der Luft. Sehr schade, dass das so gelaufen ist, und es lässt tief blicken. Man entscheidet, ohne uns einzubeziehen. Das ist eine Folge der kolonialen Vergangenheit, die wir bis heute in der Gesellschaft sehen." Und weiter:

Schwarze Menschen dürfen erst dann dazukommen, wenn der Plan schon feststeht. Und so geht das natürlich nicht.
Kathleen Ferrier, Vorsitzende der niederländischen UNESCO-Kommission

Offen, ob sich Rutte entschuldigt

Gleichzeitig mit der Rede des Ministerpräsidenten in Den Haag reisen sieben Minister in die ehemaligen Kolonien Suriname, Aruba, Curaçao, Bonaire, Sint Maarten, Sint Eustatius und Saba, um die Position der Regierung zu erläutern. Die Entscheidung, Minister Frank Weerwind, der selbst Nachkomme von Sklaven ist, nach Suriname zu schicken, wird in der surinamischen Gemeinschaft als falsch empfunden. Auch sagen viele, dass der König als Staatsoberhaupt der passendere Überbringer von Entschuldigungen wäre.

Premier Rutte hat bisher offen gelassen, ob er heute tatsächlich Entschuldigungen aussprechen wird. Der Premier der ehemaligen Kolonie Sint Maarten hat bereits angekündigt, Entschuldigungen nicht akzeptieren zu wollen. Die Rede des Ministerpräsidenten wird mit Spannung erwartet.

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