Schläge, Stalking, Vergewaltigung: Die Zahl der Gewalttaten unter Paaren ist im letzten Jahr stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Das zeigen Daten des Bundeskriminalamtes.
Die Zahl der erfassten Fälle von Gewalt in Partnerschaften ist in Deutschland erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden laut einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) 148.031 Personen Opfer von Gewalt in einer bestehenden oder ehemaligen Partnerschaft. Das sind 4,4 Prozent mehr als 2019. Vier von fünf Betroffenen waren demnach Frauen. Von den Tatverdächtigen waren ebensoviele Männer.
Die Justiz müsse diese Taten "mit großer Entschiedenheit" verfolgen, erklärte die geschäftsführende Bundesfrauen- und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD).
139 Frauen durch Partner getötet
Den Angaben zufolge wurden 2020 insgesamt 139 Frauen und 30 Männer durch den Partner oder Ex-Partner getötet; 2019 waren es 117 Frauen und 32 Männer. 72.013 Frauen und 19.199 Männer wurden Opfer von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung. Stalking, Bedrohung und Nötigung betrafen 29.301 Frauen und 3.721 Männer. Das BKA erfasst diesen Bereich seit 2015 gesondert.
Lambrecht mahnte, die Gewalt beim Namen zu nennen. Es handele sich in solchen Fällen nicht um "Familientragödien":
Laut BKA-Präsident Holger Münch waren etwa ein Drittel der Tatverdächtigen zwischen 30 und 40 Jahren alt. 23 Prozent standen zum Tatzeitpunkt unter Alkoholeinfluss. Ein Zusammenhang von der Corona-Pandemie und zunehmender Partnerschaftsgewalt lasse sich auf Grundlage der Hellfeld-Statsitik nicht eindeutig belegen.
Zahle der Beratungen am Hilfetelefon gestiegen
Demgegenüber stieg die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" im vergangenen Jahr. 2020 wurden rund 51.000 Beratungen verzeichnet - 15 Prozent mehr als 2019. Während des ersten Lockdowns stieg die Zahl der registrierten Fälle im Vergleich zum Vorjahreswert; während des zweiten Lockdowns hingegen sank die Anzahl.
Die Zunahme der Beratungen könne auch an der Präsenz des Hilfetelefons in der Öffentlichkeit während der Pandemie liegen, erklärte Hilfetelefon-Leiterin Petra Söchting. Jedoch hätten Lockdown und Kontaktbeschränkungen die Risikofaktoren für Gewalt in der Partnerschaft generell erhöht.
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