Afrika ist vom Klimawandel stark betroffen, afrikanische Klima-Aktivisten werden in der Debatte aber kaum gehört. Sie erzählen von Herausforderungen und fordern ein Umdenken.
Aktivistin Ndoni Mcunu setzt sich für den Klimaschutz ein. Ihr Ziel: mehr Klimabewusstsein schaffen. Daher fordert sie die Politik auf, gehört, verstanden und vorallem miteinbezogen zu werden.
Wenn Ndoni Mcunu in ländliche Regionen Südafrikas reist, um mit den Bewohnern über Umweltschutz zu sprechen, begegnen ihr die Menschen meist mit Fragen zu Arbeitslosigkeit, Lebensmittelversorgung oder fehlender medizinischer Versorgung. "Bei all diesen Problemen erscheint der Klimawandel als Thema oft zweitrangig", erzählt die 31-Jährige.
Quelle: privat
Ndoni Mcunu ist Agrarwissenschaftlerin und erforscht, was Bauern dem Klimawandel entgegensetzen können. Dabei stellt sie fest, dass Umweltschutz bei vielen mit einem Stigma behaftet ist.
"Das liegt auch daran, dass es in der Klimaschutz-Debatte an afrikanischen Stimmen fehlt, die Diskussion also aus einer eher westlichen Perspektive geführt wird, obwohl Klimawandel ein globales Problem ist", sagt Mcunu.
Wie schwer der Kampf um Beachtung ist - vor allem in Europa und Nordamerika, wo der Diskurs um den Klimawandel am lautesten ist - musste die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate erfahren. Im Januar wurden internationale Medien erst auf sie aufmerksam, als sie fehlte.
Kampf gegen die Unaufmerksamkeit
Und zwar auf einem Bild mit Greta Thunberg und anderen europäischen Aktivistinnen, das während des Weltwirtschaftsforums in Davos aufgenommen wurde. Die Nachrichtenagetur AP schnitt sie - als einzige Schwarze - aus dem Bild heraus. Dagegen hatte sich die Uganderin auf Twitter ausgesprochen und viel Zuspruch bekommen. Mittlerweile is das Interesse an ihrem Aktivismus aber wieder abgeebbt.
Die Klimaaktivistin Vanessa Nakate verlegt ihren Protest während der Corona-Krise ins Netz.
Dabei kämpfen Nakate, Mcunu und andere afrikanische Aktivisten für den Kontinent, der am meisten unter den Folgen des Klimawandels leidet. Obwohl Afrika nur etwa drei Prozent zum globalen CO2-Ausstoß beigetragen hat, werden die Temperaturen dort Prognosen zufolge stärker ansteigen als in anderen Regionen der Welt. Dadurch werden Dürren, Überschwemmungen und Zyklone, die ohnehin vorkommen, verstärkt.
Europas Klimaaktivismus keine Blaupause für Afrika
Erschwerend kommt hinzu, dass die Länder meist nicht die Ressourcen und Kapazitäten haben, um damit ausreichend umzugehen. "Die Menschen haben so viele andere Probleme", sagt Happy Khambule, Experte für Klima- und Energiepolitik bei Greenpeace. Er glaubt deshalb nicht, dass das Greta-Modell des Klimaaktivismus so in Afrika funktionieren würde. "Eine Bewegung rund um einen Personenkult würde sich hier schwer tun", sagt er. Die Probleme der Menschen seien zu unterschiedlich, als dass eine große Botschaft Wirkung haben würde.
Quelle: Str/WORLD FOOD PROGRAMME/AP/dpa
Deshalb wünscht sich Klimaaktivistin Mcunu einen Dialog auf Augenhöhe und ein besseres Verständnis der afrikanischen Perspektive auf den Klimawandel. "Die Fragen sollten sein: Was für Projekte verfolgt ihr bereits und wie können wir helfen, diese Projekte voranzubringen?"
Nur so könne den Menschen, die von der Klimakrise am meisten gefährdet sind, das Gefühl gegeben werden, das Gewicht des Klimawandels nicht alleine zu tragen.
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"Corona könnte alles Erreichte zerstören"
Die Corona-Krise könnte Afrika noch schwerer treffen, als die Zahlen vermuten lassen. Wissenschaftler Robert Kappel meint, das Virus könnte den Kontinent sogar weit zurückwerfen.
Mit Material von dpa