Mini-Photovoltaik: Stromsparen mit kleinen Solaranlagen

    Mini-Kraftwerk auf dem Balkon:Stromsparen mit kleinen Solaranlagen

    von Stephanie Schmidt
    |

    Steckerfertige Mini-Photovoltaik-Anlagen erleben gerade einen regelrechten Boom. Dank Förderung und verbesserter Technik sind sie eine praktische Unterstützung beim Stromsparen.

    Solarpaneele, die an einem Balkon befestigt sind; 07.11.2022; Stralsund
    Mit einem eigenen kleinen Kraftwerk am Balkon Strom zu sparen, klingt vielversprechend. Was gilt es zu beachten?
    Quelle: dpa

    Jörg Sutter ist derzeit ein gefragter Mann. Der Photovoltaik-Experte arbeitet bei der Verbraucherzentrale NRW und ist bis Ende des Jahres ausgebucht. Onlinekurse und Beratungsgespräche zum Thema Mini-PV-Anlagen erleben einen regelrechten Boom.

    Viele Verbraucher haben erkannt, dass der sogenannte elektrische Grundverbrauch - also zum Beispiel alle Geräte, die wir im Standby-Modus laufen lassen - über eine solche Anlage abgedeckt werden können und dabei entscheidend beim Stromsparen helfen.

    Jörg Sutter, Photovoltaik-Experte

    Häufige Fehler bei der Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen

    Doch bei der Anschaffung gibt es ein paar Fehler, die häufig gemacht werden. Diese Erfahrung musste auch Bernhard Wolter machen, der sich im Internet zwei Module für knapp 1.000 Euro bestellte.
    "Zunächst musste ich vier Wochen warten, dann kam die Anlage aber leider ohne Kabel und Befestigung. Und jetzt warte ich seit einigen Wochen auf eine Halterung, da sie nicht mehr lieferbar ist", sagt Wolter.
    Das Dach für Solarstrom nutzen - Mieter haben hierauf kein Anrecht:
    Berlin: Arbeiter installieren eine Photovoltaikanlage auf einem Dach in Falkensee. Archivbild
    Kein Anschluss für Mieter24.05.2022 | 7:48 min
    Kein Einzelfall. Vor einigen Wochen waren noch die eigentlichen Solarpanele nicht lieferbar, inzwischen sind die Befestigungsmaterialien Mangelware. Die Verbraucherzentrale NRW rät deshalb dazu, ein komplettes Set mit Montagezubehör zu bestellen, dadurch sind die einzelnen Komponenten auch immer miteinander kompatibel.
    Außerdem rät Jörg Sutter: "Beim Kauf im Internet am besten einen deutschen Vertriebler wählen - also eine Firma, die ihren Sitz in Deutschland hat, da nur diese Firmen auch Ahnung über unsere Elektro-Normen haben. Sonst bekommt man gerne auch mal Teile, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind".

    • Die Mini-PV hilft nicht bei Stromausfall, da die Anlage automatisch vom Stromnetz getrennt wird.
    • Die Anlage braucht Sonne – je besser die Ausrichtung, je größer der Ertrag. Im Schatten hat sie keinen Sinn.
    • Am besten die Mini-PV im Set bestellen, da einzelne Komponenten nicht immer kompatibel sind.
    • Mini-PV-Förderungen immer vor dem Kauf beantragen, da sonst keine Gelder abgerufen werden können.
    • Die Anlage kann niemals den gesamten Stromverbrauch übernehmen, da sie zum Beispiel im Winter nur wenig Strom bringt, im Sommer deutlich mehr.
    • Mini-PV-Anlagen müssen vom Vermieter genehmigt werden.

    Selbstmontage von Solarpanelen

    Wenn man dem Internet glaubt, soll alles recht einfach sein: Reinstecken, anschalten und fertig. Doch ganz so simpel ist es nicht. Kai Hofmann ist in Düsseldorf Obermeister der Elektroinnung und hat besonders in den letzten Wochen abenteuerliche Konstruktionen gesehen. "Da werden Kabelbinder als Befestigung benutzt oder die Solarpanele einfach außen am Balkon befestigt und das Ganze ist nicht abgesichert."

    Ich schlage oft die Hände über dem Kopf zusammen und möchte daran erinnern, dass jede Konstruktion Wind und Wetter standhalten muss.

    Kai Hofmann, Elektriker

    Wer die Anlage selbst montiert, sollte einiges beachten, so der Elektriker:

    • PV-Module befestigen
    • Wechselrichter mit den Anschlussleitungen der Solar-Module anschließen
    • Das Kabel des Wechselrichters mit einer geeigneten Steckdose verbinden - das kann auch eine Steckdose auf dem Balkon sein. Dabei immer ein Kabel für den Außenbereich verwenden, da es sonst schnell porös wird.
    • Vor dem eigentlichen Anschließen unbedingt die Steckdose freischalten und sicherstellen, dass sie spannungsfrei ist.
    • Ins öffentliche Netz einspeisen darf man diesen Strom nicht. Deshalb müssen ältere Stromzähler durch moderne Zähler mit Rücklaufsperre ersetzt werden.

    Für Hofmann ist der Aufbau der Anlage grundsätzlich auch für Laien möglich, trotzdem empfiehlt er, für die Anschlussarbeiten an das Stromnetz einen Elektrofachbetrieb zu beauftragen.

    Förderung für Mini-PV-Anlagen möglich

    Mini-PV-Anlagen bekommen derzeit in einigen Kommunen Förderungen, deshalb ist es wichtig vor dem eigentlichen Kauf zum Beispiel beim jeweiligen Netzbetreiber nach ihnen zu fragen.
    Wolter hatte von einer Förderung seiner Stadt Düsseldorf erst nach dem Kauf erfahren. "Ehrlich gesagt war ich so froh, dass ich ein Modul ergattert habe, dass ich mich gar nicht danach erkundigt habe, was es für Zuschüsse gibt", sagte Wolter. Doch nur wer vor dem Kauf die Förderung schon beantragt, bekommt Geld.
    Für Sutter lohnt sich eine Mini-PV-Anlage aber auch ohne Förderung:

    Man kann grob sagen, dass zwei Solarmodule auf der Stromrechnung eine Ersparnis von bis zu zehn Prozent ergeben. Und je nachdem, wie weit der Strompreis noch steigt, hat man die Anlage schnell amortisiert und noch etwas für die Umwelt getan.

    Jörg Sutter, Photovoltaik-Experte

    Mehr zum Thema Photovoltaik-Anlagen