Spielzeug boomt. 2019 gaben Deutsche dafür 3,4 Milliarden Euro aus. Tendenz steigend. Geschenkt wird in immer größeren Mengen. Nachhaltigkeit bleibt dabei oft auf der Strecke.
Fair und sauber hergestelltes Spielzeug gibt es nur selten. Ein Siegel für Nachhaltigkeit existiert bisher nicht. Allein die Versprechen deutscher Hersteller sollen reichen.
Auch im Weihnachtsgeschäft gehört Spielzeug zu den großen Rennern. Experten schätzen für 2020 einen Gesamtumsatz von 3,7 Milliarden Euro allein in Deutschland.
Immer neue Trends beflügeln dabei die Nachfrage. Eine nachhaltige Produktion spielt kaum eine Rolle. Hinweise darauf gibt es zudem kaum.
CE-Kennzeichnung bedeutet keine Garantie
Herstellungsland und die CE-Kennzeichnung auf der Verpackung, das war es meist. Letztere wird in der Regel vom Hersteller selbst angebracht. Er bestätigt damit, dass er alle europäischen Sicherheitsanforderungen erfüllt. Eine Garantie dafür gibt die Kennzeichnung allerdings nicht.
Ausbeutung im Spielzeugland
Die "Christliche Initiative Romero" CIR schätzt, dass bis zu 80 Prozent der bei uns verkauften Spielzeuge in China hergestellt wurden. Über die Produktionsbedingungen ist beim Kauf allerdings wenig zu erfahren. Die CIR arbeitet daher zusammen mit der Organisation "China Labor Watch" daran, Missstände in der chinesischen Spielzeugindustrie offenzulegen.
Für den "Toys Report 2018" wurden Arbeiter*innen nach ihren Produktionsbedingungen befragt. Bitteres Fazit: Für das Weihnachtsgeschäft mussten 80 bis 175 Überstunden pro Monat gemacht werden. Oft unter unhygienischen und beengten Umständen, mit gefährlichen Chemikalien und für sehr wenig Lohn.
[Auch plan b beschäftigt sich mit fairem Spielzeug:]
Weihnachten steht vor der Tür, Kinder freuen sich. Jahresende ist für die Spielzeugindustrie die wichtigste Zeit, mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro - allein in Deutschland.
Neues Label für mehr Transparenz
Bisher gab es keine Kontrollinstanz und kein Label, das verlässlich für faire soziale und ökologische Standards in der Spielzeugbranche steht und hilft, fair produziertes Spielzeug einfach und schnell zu erkennen. Das wollte die CIR ändern und gründete nach zweijähriger Vorbereitungsphase am 14. Juli 2020 zusammen mit fünf Herstellern aus der Spielwarenbranche die "Fair Toys Organisation".
Außerdem mit dabei, und das ist neu: Zivilgesellschaften, z.B. Menschenrechtsorganisationen oder Sozialverbände. Zuerst sollen die sozialen und später auch die ökologischen Standards in der gesamten Spielwaren-Lieferkette verbessert und deren Einhaltung kontrolliert werden. Dafür will die Organisation künftig ein Siegel vergeben.
Neue Wege nicht ohne Probleme
Die bestehenden Sozialprogramme wie das "Ethical Toy Programme" sieht die "Fair Toys Organisation" indes kritisch. Sie seien von der Industrie gegründet und deshalb wenig glaubwürdig. Und setzten zudem vor allem auf eine punktuelle Überprüfung in einzelnen Fabriken. Die "Fair Toys Organisation" verfolgt daher einen Hersteller-zentrierten Ansatz, der zunächst die Einkaufspraxis in den Firmenzentralen in den Blick nimmt.
"Wir wollen weg von den reinen Kontrollen", sagt Maik Pflaum, Referent für der CIR. "Unser Ansatz ist neu: Wir setzen auf menschenrechtliche Sorgfaltspflichten und beginnen beim Hersteller."
Finanziert werden soll die "Fair Toys Organisation" in erster Linie durch Mitgliedsbeiträge der Spielwarenhersteller. Und das ist das Problem. Denn bislang hielten sich viele der größeren Hersteller auf dem Spielwarenmarkt mit einem Beitritt zurück. Bleibt das so, fehlt dem Siegel in Zukunft womöglich die Durchschlagskraft.
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