Etwa 5.000 junge Menschen aus 49 Ländern singen, beten und diskutieren bis Sonntag in der Hansestadt. So unterschiedlich ihre Herkunft auch ist, sie eint der Wunsch nach Frieden.
5.000 Jugendliche aus aller Welt treffen sich in Rostock zum europäischen Jugendtreffen von Taizé. Wie blicken die jungen Menschen zurück und vor allem nach vorne ins neue Jahr?
Tausende junge Menschen strömen von allen Seiten in die Messehalle der Hansemesse in Rostock. Im Getümmel der Menschentraube klingen viele unterschiedliche Sprachen, alle haben verschiedene Lebenswirklichkeiten, und doch sind Sorgen, Nöte und Hoffnungen im Prinzip ähnlich.
Klimakrise und Ukraine-Krieg im Fokus der Diskussionen
Abseits von Besinnlichkeit, Gebet, Gesang und Meditation wollen sie über den Tellerrand blicken. In gemeinsamen Workshops beschäftigt die Teilnehmenden vor allem eine aus den Fugen geratenen Welt und wie sie mit ihr umgehen sollen.
Zentrale Themen sind Klimakrise und Menschenrechte, vor allem aber der Krieg in der Ukraine. Karol aus Polen lebt nahe der Grenze zur Ukraine:
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"Die Kriege machen deutlich, welche Werte wichtig sind, nämlich Demokratie und Freiheit", meint Bernhard Greif aus dem Allgäu.
Flüchtlingswellen und Hungernöte
Für Valeria aus Spanien ist der Krieg in der Ukraine schrecklich, sie beschäftigt aber auch der Flüchtlingsstrom aus Afrika:
Und Pia aus Slowenien belasten Hungersnöte in aller Welt: "Viele Leute haben nichts zu essen und sind krank und haben keine Möglichkeit zum Arzt zu gehen."
Austausch auch über persönliche Sorgen
Was beschäftigt euch im Alltag? Was belastet euch persönlich? Womit hadert ihr? Die jungen Menschen sind sich häufig völlig fremd und doch sprechen sie offen auch über intime Probleme, wollen wissen, wie andere Gleichaltrige zum Beispiel über Familie, Kinderkriegen, Beruf oder Tod denken.
Bruder Alois Löser, Prior der Gemeinschaft von Taizé, im Gespräch mit Andrea Ballschuh über Taizé als Ort der Sinnsuche von Jugendlichen.
"Nächsten Monat habe ich Prüfungen im Studium, darüber mache ich mir Sorgen“, gesteht Maria Anna aus Slowenien. Michaela, die gerade in diesem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen und einen neuen Job angefangen hat, sorgt sich um ihre finanzielle Lage:
Suche nach Lösungen aus den Krisen
Geplagt von Zukunftsängsten und Unsicherheiten, suchen die jungen Menschen gemeinsam ihren Weg. Dabei hilft auch, über Strategien zu sprechen, wie die Welt wieder ins Lot gebracht werden kann.
Sheryl aus Frankreich und auch Matthias aus Hongkong sind sich einig: "Solange wir uns nicht zu hören, wird niemand wirklich etwas tun und wird es nicht wirklich Veränderung geben."
Pia aus Slowenien pflichtet bei: "Kämpfen ist nicht die Lösung". Regina aus Deutschland verweist auf den Einfluss, den jeder einzelne hat:
Beten, Singen – Stille. In sich hineinhören, in die Tiefe gehen, ins Gespräch mit Gott kommen inmitten einer großen Gemeinschaft. Das ist es, was jährlich Zehntausende nach Taizé zieht.
Wünsche und Hoffnungen der Jugendlichen für 2023
Nach der Philosophie von Taizé - dem größten ökumenischen Religions-Event - nehmen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit nach Hause und verbreiten sie dort. In der Taizé-Gemeinschaft wollen sie gemeinsam ein Zeichen für Solidarität, Toleranz und Weltfrieden setzen. Doch auch private Wünsche finden ihren Raum:
"Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen als dieses Jahr," sagt Pia aus Slowenien und Maria Anna ergänzt lachend: "Einen festen Freund bekommen…"
Die Teilnehmenden des Taizé-Treffens sind bei Privatleuten in ganz Rostock und Umgebung untergekommen. Sie freuen sich darauf noch bis Sonntag zusammen zu kommen und auch auf eine Riesenparty zum Jahreswechsel. Na dann: guten Rutsch!
Anne Stadtfeld ist Reporterin im ZDF-Studio Mecklenburg-Vorpommern.