In den vergangenen Tagen wirbelten gleich drei Stürme Deutschland ordentlich auf. Bekannt sind sie unter üblichen Vornamen, über die wir in Deutschland selbst mitbestimmen können.
Erst war es Ylenia, dann kam Zeynep und gleich darauf Antonia. Diese drei Tiefs sorgten in Deutschland mit schweren Sturm- und sogar Orkanböen für teils heftige Verwüstung. Am Dienstag war mit Tief Bibi auch schon der nächste Sturm im Anmarsch. Ihre Namen klingen dabei oft harmlos. Aber woher stammen diese?
Im Grunde genommen hat jede und jeder die Möglichkeit, solch ein Wetterphänomen offiziell mit einem Namen zu taufen. Über die Aktion "Wetterpate" der Freien Universität Berlin und dem Verein Berliner Wetterkarte e.V. können sogenannte "Wetterpatenschaften" erworben werden. Wer zum Wetterpaten wird, darf einem Hoch- oder Tiefdruckgebiet einen Namen geben.
Geld für Wetterpatenschaft geht an Studierende
Die Preise für eine Patenschaft sind unterschiedlich: Ein Hoch liegt bei 360 Euro und ein Tief bei 240 Euro. Der Unterschied ergibt sich laut Aktion Wetterpate daraus, dass Hochdruckgebiete eine längere Lebensdauer haben als Tiefdruckgebiete und daher auch für längere Zeit auf den Wetterkarten zu sehen sind.
Das Geld der Wetterpatenschaften kommt anschließend den Studierenden und der Wetter- und Klimastation Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin zugute.
Welche Regeln gelten bei der Namensvergabe?
Die Namensvergabe folgt grundsätzlich einer alphabetischen Reihenfolge. Das erste Tief und Hoch im Jahr fängt dementsprechend mit dem Buchstaben "A" an. Innerhalb eines Jahres sind mehrere Durchläufe zu erwarten, da pro Jahr schätzungsweise 130 relevante Tief- und 50 Hochdruckgebiete auftreten.
Bei der Auswahl eines Namens gelten bestimmte Regeln. Demnach werden nur standesamtlich anerkannte Vornamen angenommen. Sonderzeichen sind nicht erlaubt, aber deutsche Umlaute. Nicht zugelassen werden Doppelnamen, Nachnamen und auch Firmennamen, die nicht zugleich auch Vornamen sind.
Außerdem muss das Geschlecht des Namens beachtet werden. Denn bei der Namensvergabe von Stürmen gilt: In geraden Jahren, wie dieses Jahr, erhalten Hochdruckgebiete männliche und Tiefdruckgebiete weibliche Namen. Damit es gerecht bleibt, ist es in ungeraden Jahren andersherum. Das war aber nicht immer so.
Namensvergabe langjährige Tradition
Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, erhalten bereits seit 1954 auf Initiative von Richard Scherhag, Gründer des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin einen Namen. Anstoß für die Namensgebung gab die damalige Studentin und spätere ZDF-Meteorologin Karla Wege. In Anlehnung an die weiblich benamten Hurrikans in den USA schlug sie die Benamung von Hochdruckgebieten mit männlichen Vornamen vor.
In den Neunzigerjahren erklärte eine bundesweite Fraueninitiative, die Namen der Druckgebilde seien diskriminierend. 500 Unterschriften wurden gegen den "Missbrauch" weiblicher Vornamen bei Tiefdruckgebieten gesammelt. Denn: Bis einschließlich 1998 trugen Tiefdruckgebiete nur weibliche und Hochdruckgebiete männliche Namen.
Anfang 1999 begann schließlich der ARD-Fernsehmeteorologe Jörg Kachelmann im Alleingang damit, in seinen Wettervorhersagen den Tiefs auch männliche Namen zu geben. Um das Durcheinander zu ordnen, einigte man sich schlussendlich auf die noch heute gültige Regelung, nach der sich die Namen jedes Jahr abwechseln.
Die Wettervorhersage aus der 19 Uhr-heute-Sendung
Sturmnamen regional unterschiedlich
Auch in anderen Ländern erhalten Wetterphänomene einen Namen. Das kann aber dazu führen, dass eine Wetterlage in Europa mehrere Namen trägt. So hieß das Sturmtief Zeynep in Großbritannien etwa Eunice und im skandinavischen Raum Nora.
Wie das nächste Tief oder Hoch in Deutschland heißen wird, kann über die Aktion Wetterpate eingesehen werden. Demnach ist bei den Tiefdruckgebieten als nächstes Claudia an der Reihe, bei den Hochdruckgebieten Jannis.