Mit provokant-lässiger Sprache verhalf Udo Lindenberg deutschen Texten in der Rockmusik zum Durchbruch. Ein Blick zurück auf das Wirken von Deutschlands bekanntestem Panikrocker.
Humorvoll und kritisch, zeitlos und doch zeitbezogen: Udo Lindenbergs Musik prägt seit langem die deutsche Rockszene. Seit 25 Jahren zu Hause im Hotel Atlantic an der Alster ist der Mann mit dem markanten Gesicht, Hut und Sonnenbrille inzwischen zu einem lebendigen Hamburger Wahrzeichen geworden. Am Mittwoch soll der 76-Jährige dafür die Ehrenbürgerwürde Hamburg erhalten.
Karrierestart als Schlagzeuger
Lindenbergs Karriere begann am Schlagzeug. Geboren 1946 in Gronau trat er zunächst in Nordrhein-Westfalen in Jazz-Bands auf. Schnell zog es den jungen Udo nach Hamburg, wo er in den 70er Jahren mit dem deutschen Komiker Otto Waalkes in einer Wohngemeinschaft an der Alster wohnte. Auf St. Pauli trat er erstmals mit seinem "Panikorchester" auf.
Sein Markenzeichen - locker-direkte Songtexte - war neu in der deutschen Musik, die bis dato vor allem durch Schlager geprägt war. Udo-typische Reime wie "Keine Panik auf der Titanic" oder "Alles klar auf der Andrea Doria" sind inzwischen deutsches Kulturgut. Häufige Motive seiner Songs: Frieden, Vielfalt, Gleichberechtigung. Er wolle nicht nur Entertainer sein, sondern sich einmischen "für die Schwächsten, die sich am wenigsten wehren können", so der Rocker.
"Hallo Erich, kannst' mich hör'n?"
Besonders seine provokanten Bemühungen um einen Auftritt in der DDR zu Zeiten des geteilten Deutschlands in "Sonderzug nach Pankow" bleiben bis heute ein musikalisches Zeitzeugnis der 80er. Zwar schaffte es Lindenberg nur einmal auf eine DDR-Bühne (1983), gewann mit seinen ironischen Sticheleien gegen die DDR-Führung dafür umso mehr Fans.
1990 gab Udo Lindenberg sein Debüt in Ostdeutschland - gerade war die Mauer geöffnet worden und die Fans feierten ihn.
Auch sonst ließ sich Udo sein cooles Auftreten nicht nehmen: 1987 schenkte er SED-Chef Erich Honecker eine Lederjacke, später eine Gitarre mit der Aufschrift "Gitarren statt Knarren". Sein Bemühen um die innerdeutsche Verständigung gehöre zur Geschichte der Wiedervereinigung, so die Stadt Hamburg.
Udo Lindenberg und die Hansestadt
Seit Mitte der 90er residiert Hamburgs Rock-Idol an der Alster, widmete der Hansestadt mehrere Songs. Inspiriert hat der Wahlhamburger aus Deutschlands Norden heraus Generationen und Musikkollegen. Jan Delay, Udos langjähriger Freund, schreibt über ihn in der "Zeit":
Die Zusammenarbeit mit Udo sei für jeden deutschen Songwriter ein Ritterschlag, sagt Johannes Oerding über seine Arbeit mit Lindenberg. Er sei ein besonderer Botschafter Hamburgs in der Welt, so Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Bisher 36 Persönlichkeiten ausgezeichnet
Anlässlich des 75. Geburtstages des Panikrockers schlug ihn Tschentscher bereits im Mai 2021 als Ehrenbürger vor. "Er hat Hamburg geprägt und Hamburg ihn", twitterte er. Es ist die höchste Ehrbezeugung, die eine Stadt vergeben kann.
Ausgezeichnet werden seit 1813 diejenigen Personen, die sich in besonderem Maße um die Stadt verdient gemacht haben. Damit reiht sich Udo Lindenberg in eine historische Liste von 36 Persönlichkeiten ein, zu denen unter anderem Fußballer Uwe Seeler, Schriftsteller Siegfried Lenz und Komponist Johannes Brahms gehören.
Udo Lindenberg ging 2018 auf die MTV-Unplugged-Bühne. Mit seinen ganz alten Liedern versucht er seinen eigenen Rekord noch mal zu toppen.
Lindenberg macht weiter sein Ding
Nach langer Pandemie-bedingter Bühnenpause startete er im Sommer mit einer ausverkauften Tour und neuen Songs durch. "Drei Jahre voller Entbehrungen und Verzicht. Das war schon echt 'ne harte Zeit", sagt der Rocker. Nun sei aber wieder Licht am Horizont. Für den Ruhestand hat der 76-Jährige keine Zeit:
Und so steht der Ehrenbürger in seinem neuen Musikvideo für "Mittendrin" tanzend und rockend auf der Hamburger Elbphilharmonie und ruft in den Himmel wie eh und je "Rock'n'Roll never dies" - und das glaubt man ihm sofort.