Seit einem Jahr nimmt die "Fair Toys Organisation" Kurs Richtung fair produziertes Spielzeug. Was aber immer noch fehlt: Ein passendes Siegel.
Sie bringen Kinderaugen zum Strahlen. Doch bei denen, die sie herstellen, sorgen die Puppen oder Superhelden oft für Leid. Der jährlich erscheinende "Toys Report" zu Arbeitsbedingungen in der Spielzeugproduktion deckte zuletzt Ende 2020 zahlreiche Verstöße zweier chinesischer Spielzeugfabriken auf, die unter anderem auch für Mattel und Fisher Price produzierten.
Siegel soll für faires Spielzeug bürgen
Unbezahlte Überstunden, Hungerlöhne, unzureichender Arbeitsschutz: Die Liste der Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen ist lang. Das will die "Fair Toys Organisation", kurz FTO, ändern.
Vor einem Jahr in Nürnberg gegründet, hat die vom Bundesentwicklungsministerium geförderte Initiative ein ambitioniertes Ziel: Sie möchte ein unabhängiges Siegel einführen, das für eingehaltene Arbeitnehmerrechte und Sozialstandards in der Spielzeugproduktion steht. Bis das Siegel erstmals verliehen werden kann, wird es aber noch dauern.
Dem gegenüber steht der Erwartungsdruck vieler Spielzeughersteller, die das Siegel lieber heute als morgen auf ihren Produkten haben möchten, um damit werben zu können.
Keine übereilte Zertifizierung
Auf dieser Gratwanderung bewegt sich die FTO mit ihren aktuell 26 Mitgliedern. Neben zivilgesellschaftlichen Organisationen gehören ihr 15 der mehr als 600 deutschen Spielzeugunternehmen an. Doch von ihrem Weg abbringen will sich die Initiative von der Zurückhaltung der Branche nicht.
Eine übereilte Zertifizierung kommt für Maik Pflaum nicht infrage: "Schlechte Siegel, die mehr Schein als Sein sind und teilweise auf nur einer sogar vorangekündigten Fabrikkontrolle basieren, gibt es zuhauf."
Mehrere Maßnahmen für bessere Standards
Die FTO setzt darauf, dass Verantwortung und menschenrechtliche Sorgfalt im gesamten Unternehmen verankert werden. "Das fängt mit Schulungen der eigenen Mitarbeiter und dem Aufbau eines Beschwerdesystems an den Produktionsstandorten an. Fabrikkontrollen runden diese Werkzeuge lediglich ab", betont der FTO-Mitinitiator und Referent für Arbeitsrechte bei der Christlichen Initiative Romero.
Auch beim FTO-Mitglied, dem Puppenhersteller Zapf Creation, ist man überzeugt, dass es für Unternehmen zunehmend schwieriger werden wird, zu erklären, wenn ihr Spielzeug nicht das FTO-Siegel trägt.
Aus Alt mach Neu - ein soziales Projekt repariert altes Spielzeug und gibt es an einkommensschwache Familien weiter.
Imagepflege der Hersteller und Orientierung für Kunden
"Gesellschaftliche Verantwortung sichtbar zu machen, ist ja nicht nur eine Frage der Kommunikation. Sondern oft eine Frage von Zertifikaten und Siegeln, die besondere Leistungen bestätigen und Orientierung bieten, besonders beim Konsumenten", betont Thomas Eichhorn, Vorstandschef des Puppenherstellers und FTO-Vorstandsmitglied.
"Aus meiner Sicht bietet dieser Ansatz nach der Verabschiedung des Lieferkettengesetzes zudem den Vorteil, dass Spielwarenhersteller mit Hilfe der FTO Lösungsstrategien entwickeln und umsetzen können, um fit für die Lieferkette zu werden."
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Ergänzung zum Lieferkettengesetz
Nicht nur für Eichhorn schließt die FTO eine Lücke in der Spielwarenbranche. Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller sieht in der FTO eine sinnvolle Ergänzung zum Lieferkettengesetz: "Wir brauchen beides: Zum einen Mindeststandards. Diese werden vom Lieferkettengesetz festgelegt. Zum anderen Vorreiterinitiativen, wie die Fair Toys Organisation. Sie sind wichtig, weil sie darüber hinausgehen."
Der CSU-Politiker weiter:
"Oder die Arbeiterin in Asien 14 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, für einen Stundenlohn von weniger als 40 Cent schuftet."