Erstochene Lehrerin in NRW: Tatmotiv Schulprobleme?

    Drama in NRW:Erstochene Lehrerin: Tatmotiv Schulprobleme?

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    Eine Lehrerin ist in einer Schule in NRW erstochen worden. Jetzt gibt es Hinweise auf ein mögliches Motiv des Verdächtigen: Wenige Stunden vor der Tat bekam er einen Schulverweis.

    Das Bild zeigt das Berufskolleg Tecklenburger Land in Ibbenbüren.
    An einem Schulzentrum in Ibbenbüren in der Region Tecklenburger Land ist eine Lehrerin mutmaßlich von einem ihrer Schüler erstochen worden.
    Quelle: dpa

    Es ist regnerisch und grau am Mittwochmorgen am Schulzentrum in Ibbenbüren nördlich von Münster. Der Unterricht in der Kaufmännischen Schule ist abgesagt worden, nachdem dort am Dienstag eine 55-jährige Lehrerin in einem Klassenraum erstochen wurde. Der Täter war mutmaßlich einer ihrer Schüler.
    Einen Tag später zeichnet sich ab, was zu der grausamen Tat geführt haben könnte: Der Schüler hatte eine Reihe von Konflikten mit seinen Lehrern, berichten Zeugen der Mordkommission. Erst wenige Stunden vor der Tat hatte die Schulleitung einen eintägigen Schulverweis gegen ihn verhängt.

    Verdächtiger Schüler wählte selbst Notruf

    Trotzdem betritt er am Nachmittag das Schulgelände und trifft in einem Klassenraum auf seine Klassenlehrerin. Ob die beiden dort verabredet waren, es eine Aussprache geben sollte, bleibt am Mittwoch unklar. Die 55-Jährige ist allein und ihr Schüler mit einem Messer bewaffnet.
    Die Lehrerin überlebt die Begegnung nicht. Danach wählt der Jugendliche selbst den Notruf und lässt sich widerstandslos festnehmen. Die Tatwaffe wird sichergestellt. Zur Tat äußert sich der Minderjährige zunächst nicht. Ihm wird ein Pflichtverteidiger an die Seite gestellt.

    Notfallseelsorger kümmern sich um Schüler

    Noch am Mittwoch sollte er einem Haftrichter vorgeführt werden. Um zu entscheiden, ob ihm Mord, Totschlag oder eine andere Variante eines Tötungsdelikts vorgeworfen wird, will die Staatsanwaltschaft die Obduktion abwarten, die im Laufe des Tages durch Rechtsmediziner erfolgen sollte.
    "Der Unterricht ist abgesagt, aber die Schule bleibt geöffnet", sagt ein Sprecher der Bezirksregierung in Münster. Damit sei gewährleistet, dass die Schüler eine Anlaufstelle haben. Ein Krisen-Interventions-Team, Schulpsychologen und Notfallseelsorger seien vor Ort, um mit der Schulleitung und den Lehrern das weitere Vorgehen zu beraten. Wann der Unterricht wieder aufgenommen wird, sei noch unklar.

    Ibbenbürens Bürgermeister spricht Angehörigen Beileid aus

    An der Schule war nach der Tat am Dienstag ein größeres Polizeiaufgebot angerückt. Neben mehreren Streifenwagen trafen auch ein Rettungshubschrauber, ein Krankenwagen und ein Notfallseelsorger ein.
    Ibbenbüren ist eine ehemalige Bergbaustadt, hat rund 52.000 Einwohner und liegt westlich von Osnabrück und nördlich von Münster an der Landesgrenze zu Niedersachsen im Kreis Steinfurt. Am Mittwoch hieß es von Ibbenbürens Bürgermeister Marc Schrameyer (SPD):

    Unser von Herzen empfundenes Beileid gilt den Angehörigen, Kollegen und Schülern. Wir wünschen allen viel Kraft in diesen schweren Stunden.

    Marc Schrameyer, Bürgermeister Ibbenbürens

    Bundesbildungsministerin will Lehrkräfte besser vor Gewalt schützen

    NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) zeigte sich auf Anfrage "tief betroffen und erschüttert".

    In ihrer Trauer lassen wir die Schulgemeinde nicht allein.

    Dorothee Feller, Bildungsministerin NRW

    Ein Notfallteam der Schulpsychologen werde sie langfristig begleiten. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) reagierte bestürzt. "Der gewaltsame Tod der Lehrerin macht fassungslos. Wir müssen alles unternehmen, um Lehrkräfte besser vor Gewalt zu schützen", sagte sie dem Nachrichtenportal "t-online".

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    Quelle: Frank Christiansen, dpa