Steuerberater-Nähe: Wie eine Top-Beamtin Superreichen hilft
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Nähe zu Steuerberatern:Wie eine Top-Beamtin Superreichen hilft
von Julia Friedrichs
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Eine wachsende Beraterbranche hilft Superreichen mit trickreichen Modellen, Steuern zu drücken. ZDF-Recherchen belegen große Nähe zu einer Top-Beamtin aus dem Finanzministerium.
Jochen Breyer recherchiert in der Welt der deutschen Superreichen: 237 Milliardäre zählt das Land, Tendenz steigend. Wer der reichste Deutsche ist, war lange geheim. Bis jetzt.12.12.2023 | 43:28 min
Königstein im Taunus, eine Konferenz der Steuersparbranche: Es ist ein exklusiver Kreis. Die Tageskarte kostet 1.400 Euro. Im Publikum: die Berater der Superreichen, Mitarbeiter hochspezialisierter Großkanzleien oder sogenannter Family Offices, die die Vermögen von Millionärs- und Milliardärsfamilien betreuen.
In den Vorträgen geht es auch um Steuersparmodelle für Superreiche: Cash-Boxen, Familienstiftungen, Zwischen-GmbHs. Alles legale Tricks, mit denen sich die Steuer drücken lässt. Vermögen, so heißt es auf Konferenzen wie diesen, müsse möglichst "unschädlich", also steuerfrei, gemacht werden.
Eine Ministerialrätin bei der Steuersparbranche
Ein Name auf dem Programm fällt auf: Ministerialrätin Gerda Hofmann. Im Finanzministerium ist sie zuständig für den Bereich Vermögens- und Erbschaftssteuern. Aus ihrer Abteilung stammen die Grundpfeiler der Gesetze, die die Berater nach Schlupflöchern durchsuchen.
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Hinter ihrem Namen ein überraschender Zusatz: "spricht nicht in dienstlicher Eigenschaft." In ihrem Vortrag klingt das aber anders. Die Top-Beamtin will die Berater warnen. Sie sagt, sie habe "seit Dienstag" Informationen darüber, dass eine Steuervergünstigung wegfallen könnte.
Deutschlands Milliardäre besitzen mindestens 500 Milliarden Euro mehr als bisher angenommen. Das geht aus Daten des Netzwerks Steuergerechtigkeit hervor, die dem ZDF vorliegen.
von Julia Friedrichs
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Service von Beamtin für Berater der Superreichen
Es geht um die Grunderwerbssteuer. Die wird - Achtung, kompliziert! - bei Grundstückdeals unter Personengesellschaften mit gleichen Eigentümern bislang erlassen. Eine Regelung, die viele Berater im Alltag für sinnvoll halten, die aber auch Teil mancher Steuersparkonstruktionen ist und nun wegzufallen droht.
Aber die Beamtin beruhigt: Sie sagt, sie habe "ihre Werkzeugkästen". Die Mandanten der Berater, also die Superreichen, könnten ruhig schlafen. Am Ende kündigt sie noch einen besonderen Service für die zahlenden Gäste an: Sie hat nicht nur diese Neuregelung, sondern alle Entscheidungen der Finanzverwaltung, die die Berater der Superreichen interessieren könnten, schriftlich zusammengefasst.
Weder das Finanzministerium noch Gerda Hofmann selbst beantworten die Fragen, die das ZDF zu ihrem Auftritt hat. War der Vortrag durch das Ministerium genehmigt? Hat sie ein Honorar erhalten? Warum steht auf dem Ankündigungsplakat, sie spräche nicht dienstlich, wenn es doch offensichtlich um Informationen aus dem Ministerium geht?
Parteispenden der Milliardäre
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Die Konferenz in Königstein ist Teil einer umfassenden Recherche in einer sehr lukrativen Branche: der Steuersparbranche für Vermögende. Das ZDF trifft einen Berater, der zu den renommiertesten Experten gehört. Auch er hilft Vermögenden, Steuern zu sparen - aber ihn stört, wie aggressiv einige seiner Kollegen inzwischen vorgehen. Deshalb entscheidet er sich, anonym aus dem Innern der Branche zu berichten.
Die Berater seien hochspezialisiert, sagt er, "vergleichbar mit Gehirnchirurgen". Sie würden für ihre Tätigkeit bis zu 900 Euro pro Stunde verlangen. Dafür würden sie um das Vermögen der Superreichen herum komplizierte rechtliche Strukturen bauen - verschachtelte Konstruktionen aus verschiedenen Rechtsformen und Orten. Ein unmoralisches, aber im Extremfall finanziell sehr attraktives Angebot. Unser Informant sagt:
Lücken zwischen Steuersystemen nutzbar
Wie das genau geht, will der Mann nicht sagen. Er wolle keine Bauanleitung liefern, sagt er. Nur so viel: Man nutze dabei zum Beispiel Lücken zwischen den Steuersystemen einzelner Staaten, "Disharmonien", nennt es der Berater. Wenn ein Staat eine Einkommensart als Unternehmensgewinn verbuche, ein anderer aber als Kapitalertrag, könne es gelingen, steuerfrei davonzukommen.
Es sei am Ende ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Beratern, die nach Schlupflöchern suchen und den Staaten, die mehr oder weniger engagiert versuchen, diese zu schließen.
Quelle: ZDF/Mateusz Smolka
Diese Recherche ist Teil der Dokumentation "Die geheime Welt der Superreichen: das Milliardenspiel" von Julia Friedrichs und Jochen Breyer. Jetzt in der ZDF-Mediathek und am Dienstag, 12. Dezember 2023, um 20:15 Uhr im ZDF.
von Sophia Baumann, Maria Christoph, Felix Klauser, Hans Koberstein, Hannes Munzinger, Bastian Obermayer, Frederik Obermaier, Marta Orosz, Timo Schober und Sophia Stahl