Gemeinsam im Raum eingeschlossen. Und jetzt? Nichts wie raus! Escape-Spiele boomen, immer neue Rätsel kommen auf den Markt. Der Spieletrend mischt das Gesellschaftsspiel auf.
Hand aufs Herz: Wann waren Sie das letzte Mal beim "Mensch-ärgere-dich-nicht" so richtig genervt, weil wieder einer in der Runde nichts Besseres zu tun hatte, als Sie ständig aus dem Spiel zu werfen? Ja, so sind nun mal die meisten Gesellschaftsspiele: Es kann nur einen geben - den Gewinner. Dass es auch anders gehen kann, zeigen Escape-Spiele.
Mit Teamarbeit aus der Klemme kommen
Gemeinsam in der Klemme, gemeinsam das Problem lösen, gemeinsam raus: Teamarbeit als Schlüssel. "Das ist faszinierend und macht Spaß", beschreibt Dominique Metzler vom Friedhelm Merz Verlag das Erfolgsgeheimnis.
Ein Erfolg, den selbst die Expertin - Veranstalterin der Internationalen Spieletage in Essen und vom Deutschen Spiele Preis - überrascht hat: "Vor zwei Jahren hatten wir einen Schwerpunkt zu dem Thema auf der Messe, weil wir da einen Höhepunkt in der Entwicklung gesehen hatten."
Corona sorgt für mehr Zeit zum Spielen
Laut dem Deutschen Verband der Spielwarenindustrie hat im Corona-Jahr das Spielen im Familien- und Freundeskreis um rund ein Viertel zugenommen. Einen beträchtlichen Anteil daran dürfte alleine das Escape-Genre haben.
"Ende des Jahres könnten wir die Zehn-Millionen-Marke überschreiten", schätzt Markus Brand, der mit seiner Frau Inka mit der Exit-Serie 2016 den Stein ins Rollen gebracht hat. Zehn Millionen verkaufte Exemplare, von denen inzwischen 22 unterschiedliche Varianten zur Auswahl stehen.
- Fast Toys - Womit unsere Kinder spielen
Fair und sauber hergestelltes Spielzeug gibt es nur selten. Ein Siegel für Nachhaltigkeit existiert bisher nicht. Allein die Versprechen deutscher Hersteller sollen reichen.
Boom hält seit vier Jahren an
Das Paar, das in den vergangenen 20 Jahren rund 150 Gesellschaftsspiele erfunden hat, ist vier Jahre nach der Premiere der ersten Season mit drei Exit-Titeln vom Erfolg der Serie immer noch überwältigt: "Für einen Spiele-Autor ist das ein Traum", sagt Markus Brand. Und eine Herausforderung.
Denn in der Zwischenzeit sind alle großen und viele kleinere Spieleverlage auf den Zug aufgesprungen. Mit einer Vielzahl an Rätseln, die geknackt werden wollen. "Mit jeder weiteren Ausgabe wird es für uns kniffliger, neue Ideen zu entwickeln, die die Spieler begeistern", so Brand.
Idee entwickelte sich aus Leidenschaft für echte Escape-Rooms
Um das zu erreichen, wachsen neue Ansätze zusammen. Rätselbücher mit dem Escape-Thema, Wochenkalender oder auch Adventskalender sind auf dem Markt.
Ein wenig hat Inka und Markus Brand damals auch das Glück in die Hände gespielt - und die eigene Leidenschaft: "Unser Redakteur von Kosmos wusste, dass wir total begeistert von echten Escape-Rooms waren", erinnert sich Brand. Also der Entwicklungsauftrag.
Spiel nur einmal spielbar
Dass in vier Jahren derart hohe Verkaufszahlen für nur eine Spiele-Linie eines Herstellers zu Buche schlagen konnten, hat auch mit der Natur der Escape-Spiele zu tun. Ist das Rätsel gelöst, gibt es für die Spieler kein zweites Mal. Und für das mitgelieferte Material auch nicht. Denn es muss geknickt, beschrieben oder zerstört werden, um aus dem fiktiven Raum zu entkommen. Weitergeben an Freunde? Kaum möglich.
"Aber durch die Arbeit mit dem Material haben sich einfach ganz neue Rätselmöglichkeiten ergeben." Mit Buch, mit Puzzle oder welchen Add-ons auch immer: Escape-Spiele dürften so manche Familie oder Freunderunde weiter begeistern. Gemeinsam statt gegeneinander.