Ein Adventsthema spaltet in diesem Jahr Deutschland: Draußen gemeinsam Glühwein trinken oder doch nicht? Mehr als jeder Zweite vermisst die Weihnachtsmärkte.
Menschenansammlungen sollen in diesem Advent wegen Corona vermieden werden - vor Glühweinständen bilden sich allerdings in vielen Städten derzeit lange Schlange und Pulks. Bars und Gastronomen nutzen ein Schlupfloch und bieten Glühwein to go an. Eine nette Alternative zu den weitgehend abgesagten Weihnachtsmärkten?
Städte planen Verbote
Die vermisst laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom zweiten Adventswochenende immerhin mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland (53 Prozent), Frauen häufiger als Männer (56 Prozent versus 48 Prozent).
Gesundheitsexperten zeigen sich von Glühwein to go wenig begeistert. Und die ersten Städte wollen gegen den Verkauf vorgehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte zu mehr Solidarität.
Das sagte er am Sonntag im RTL-Jahresrückblick "2020! Menschen, Bilder, Emotionen". Während manche "mit 40, 50 Mann am Glühweinstand" stünden, arbeiteten zur selben Zeit Pflegekräfte rund um die Uhr und gäben "alles, um Menschen eben das Überleben möglich zu machen".
Köln setzt auf Einsicht
In Köln tat sich als prominenter Kritiker SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hervor.
Das schrieb Lauterbach auf Twitter. "Das kostet zum Schluss Neuinfizierte und Tote. Dazu ist später noch Zeit, wenn wir geimpft sind." Er berichtete auch, wie er Leute ohne Abstand und Maske, aber mit Glühwein oder Bier gesehen habe. In Köln gilt von 22 bis 6 Uhr ein Konsumverbot für Alkohol im öffentlichen Raum.
Berliner sprechen schon von "Glühwein-Strich"
Auch der Verkauf ist in dieser Zeit untersagt. Die Einhaltung der Regeln liege im Interesse aller, deswegen wolle die Stadt nicht zu jeder Zeit überall sein, sondern setze auf die Einsichtsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger und auch auf die Verantwortung der Glühweinstand-Betreiber, sagte ein Stadtsprecher. Er sagte aber auch, dass es weitere Sanktionen geben könne.
Wer trotz Veranstaltungsverbot nicht auf weihnachtliche Stimmung verzichten will, kann dem bayerischen Unterbrunn einen Besuch abstatten: Dort gibt es den Drive-In-Weihnachtsmarkt.
In Baden-Württemberg will Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) den Alkoholausschank im Freien verbieten. Das wolle er dem Kabinett vorschlagen, sagte er am Montag im Radioprogramm "SWR Aktuell". "Wir haben jetzt gerade am Wochenende in den großen Innenstädten gesehen, dass im Prinzip die Weihnachtsmärkte über die Hintertür kommen, dass wir Riesenschlangen an Glühweinständen hatten."
In Berlin nennen die Medien einige Straßen schon "Glühwein-Strich". Die Ordnungsbehörden wollen nun vermehrt gegen zu viel Rummel vorgehen. Einige Städte, darunter Lüneburg und Leipzig, haben den Getränkeverkauf oder Alkoholausschank an Ständen schon verboten.