Trüffel sind ein Luxus-Produkt: selten und teuer. In Deutschland stehen sie unter Artenschutz, die Importpreise sind entsprechend hoch. Dabei sind unsere Wälder voll davon.
Anja Kolbe-Nelde aus Thüringen macht in Trüffel: Die gelernte Bankkauffrau hat ihren alten Job an den Nagel gehängt und betreibt heute in Schönewerde eine der größten Trüffelbaumschulen Deutschlands. Rund 60.000 Trüffelbäumchen zieht sie pro Jahr heran. Das Geschäft läuft gut. Immer mehr angehende Trüffelbauern versprechen sich hierzulande hohe Gewinne von der kulinarischen Kostbarkeit. Ein Kilo Burgundertrüffel kann am Markt bis zu 1.000 Euro bringen.
Das Geschäft mit den Trüffeln
Nach Schätzungen des Deutschen Trüffelverbandes gibt es derzeit rund 150 Hektar Trüffelplantagen in Deutschland - Tendenz steigend. Auch Kolbe-Nelde betreibt neben der Baumschule eine große Plantage. Die ist zugleich ein großes Forschungsprojekt der Universität Jena. Es geht darum herauszufinden, unter welchen Bedingungen Trüffel in Deutschland am besten wachsen. Und wie überhaupt.
Wer wie die Thüringerin Trüffel anbaut, sei es im heimischen Garten oder auf einer Plantage, der ist rechtlich auf der sicheren Seite: Anbau, Ernte und Verkauf sind erlaubt.
Auf der Suche nach der verschollenen Knolle
Anders sieht es bei den edlen Knollen in freier Natur aus. Lange galten sie hierzulande als so gut wie ausgestorben. Seit 1986 stehen sie sogar unter Artenschutz: In freier Natur dürfen sie nicht gesammelt werden. Auch Besitz und Verkauf sind verboten - weil sie eben so selten seien.
"Alles Quatsch", sagt Trüffelexperte Dieter Honstraß: "Bäume sind Symbiosepartner von verschiedenen Pilzen. Also auch Symbiosepartner der Trüffel. Das heißt: Der richtige Baum, der richtige Boden – da gibt’s dann Trüffel."
Der Sucherfolg scheint Honstraß recht zu geben. Im Rahmen seiner Forschung hat er inzwischen in den meisten Teilen Deutschlands insgesamt rund 30 verschiedene Trüffelsorten nachgewiesen. Selbst unter Bäumen in öffentlichen Grünanlagen ist Honstraß schon auf die wertvollen Knollen gestoßen. Nicht etwa die Knolle sei in Deutschland verloren gegangen, so der Fachmann, sondern das Wissen darüber, wo sie zu finden sei.
-
Artenschutz oder Naturschutz?
Wäre es also an der Zeit, den Artenschutz für Trüffel zu überdenken? Vielleicht an neue Erkenntnisse anzupassen? Das zuständige Bundesumweltministerium verweist auf Nachfrage allerdings bislang auf eine unzureichende Datenlage. Um Trüffel in Deutschland wirklich aus der Artenschutzverordnung rausstreichen zu können, brauche es "fachliche und wissenschaftliche Erkenntnisse. Impulse hierzu kommen üblicherweise aus der Wissenschaft und von Fachleuten."
Diese Impulse fehlen bislang. Auch Christoph Hahn, Chef der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft, hält nichts von Honstraß' Vorstoß. Er weiß, dass Trüffel in Deutschland keine Seltenheit sind.
Aber: "Gerade in der heutigen Zeit, mit der Inflation und der Geldnot vieler Menschen, wenn da jetzt jemand auf die Idee käme, dieses schwarze Gold heben zu wollen, und geht dann illegal nachts mit dem Spaten raus in den Wald und gräbt die Wälder um, das wäre übel." Trüffelschutz, davon ist Hahn überzeugt, sei kein Naturschutz des Pilzes, sondern Naturschutz der Landschaft.
Trüffelbäume als Klimahelfer
Geht es nach Honstraß, dann ließen sich Naturschutz und Geschäft allerdings gut kombinieren. Denn für Waldbesitzer – oder auch für Forstbetriebe – könnte die Aufforstung mit Trüffelbäumen zur attraktiven Kapitalanlage werden.
Die thüringische Baumschulbetreiberin Anja Kolbe-Nelde stellt ihren Kunden immerhin Erträge zwischen 40 und 200 Kilo Trüffel pro Hektar in Aussicht.
Das sei dann zugleich ein Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, sagt Honstraß. Laut einer Berechnung des Statistischen Bundesamtes absorbieren deutsche Wälder rund drei Prozent der aktuell hierzulande ausgestoßenen Treibhausgase.