Die republikanische Partei und ultrareligiöse Gruppen wollen Trans*-Mädchen und -Frauen aus US-Schulmannschaften verbannen. Es ist ein Kulturkampf zulasten von Jugendlichen.
Florida verbietet Transgender-Mädchen die Teilnahme am Mädchen-Schulsport und schließt sich damit weiteren Staaten an. Ein Kulturkampf zu Lasten von Kindern und Jugendlichen?
Als Erica Meacham sich als trans* outete, wandte ihr Vater sich von ihr ab, verleugnete sie. Aus religiösen Gründen, erzählt die Anfang-40-Jährige.
Ihre Mutter, andere Familienmitglieder und Freund*innen reagierten weniger kompromisslos. Aber verstanden fühlte sich Erica anfangs auch von ihnen nicht. Umso wichtiger war es für sie, einer Sportmannschaft anzugehören, in der sie ganz sie selbst sein darf.
Seit zwei Jahren spielt Erica jetzt für die Oregon Hawks, ein Frauen-Footballteam. Ginge es nach einigen sehr konservativen, religiösen US-Amerikaner*innen, hätte sie das schon als Kind nicht gedurft.
Fast 100 Gesetzentwürfe der Republikaner
Denn in immer mehr US-Bundesstaaten werden Gesetze diskutiert, die die Rechte von Trans*personen einschränken würden. Die republikanische Partei brachte allein in diesem Jahr fast 100 entsprechende Gesetzentwürfe in die Parlamente ein.
Die Mehrzahl soll Trans*Mädchen und -Frauen von Schul- und Universitäts-Mannschaften ausschließen. In elf Bundesstaaten ist das bereits Realität. Unterstützt werden die Republikaner*innen dabei von Gruppen wie der religiös-konservativen Alliance Defending Freedom (ADF).
Klage gegen Trans*frauen
Die ADF unterstützt auch eine Klage gegen zwei Trans*frauen in Connecticut, die an der Highschool mehrere 100-Meter-Läufe gewannen, Andraya Yearwood und Terry Miller. Fragt man Republikaner*innen in Florida, Tennessee, Arizona, West Virginia - dann ziehen sie immer wieder diesen einen Fall zur Begründung heran, um die Gesetze gegen Trans*athletinnen zu verschärfen. Denn: Ein anderer Fall, in dem Trans*frauen wichtige Wettbewerbe gewonnen haben, ist schlicht nicht bekannt.
Es geht um Fairness im Sport, sagen die Unterstützer*innen dieser Gesetze - und um den Schutz von Frauen. Die gleichen konservativen, ultra-religiösen Gruppen, die sich hier vermeintlich für Frauenrechte einsetzen, sind sonst allerdings nicht gerade bekannt dafür.
Immer wieder kam es in den USA zu Protesten für mehr Frauenrechte, die sich gegen den ehemaligen Präsidenten Donald trump richteten.
Es gibt körperliche Unterschiede
Dass es biologische Vorteile im Sport gibt, ist unter den wenigen Wissenschaftler*innen, die sich bislang mit dem Thema beschäftigt haben, unbestritten:
Beim Sport stünde aber nun mal Inklusion häufig gegen Fairness. Jede Sportart müsse für sich entscheiden, wie sie priorisiere, sagt Lundberg.
Kulturkampf für Wählerstimmen
Zur Wahrheit gehört aber auch: In den USA identifizieren sich gerade einmal 0,6 Prozent als trans*. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil im Schulsport ähnlich ist. Beobachter*innen sagen daher: Seit in den USA die Ehe für alle gilt, stürzen sich einige Republikaner*innen auf die Rechte von Transpersonen. Ihr Ziel: Wählerstimmen von konservativen, religiösen US-Amerikaner*innen - und ihr Geld, um Wahlkämpfe zu bestreiten.
Turban betrachtet das Thema außerdem noch von einer anderen Seite: Fairness, sagt er, hänge mit sehr vielen Faktoren zusammen. Der finanziellen Situation von Kindern, ihrem Elternhaus und auch ihrer psychischen Verfassung. "Das sind sowieso schon Kinder, die oft Opfer von Mobbing werden oder stigmatisiert werden."
Depressionen und Selbstmordgedanken bei Trans*jugendlichen
Tatsächlich zeigen Studien: Mehr als 50 Prozent aller Trans*jugendlichen in den USA haben Selbstmordgedanken, viele sind depressiv.
Das ist es, was Erica antreibt, heute offen mit ihrer Transsexualität umzugehen. Seit einigen Jahren engagiert sie sich deshalb in der Organisation "Athlete Ally" aktiv für Trans*-Mädchen und Frauen. Damit sie alle erleben können, dass Sport nicht nur ausschließen, sondern auch verbinden kann.
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