Nach schweren Stürmen rechnen US-Behörden mit vielen Toten. Alleine im Bundesstaat Kentucky könnten es mindestens 70 sein. Dort stürzte das Dach einer Fabrik ein.
Zahlreiche Tornados haben am Freitagabend (Ortszeit) in mehreren US-Bundesstaaten gewütet und Schäden verursacht. Durch die Stürme sind vermutlich mindestens 70 Menschen getötet worden. Zunächst war man von etwa 50 Todesopfern ausgegangen. Gouverneur Andy Beshear gab jedoch am Abend bekannt, er sei sich "nun sicher, dass es mehr als 70 waren". Und weiter: "Es könnte sogar sein, dass die Zahl 100 überschritten wird, bevor der Tag zu Ende ist."
Betroffen war in dem Staat vor allem der Ort Mayfield. Dort sei das Dach einer Kerzenfabrik eingestürzt. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 110 Menschen in der Fabrik.
Bitte an Biden um Bundeshilfen
Beshears Angaben zufolge brachte der stärkste Tornado Windgeschwindigkeiten von 322 Kilometern pro Stunde mit sich. Es habe sich um die schwersten Tornados in der Geschichte Kentuckys gehandelt.
Der Direktor der Katastrophenschutzbehörde in Kentucky, Michael Dossett, sagte dem Sender CNN, Tornados hätten eine Schneise über 200 Meilen (320 Kilometer) von Südwesten nach Nordosten in dem südöstlichen Bundesstaat geschlagen. Er sprach von einem der "dunkelsten Tage" Kentuckys.
Biden: "Eine unvorstellbare Tragödie"
Gouverneur Beshears bat US-Präsident Joe Biden um Unterstützung für seinen Bundesstaat. "Kentucky braucht Bundeshilfe, um auf dieses Ereignis zu reagieren", hieß es in einem vom Gouverneur veröffentlichten Schreiben. Stromausfälle seien weit verbreitet. 17 der 120 Bezirke in dem Bundesstaat seien von der Katastrophe betroffen. Beshear verhängte den Notstand in Kentucky und aktivierte die Nationalgarde, um betroffene Gemeinden zu unterstützen.
Auf Twitter drückte Biden den Opfern der Sütrme sein Mitgefühl aus: "Einen geliebten Menschen durch einen solchen Sturm zu verlieren, ist eine unvorstellbare Tragödie". Man arbeite nun zusammen mit den Gouverneuren "um sicherzustellen, dass sie alles haben, was sie brauchen, während die Suche nach Überlebenden und die Schadensbewertung weitergehen".
Mindestens 24 Tornados in fünf US-Staaten
CNN zufolge wüteten mindestens 24 Tornados in fünf US-Staaten. Auf einer Karte des Senders war zu sehen, dass sich das betroffene Gebiet von Norden nach Süden zog. Betroffen waren neben Kentucky zudem auch Tennessee, Missouri, Illinois und Arkansas.
Aus dem Staat Arkansas wurden zwei Tote gemeldet, in Tennessee starben ebenfalls mindestens zwei Menschen, wie ein Vertreter des Katastrophenschutzes örtlichen Medien mitteilte.
Dach von Amazon-Verteilzentrum eingestürzt
Im Süden von Illinois ließ ein Tornado das Dach eines Amazon-Verteilzentrums teilweise einstürzen. Wie viele Menschen sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude aufhielten, war zunächst laut dem Polizeichef in der betroffenen Stadt Edwardsville, Mike Fillback, unklar. Auch dort soll es Tote gegeben haben, weitere Details waren noch nicht bekannt.
Die Mitarbeitenden gehörten zur Nachtschicht, die Weihnachtsbestellungen bearbeitete. Zum Zeitpunkt des Unglücks galt eine Tornadowarnung.
Die Rettungsarbeiten dauerten an. Ein Überblick über Schäden und mögliche Opfer in den betroffenen US-Staaten war zunächst schwierig, da sich die Angaben schnell änderten.
Extreme Wetter-Ereignisse haben in den USA im vergangenen Jahr nach Angaben von US-Präsident Joe Biden Rekordkosten von 99 Milliarden Dollar verursacht. 2021 werde noch schlimmer.