Auf der Synodalversammlung in Frankfurt ringen die deutschen Katholiken um Richtungsentscheidungen. Nach anfänglicher Skepsis überwiegt die Hoffnung auf Veränderung in der Kirche.
Die deutschen Katholiken haben am Samstag die zweite Synodalversammlung ihres Reformprozesses mit "klaren Richtungsentscheidungen" abgeschlossen. Er sei "unglaublich berührt", weil bei dem dreitägigen Treffen so viel geschafft worden sei, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zum Abschluss.
Nicht mehr beschlussfähig: Versammlung vorzeitig beendet
Einen Schönheitsfehler gab es allerdings zum Schluss: Die Versammlung musste vorzeitig beendet werden, weil zu wenige Mitglieder im Saal anwesend waren und das Gremium dadurch nicht mehr beschlussfähig war.
Eine ganze Reihe von Mitgliedern war offenbar schon vorzeitig abgereist.
Bätzing lobte gleichwohl hoch engagierte Teilnehmer, die in sehr intensiven Arbeitstagen vieles auf den Weg gebracht hätten - so wurden 13 Texte in erster Lesung verabschiedet, in denen es etwa um mehr Beteiligung der Gläubigen, um Sexualmoral oder die Rolle von Frauen ging.
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Anspannung nach umstrittener Entscheidung zu Missbrauchsfällen
Dabei waren viele Teilnehmer mit großen Bedenken nach Frankfurt gefahren - unter ihnen Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). "Die Stimmung war wirklich schlecht", räumte Sternberg am Samstag ein. "Wut und Ärger waren da." Auch Bätzing sprach von hoher emotionaler Anspannung vieler Synodaler angesichts der jüngsten Entscheidung aus Rom, Bischöfe im Zusammenhang mit dem Umgang mit Missbrauchsfällen im Amt zu belassen.
Doch am Ende der zweiten Synodalversammlung verspürte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode dann doch wieder den "Geist von Frankfurt". Ist der Geist der Demokratiebewegung, für den etwa die Frankfurter Paulskirche steht, auch eine Chance für die katholische Kirche, die angesichts des Umgangs mit dem Missbrauchsskandal auch von Gläubigen massiv kritisiert wird, die ihr bisher die Treue gehalten haben?
"Wir haben gezeigt: Synodalität geht", sagte Sternberg zum Abschluss des dreitägigen Treffens. Persönliche Angriffe seien trotz teilweise sehr unterschiedlicher Überzeugungen ausgeblieben.
Bisher kein Gespräch mit dem Vatikan
"Man darf Diskussionswege nicht abreißen lassen", sagte auch ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann. "Es ist nach wie vor ein großes Werben und Dringen." Geworben wird auch um Gehör aus Rom. So gab es bislang kein Gespräch des Vatikans mit ZdK-Vertretern - für Kortmann ein Anlass, den päpstlichen Nuntius Nikola Eterovic gewissermaßen noch an der Saaltür zurückzurufen: "Bitte gehen Sie noch nicht - Ihr Auto wartet", versicherte sie dem Botschafter des Vatikans, nachdem einige Teilnehmer bereits vor dem Schlussgebet zum Ausgang strebten.
Es wäre gut, wenn der Nuntius Papst Franziskus "von einer menschenfreundlicheren und partizipativeren Kirche berichten" würde, so Kortmann.
Und Briefe könne man übrigens auch beantworten, setzte die ZdK-Vizepräsidentin hinzu.
Weg in Richtung Reformen "unumkehrbar"
Für die Reformbewegung "Wir sind Kirche" ist der Prozess des
Synodalen Wegs unumkehrbar. "Der Zug geht in Richtung Reformen und kann nicht mehr umgekehrt werden", sagte Christian Weisner vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung der Deutschen Presse-Agentur zum Abschluss der zweiten Synodalversammlung in Frankfurt. Problematisch sei das Verhalten des Vatikans.Dass der Synodale Weg kein Spaziergang sei, sondern "ein steiniger Weg", sei von vornherein klar gewesen, sagte Weisner. Es gebe allerdings keine Alternative für die Kirche. "Das ist die letzte Chance."
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