Sie sollte eigentlich unzerstörbar sein, doch dann kam alles anders: Vor 110 Jahren sank die "Titanic". Der Geschichte kommt man in einer Ausstellung in London besonders nahe.
Ein Schiffbruch schien unvorstellbar. "Wir sind auf einem Schiff, das unsinkbar ist", sollen die Ingenieure der "Titanic" gesagt haben. Ausreichend Rettungsboote für alle Passagiere schienen überflüssig.
Ein Meisterwerk des Schiffbaus in bis dato unerreichter Größe, gebaut mit allem Luxus, besonderen Sicherheitsvorkehrungen und Liebe zum Detail. Ein mehr als 52.000 Tonnen schwerer Koloss, geschaffen für die Ewigkeit - der jedoch nur zu einer einzigen tragischen Reise aufbrach.
Rund 1.500 Menschen starben bei "Titanic"-Unglück
Vor 110 Jahren, am 10. April 1912, stach die "Titanic" in See. Vier Tage später, am 14. April, kollidierte das Schiff mit einem Eisberg, der sein Schicksal besiegelte. Das Eis beschädigte den Schiffsbauch und riss Lecks.
Innerhalb von Stunden liefen Unmengen Wasser in die "Titanic", die auseinander brach, Feuer fing und in die Tiefe sank. Hunderte Menschen konnten sich auf den wenigen Rettungsbooten in Sicherheit bringen, rund 1.500 Passagieren und Crew-Mitgliedern aber brachte das eisige Wasser des Nordatlantiks den Tod.
"Titanic"-Ausstellung in London lockt viele Menschen an
Heute fasziniert die Tragödie noch immer. Viele junge Menschen sind unter den Besucherinnen und Besuchern der "Titanic"-Ausstellung, die am sogenannten Dock X im Südosten von London zu sehen ist.
"Obwohl es 110 Jahre her ist, ist es, als ob es vor nicht allzu langer Zeit passiert wäre. Und wenn wir diese Geschichten hören, können wir verstehen, dass wir uns nicht viel verändert haben - wir hätten alle dort sein können!", sagte der schwedische Kurator der Ausstellung, Claes-Göran Wetterholm.
"Ein Mammut ohne jeden Vergleich"
Viele Fotos der Schiffsarbeiter und Passagiere von damals sind vergilbt, und doch schafft es die Schau, die "Titanic" ein Stück weit ins Jetzt zu holen. "Ein Mammut ohne jeden Vergleich. Man kann es nicht glauben, bis man es gesehen hat", heißt es in den Tagebuch-Notizen eines Beobachters wenige Tage vor der Jungfernfahrt.
Läuft man durch die Nachbildung eines Flures, der auf der "Titanic" zu den Erste-Klasse-Kabinen führte, bekommt man eine Ahnung, wie es sich angefühlt haben könnte, Fahrgast auf dem berühmten Dampfer zu sein. Klar wird auch, aus welch unterschiedlichen Hintergründen die Menschen an Bord kamen.
Der Untergang der Titanic wurde zum Mythos. Jahrzehntelang lag das Wrack unerreichbar in den Tiefen des Nordatlantiks.
Zwischen Luxus an Bord und Knochenarbeit im Schiffsbauch
Für den jungen Spanier Victor Peñasco, dessen Smoking zu den erhaltenen Originalstücken der Ausstellung gehört, war die Fahrt einfach ein großes Abenteuer, mit seiner Frau war er in der ersten Klasse unterwegs. Im untersten Teil der "Titanic" schufteten die Arbeiter an den Kohleöfen, um den Energiebedarf des Schiffs zu stillen und das Treiben am Laufen zu halten.
Auch Original-Fahrkarten und auf der "Titanic" verfasste Briefe haben das Unglück überlebt. Sie sind Dokumente der Hoffnungen im Gepäck der Passagiere. Von Southampton im Süden Englands aus begann sie ihre schicksalsreiche Fahrt. Ziel- und Sehnsuchtsort: New York.
Wie die Geschichte ausgeht, ist kein Geheimnis. Doch nachgestellte Aufnahmen davon, wie die wenige Tage zuvor noch von den Massen bejubelte "Titanic" Stück für Stück unter der Wasseroberfläche verschwindet, entfalten einen Sog, dem man als Zuschauer schwer entkommt.
"Titanic" liegt noch immer am Boden des Ozeans
Das Schicksal, trotz dem neuesten Stand der Technik der Wucht der Natur ausgeliefert zu sein, macht die "Titanic"-Saga auch zu aktuellem Stoff. Damals wie heute sind mit technischen Innovationen große Hoffnungen verbunden. Doch in Zeiten häufiger auftretender Naturkatastrophen zeigt sich immer wieder, wie ausgeliefert der Mensch dieser Wucht sein kann.
Von Meerespflanzen überwuchert liegt das Wrack des eint stolzen Schiffes bis zum heutigen Tag auf dem Grund des Ozeans. Kurator Wetterholm sieht die Geschichte der "Titanic" auch als symbolisch für das an, was man im alten Griechenland unter "Hybris" verstand - die menschliche Sünde der Anmaßung und Selbstüberschätzung.