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Kulturgut oder Quälerei? : Streit um Stopfleber in Frankreich

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Die Foie gras, die Stopfleber, ist eine Weihnachtsdelikatesse in Frankreich. Einige Städte haben sie aus Tierschutzgründen vom Menü genommen. Darüber ist ein Streit entbrannt.

Frankreich, Bischoffsheim: Gänse stehen im Außengehege der "Ferme Schmitt". Auf dem Hof von Gilbert Schmitt werden Enten und Gänse gezüchtet, die Spezialität seines Betriebes ist Foie Gras, also Enten- und Gänsestopfleber, beziehungsweise Fettleber.
Gänse stehen im Außengehege der "Ferme Schmitt". Auf dem Hof werden Enten und Gänse gezüchtet, die Spezialität des Betriebes ist Foie Gras.
Quelle: dpa

Vor dem kleinen Gänsestopfleber-Geschäft im Elsass geht es vor Weihnachten turbulent zu. Bis zu 40 Personen gleichzeitig stehen hier im Dezember manchmal Schlange, um an die begehrte Foie gras zu kommen, wie Marc Grossmann, Inhaber des Ladens "Les Foies Gras du Ried", berichtet.

90 Prozent der Jahresumsätze mache er vor Weihnachten, sagt Grossmann. Für viele Franzosen gehört Stopfleber von der Gans oder der Ente zu den Festtagen dazu - so wie Geschenke und Tannenbaum.

Doch für die Delikatesse werden Enten und Gänse gemästet - mit einer Methode, die als grausam in Verruf gerät.

Die Fleischproduktion hat einen hohen Preis: Tiere sterben und das Klima wird belastet. Immer mehr Menschen essen vegetarisch oder vegan. Sind Fleischesser ein Auslaufmodell?

Beitragslänge:
38 min
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Städte streichen Stopfleber vom Menü

Als weitere grün regierte Großstadt hat Lyon der Stopfleber kürzlich den Kampf angesagt, sie bei städtischen Empfängen vom Menü gestrichen und die Restaurants der Stadt aufgerufen, es ihr gleichzutun. 

Die Stadt Grenoble folgte dem Beispiel, Straßburg verhängte das Stopfleber-Verbot für Empfänge schon zuvor - eine landesweite Debatte ist losgebrochen.

Stopfleber als kulturelles und gastronomisches Erbe

Erzeuger und Küchenchefs laufen Sturm und der nationale Stopfleber-Verband verweist auf eine Umfrage, der zufolge 88 Prozent der Franzosen erwarten, dass die Delikatesse zu den Festtagen auf der Speisekarte steht. 

Die Stopfleber sei seit 2006 als kulturelles und gastronomisches Erbe geschützt, betonte ein Verband von Foie-gras-Erzeugern im Elsass vor einigen Tagen.

Hof-Chef erklärt, wie gemästet wird

Ein Mast-Hof ist die Ferme Schmitt im elsässischen Bischoffsheim. 22.000 Enten und 1.000 Gänse werden hier pro Jahr gemästet. Kurz vor Weihnachten leben nicht mehr sehr viele Tiere.

Gilbert Schmitt, der den Hof führt, öffnet bereitwillig alle Türen und erklärt, wie das kurze Leben der Enten verläuft. Sechs bis sieben Wochen verbringen die jungen Vögel im Stall, dann beginnt im Außengehege die wichtige Vorbereitung aufs Stopfen.

Das Spiel besteht darin, die Enten dazu zu bringen, in so kurzer Zeit wie möglich so viel wie möglich zu fressen.
Gilbert Schmitt, Besitzer eines Mast-Hofs

Dazu bekommen die eigentlich ständig vor sich hin fressenden Tier nur zu bestimmten Zeiten des Tages Futter, um das sie konkurrieren. Ziel sei es, auf diese Weise den Kropf der Tiere zu vergrößern, damit der später beim Mästen nicht verletzt werde.

Maststall: Zwei Mal pro Tag geht das Licht an, dann wird mit Mastpistole gestopft

Nach etwa einem Monat dieses "Trainings" kommen die Vögel in den Maststall. Dort leben sie zusammengepfercht die meiste Zeit in Dunkelheit, laut Schmitt, um die Tiere zu schonen. Nur fürs Stopfen zweimal am Tag geht das Licht an. Dann nimmt ein Hofmitarbeiter die Tiere nacheinander zwischen die Knie und führt ihnen ein Metallrohr in die Kehle ein, ähnlich einer Zapfpistole an der Tankstelle.

Aus diesem Rohr strömen mehrere Hundert Gramm Maisbrei direkt in den Kropf der Tiere. Mit einer Hand massiere der Mitarbeiter den Vogelhals und überprüfe den Druck darin. So könne er die Stopfmaschine frühzeitig stoppen, falls Verletzungen drohten, sagt Schmitt.

Das sei auch ein wesentlicher Unterschied zur industriellen Mast. Dort würden die Tiere gestopft, ohne am Hals berührt zu werden, und erlitten so viel häufiger Verletzungen.

Es geht nicht darum, das Tier leiden zu lassen.
Gilbert Schmitt, Besitzer eines Mast-Hofs

Nach etwa einer Woche ist die Prozedur für Enten vorbei, sie werden geschlachtet, ihre nun mindestens 300 Gramm schwere Leber wird verarbeitet. Bei Gänsen zieht sich die Phase des Stopfens mehr als zwei Wochen hin.

Gestopfte Masse entspricht 14 Kilogramm Nudeln pro Tag bei einem Menschen

Die Tierrechtsorganisation Peta ruft indes zur Abkehr von dem "grausamen Produkt" auf. Bei der Stopfleber handele es sich um eine krankhaft vergrößerte Fettleber, die bis zu zehnmal so groß sei wie die Leber eines gesunden Tieres.

Rechne man die Menge des zwangsweise verabreichten Futters auf den Menschen hoch, dann entspräche das bis zu 14 Kilogramm Nudeln pro Tag. Das Stopfen verursache gravierende Nebenwirkungen bei den Tieren: von Atemnot über Halsverletzungen bis hin zu Leberblutungen und Herzversagen.

Kurz bevor die Tiere ohnehin an den Folgen der Fettleber sterben würden, erfolge die Schlachtung, heißt es bei Peta. Massage oder Lichtentzug: Auch das mache die Mast nicht tierfreundlich.

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