Im vergangenen Jahr sind laut Global Witness weltweit 227 Umweltschützer getötet worden. Drei Viertel der tödlichen Angriffe wurden in Lateinamerika registriert.
Wer sich für die Natur und die Landrechte indigener Gemeinschaften engagiert, lebt in vielen Teilen der Welt immer gefährlicher. Vor allem Lateinamerika ist ein gefährliches Pflaster für Umweltschützer, berichtet die Nichtregierungsorganisation Global Witness in einer neuen Studie.
Im vergangenen Jahr sind laut Global Witness weltweit 227 Umweltschützer getötet worden. Das waren mehr als vier Morde pro Woche und mehr als jemals zuvor. Drei Viertel der tödlichen Angriffe wurden in Lateinamerika registriert.
Global Witness: Kolumbien am gefährlichsten
In Kolumbien wurden 65 Naturschützer und Umweltaktivisten getötet, in Mexiko 30, auf den Philippinen 29 und in Brasilien 20. Die Organisation geht allerdings davon aus, dass die tatsächliche Zahl der getöteten Umweltschützer noch deutlich höher liegt.
Lourdes Castro von der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation Somos Defensores sagt:
Immer öfter treiben Gerichte den Klimaschutz voran. Weltweit sind rund 1.000 Umwelt-Klagen anhängig.
Gewalt gegen Indigene hoch
"Am häufigsten geraten Indigene ins Visier, die ihre angestammten Ländereien verteidigen." Hinter den Gewalttaten stecken meist Unternehmen, Bauern und teilweise auch staatliche Akteure sowie kriminelle Banden, paramilitärische Gruppen und Rebellen.
Weltweit standen die meisten Morde an Umweltschützern im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft, gefolgt von Wasser- und Dammbauprojekten und der Landwirtschaft, wie aus dem Bericht von Global Witness hervorgeht.
Madden: Regierungen müssen Aktivisten besser schützen
"Solange die Regierungen den Schutz der Umweltaktivisten nicht ernst nehmen und die Unternehmen nicht anfangen, die Menschen und den Planeten vor den Profit zu stellen, werden sowohl der Klimazusammenbruch als auch die Morde weitergehen", sagt Chris Madden von Global Witness. Und weiter:
Gewalt durch Paramilitärs und Dissidenten
"Die Regierung nimmt das Problem nicht ernst. Viele der Gewalttaten bleiben deshalb ungesühnt", klagt Luz Coral Hernández vom Mexikanischen Zentrum für Umweltrecht (Cemda).
"Die Gewalt in Kolumbien geht vor allem von ehemaligen Paramilitärs, Dissidenten der Guerillaorganisationen und den staatlichen Sicherheitskräften aus", sagt die Aktivistin Castro.
Bedrohungen und Verleumdungen
Umgerechnet auf die Einwohnerzahl war das gefährlichste Land für Umweltschützer Nicaragua mit zwölf Morden, gefolgt von Honduras und Kolumbien. In Afrika stieg die Zahl der Morde an Umweltschützern von sieben im Jahr 2019 auf 18 im vergangenen Jahr extrem an.
Neben Gewalttaten und Morden haben auch Bedrohungen, Verleumdungskampagnen und juristische Verfahren gegen Umweltschützer zugenommen.
Aktivisten werden im Netz ausgespäht
Nach Einschätzung des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) werden Aktivisten immer häufiger im Internet ausgespäht und bedroht.
Experten sind sich einig, dass gerade angesichts des Klimawandels dem konsequenten Schutz der Natur und dem Erhalt der Ökosysteme auch eine globale Bedeutung zukommt. Deshalb fordern sie einen besseren Schutz der Aktivisten.
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