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Krieg, Inflation, Depressionen : Seelsorge: Jeder vierte Anrufer ist einsam

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0800/11 10 11 1: Rund 1,2 Millionen Mal hat das Telefon unter dieser Nummer geläutet. Die Anrufer wollen mit der Telefonseelsorge über Krieg, Krisen und vor allem Einsamkeit reden.

Archiv, Hamburg: Eine ehrenamtliche Telefonseelsorgerin im Auftrag der Diakonie Hamburg telefoniert.
Ein Thema, das besonders die Älteren beschäftigt ist der Ukraine-Krieg. Bei ihnen werden oft Erinnerungen an Selbsterlebtes wach.
Quelle: dpa

Gut jeder vierte Anruf bei der Telefonseelsorge dreht sich in diesem Jahr um das Thema Einsamkeit. "Das ist besonders seit dem Beginn der Corona-Pandemie ein immer wieder genanntes Problem, das alle Altersgruppen betrifft", sagte der Vorsitzende der bundesweiten Telefonseelsorge-Arbeitsgruppe Statistik, Ludger Storch.

Patientenschützer: Einsamkeit ist Volkskrankheit

Das deckt sich mit der Einschätzung der Stiftung Patientenschutz. Demnach ist Einsamkeit "die größte Volkskrankheit in Deutschland". Nicht nur hochbetagte Menschen seien betroffen, sagte Vorstand Eugen Brysch am Samstag.

Im Gegensatz zu den letzten Jahren berichten auch immer mehr 60- bis 70-Jährige, dass sie sich einsam fühlen.
Patientenschützer Eugen Brysch

Es greife zu kurz, wenn Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) an Betroffene appelliere, sich aus eigenem Antrieb Hilfe zu suchen und Angebote wie die Telefonseelsorge zu nutzen.

Im Lockdown haben viele Menschen Anschluss verloren

Bei der Hotline weiß man, wie groß der Bedarf an Ansprache ist. "Während der Lockdowns war das natürlich besonders deutlich. Inzwischen haben die Rahmenbedingungen sich zwar verändert, aber das grundsätzliche Problem ist noch da", sagte Storch.

Viele Anrufer berichten uns nun, dass sie Schwierigkeiten hätten, mit anderen Menschen wieder in Kontakt zu kommen.
Ludger Storch, Telefonseelsorge

Lockere Beziehungen seien im Laufe der Corona-Zeit eingeschlafen und man wisse nicht, wie man sie wiederbeleben oder neuen Anschluss finden könne.

Hunderttausende Anrufe bei Telefonseelsorge

Insgesamt hätten 2022 rund 1,2 Millionen Menschen bei der Telefonseelsorge angerufen, etwa so viele wie im Vorjahr. "Damit setzt sich die hohe Nachfrage fort, die wir seit Beginn der Pandemie verzeichnen", sagte Storch, der auch Leiter der Telefonseelsorge Bochum ist.

Die rund 7.700 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantworteten zudem rund 43.000 Mails und 37.000 Chats.

Ältere Menschen belastet besonders der Krieg

Kurz nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine im Februar habe der Anteil älterer Anrufer auffallend deutlich zugenommen, sagte Storch. "Viele von ihnen äußerten Ängste, weil sie sich an ihre eigenen Kriegserfahrungen erinnert fühlten." Auch in den folgenden Monaten ging es nach Angaben von Storch bei einem Drittel der Gespräche mit Menschen über 80 um dieses Thema.

Die Energiekrise und steigenden Kosten schlagen sich ebenfalls in den Gesprächen der Telefonseelsorge nieder. "Vor allem Menschen, die ohnehin ein knappes Budget haben, machen sich Sorgen, wie sie mit ihrem Geld auskommen und Nachzahlungen vermeiden können", sagte Storch. Häufigste Themen unter allen Anrufen seien unverändert Beziehungsstress, Probleme durch psychische Erkrankungen sowie andere persönliche Krisensituationen.

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