Spargel-Fans können sich freuen: Es wird wieder gestochen, so wie in Hessen. Doch die Bauern machen sich Sorgen: Arbeitskräfte sind rar und der Ukraine-Krieg verschärft die Lage.
Das Warten hat ein Ende. Seit Anfang April wird in Hessen wieder fleißig Spargel geerntet. Einer der Großen der Branche ist Marcus Mager in Weiterstadt. 250 Leute arbeiten in Spitzenzeiten auf seinem Hof. Fast alle kommen aus Rumänien und fast alle kommen seit Jahren, um hier zu arbeiten. Noch zu einem Stundenlohn von 9,82 Euro.
Mindestlohn steigt - Spargelpreise auch?
Schon bald soll der Mindestlohn auf zwölf Euro steigen. Marcus Mager nennt es "spannend", wenn er über die Frage spricht, ob der Konsument die damit verbundene Preissteigerung mitmachen wird. Und weil er gerade beim Thema Kosten ist, erzählt er bereitwillig, welche Investitionen er tätigen muss, um die inzwischen raren Arbeitskräfte zu halten.
Auf dem Hof gibt es eine Kantine, für die Wäsche wird gesorgt, das WLAN steht kostenfrei allen zur Verfügung und in den Zimmern gibt es Wasserspender. Es sei kein Hotel, sagt er, aber eine sehr ordentliche Jugendherberge, die sie ihren Erntehelfern hier bieten.
Rolf Meinhardt, Mitbewerber auf dem Spargelmarkt, bestätigt, was sein Nachbar erzählt. Im letzten Jahr hat er für 300.000 Euro neue Container gekauft. Sechs-Bett-Zimmer wurden von den Behörden nicht mehr genehmigt. Also hieß es: neuen Wohnraum schaffen. Beide Landwirte betonen, die größte Herausforderung sei, mit den Bereichen Bau, Logistik oder Fahrdienste zu konkurrieren. Da sei Fantasie gefragt.
Arbeitskräftemangel und hohe Preise bereiten Sorgen
Und nun kommt noch der Ukraine-Krieg hinzu. Auf beiden Höfen sind Arbeitskräfte ausgefallen. Junge Männer aus der Ukraine, die jetzt in ihrem Land kämpfen, oder junge Männer aus Rumänien, die an der rumänisch-ukrainischen Grenze stationiert wurden.
Aber Arbeitskräftemangel ist nicht das einzige Problem, mit dem die Landwirte konfrontiert sind. Mindestens eben so viel Sorgen machen ihnen die in allen Bereichen steigenden Preise. Dünger, Energie, Folien, Maschinenteile - fast alles, was sie brauchen, wird stetig teurer. Und auch hier stehen sie wieder vor der Frage, wie viele dieser Preissteigerungen sie an den Verbraucher weiterreichen können.
Zurzeit bieten beide Höfe ihren Spargel noch zu den Preisen des Vorjahres an, zwischen zwölf und 17 Euro pro Kilo. Auf Dauer aber, das wissen sie schon jetzt, werden sie dieses Niveau nicht halten können. Wenn es gar nicht anders geht, sagt Rolf Meinhardt, müsse er die Fläche verkleinern oder die Erntezeit verkürzen. Aber daran möchte er lieber noch nicht denken. Denn jetzt hat die Spargelsaison ja gerade erst begonnen.