Flugunglück in Südkorea: 179 Tote - Vogelschlag als Ursache?

    Vogelschlag als Ursache?:179 Tote nach Flugzeugunglück in Südkorea

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    In Südkorea ist ein Flugzeug mit 181 Menschen an Bord von der Landebahn abgekommen. 179 Menschen starben bei dem Unglück - nur zwei überlebten.

    Mitglieder eines Rettungsteams arbeiten an der Unfallstelle.
    In Südkorea ist ein Passagierflugzeug mit 181 Menschen an Bord bei seiner Landung in eine Mauer gestürzt. Das Flugzeug ging in Flammen auf.29.12.2024 | 1:31 min
    Bei der Landung am internationalen Flughafen von Muan in Südkorea ist ein aus Thailand kommendes Passagierflugzeug mit 181 Insassen verunglückt. 179 Menschen starben am Sonntagmorgen (Ortszeit). Nur zwei Crew-Mitglieder überlebten und sind laut der Nachrichtenagentur Yonhap außer Lebensgefahr.
    Wahrscheinliche Auslöser des Unglücks waren dem Leiter der Flughafenfeuerwehr, Lee Joeng Hyun, zufolge ein Vogelschlag sowie widrige Wetterbedingungen.

    Siebentägige Staatstrauer ausgerufen

    Der geschäftsführende Präsident Choi Sang Mok rief nach dem Unglück eine siebentägige Staatstrauer aus. Sie solle bis kommenden Samstag gelten, berichtet Yonhap. Choi Sang Mok sagte demnach:

    Wir sprechen den Hinterbliebenen von denjenigen, die bei dieser unerwarteten Tragödie ihr Leben verloren haben, unser tiefstes Beileid und Mitgefühl aus.

    Choi Sang Mok, geschäftsführender Präsident von Südkorea

    Feuerwehrleute und Rettungskräfte arbeiten am internationalen Flughafen von Muan in Südkorea
    Die Rettungsarbeiten in Muan dauern weiter an.
    Quelle: dpa

    Passagiere hatten "kaum eine Überlebenschance"

    Es handelt sich um eines der schwersten Flugzeugunglücke seit Jahren. Insgesamt befanden sich laut Yonhap 173 südkoreanische und zwei thailändische Passagiere sowie sechs Crew-Mitglieder an Bord der Maschine.
    Das Flugzeug der südkoreanischen Billigfluggesellschaft Jeju war am Sonntagmorgen aus Bangkok kommend beim Landeversuch im südwestlich gelegenen Muan verunglückt. Die Boeing 737-8AS war um kurz nach 9 Uhr über die Landebahn hinausgeschossen, prallte gegen eine Mauer und fing Feuer.
    Die Passagiere seien durch den Aufprall "aus dem Flugzeug geschleudert worden" und "hatten kaum eine Überlebenschance", zitierte die Feuerwehrbehörde einen örtlichen Feuerwehrmann, der mit am Flughafen versammelten Angehörigen sprach.

    Flugzeug "fast vollständig" zerstört

    Das Flugzeug sei "fast vollständig" zerstört und die Identifizierung der Verstorbenen gestalte sich schwierig, hieß es weiter. Wie die Feuerwehr weiter mitteilte, werden aktuell DNA-Proben vorgenommen, um die Todesopfer zu identifizieren. Teile der Flugzeugsitze und des Gepäcks lagen auf einem Feld neben der Landebahn verstreut, nicht weit von dem verkohlten Heck der Maschine entfernt.
    Feuerwehrleute und Mitglieder des Rettungsteams arbeiten auf dem internationalen Flughafen von Muan.
    Der Flughafen liegt knapp 300 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Seoul.
    Quelle: picture alliance/dpa/Newsis/AP

    Erste Vermutung zur Unglücksursache

    Die Ermittler gehen laut Medienberichten bisher davon aus, dass ein Vogelschlag zu einer Fehlfunktion am Fahrwerk geführt hatte. Laut Yonhap unternahmen die Piloten zunächst einen ersten Landeversuch, brachen ihn aber ab und wagten dann eine Bruchlandung. Allerdings schafften sie es offensichtlich nicht, die Geschwindigkeit der mit dem Rumpf aufsetzenden Maschine ausreichend zu reduzieren, bevor das Ende der Landebahn erreicht war.

    Als Vogelschlag wird ein Zusammenstoß zwischen einem oder mehreren Vögeln mit einem oder mehreren Gegenständen bezeichnet. Für ein Flugzeug kann ein solcher Zusammenstoß gefährliche Auswirkungen haben, insbesondere dann, wenn Vögel in die Lufteinlässe der Triebwerke gesaugt werden. Weltweit hat es bereits eine Reihe von tödlichen Unfällen aufgrund von Vogelschlag gegeben.

    Besondere Beachtung fand die Wasserlandung eines Airbus A320 der Fluggesellschaft US Airways auf dem Hudson River in New York im Jahr 2009: Ein Vogelschlag hatte dabei zuvor beide Triebwerke beschädigt. Der Vorfall wurde als das "Wunder auf dem Hudson" bekannt, weil niemand zu Schaden kam. 

    Quelle: AFP

    Feuerwehrchef Lee sagte, die genaue Unglücksursache werde nach "einer gemeinsamen Untersuchung" bekanntgegeben. Die abschließende Klärung dürfte sich jedoch über Monate ziehen - trotz gefundener Flugschreiber. Diese sollen laut dem kasachischen Transportministerium in Brasilien ausgewertet werden, wo die Flugzeuge des Typs Embraer hergestellt werden.
    Nach dem Unglück wurden alle weiteren Flüge von und nach Muan gestrichen. Der Flughafen, der 2007 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnet wurde, liegt in der südwestlichen Provinz Jeolla - knapp 300 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Seoul. Westliche Fluggesellschaften steuern den Airport nicht an.

    Airline bittet um Entschuldigung

    Die Airline Jeju Air veröffentlichte auf ihrer Website ein Schreiben:

    Wir entschuldigen uns zutiefst bei allen, die von dem Vorfall am Flughafen Muan betroffen sind.

    Airline Jeju Air

    Airline-Chef Kim E-Bae entschuldigte sich für den Absturz. Er werde mit den Behörden bei der Aufklärung des Unglücks zusammenarbeiten. Die Unterstützung der Hinterbliebenen habe oberste Priorität. Boeing erklärte, mit Jeju Air in Kontakt zu sein und für die Ermittlungen zur Verfügung zu stehen.

    Die südkoreanische Luftfahrt hat eine solide Sicherheitsbilanz. Für die Fluglinie Jeju Air war es der erste tödliche Absturz seit ihrer Gründung 2005. Im Jahr 2007 kam ein von Jeju Air betriebenes Flugzeug vom Typ Bombardier mit 74 Passagieren an Bord aufgrund starker Winde auf dem südlichen Flughafen Busan-Gimhae von der Landebahn ab. Dabei wurde ein Dutzend Menschen verletzt.

    Das bisher tödlichste Flugzeugunglück auf südkoreanischem Boden ereignete sich am 15. April 2002: Eine Boeing 767 der Fluggesellschaft Air China flog auf dem Weg von Peking zum südkoreanischen Flughafen Busan-Gimhae gegen einen Berg - 129 Menschen kamen ums Leben.

    Quelle: AFP

    Präsident Choi Sang Mok begibt sich zum Unglücksort

    Der inmitten der laufenden Staatskrise in Südkorea nur geschäftsführend tätige Präsident Choi Sang Mok ordnete umfassende Rettungsmaßnahmen an und begab sich zum Unglücksort.
    Viele Staats- und Regierungschefs sprachen den Menschen in Südkorea ihr Beileid aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wünschte den Verletzten auf der Online-Plattform X "rasche Genesung". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich per Mitteilung "zutiefst bestürzt". Angesichts der schweren Zeit für das Land sei dies ein "weiterer Schlag ins Herz der Nation", erklärte er. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich auf X "untröstlich".

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: AFP, dpa, Reuters

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