Zwei verheerende Wirbelstürme in Mittelamerika forcieren die Migrationsbewegung. Vor allem in El Salvador, Guatemala und Honduras ist die Lage für die Menschen katastrophal.
Die Namen "Eta" und "Iota" werden die Menschen nicht vergessen: Die beiden Wirbelstürme hatten im Herbst im Länderdreieck Honduras, El Salvador und Guatemala Ernten zerstört, Hunderttausende obdach- und arbeitslos gemacht. Und das alles inmitten der Corona-Krise, die die Wirtschaft der Region ohnehin schon stark belastet hat.
Seit Jahresbeginn steigen nun die Flüchtlingszahlen aus dem Länderdreieck wieder stark an. Experten sehen einen klaren Zusammenhang mit den Auswirkungen der Hurrikans und der verstärkten Migrationsbewegung.
Kaum Essen: "Eltern schicken Kinder alleine los"
"Die beiden Wirbelstürme im letzten Herbst haben vielen Menschen alles genommen. Sie haben nichts mehr zu verlieren. Rund 80 Prozent leben in extremer Armut. Durch die von Joe Biden angekündigte Humanisierung der Migrationspolitik machen sich gerade auch die Betroffenen der Wirbelstürme auf den Weg in Richtung USA", sagt Inés Klissenbauer, Referentin für Mittelamerika beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat im Gespräch mit ZDFheute.
"Allein im März wurden etwa 19.000 unbegleitete Minderjährige an der US-Grenze gezählt, so viele wie nie", sagt Klissenbauer. "Gut die Hälfte der Flüchtlinge ist aus Honduras, da dort die Stürme am stärksten gewütet haben. Rund acht Millionen Honduraner waren und sind betroffen. Viele von ihnen haben alles verloren: Haus, Hab und Gut und ihren Job beispielsweise auf den Bananenplantagen. Für sie ist Migration die einzige Überlebenschance", sagt Klissenbauer.
Wissenschaftler registrierten zuletzt, dass die Wirbelstürme eine immer größere Wucht entfalteten.
Der Klimawandel erhöhe zum Beispiel die Regenmenge, die Wirbelstürme mit sich bringen, so Masters. Das liegt daran, dass wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. "Dies gilt nicht nur für Mittelamerika, sondern für alle Weltmeere, in denen Hurrikane auftreten", so Masters.
In Mexiko sind rund 400 zentralamerikanische Migranten angekommen. Die meisten von ihnen stammen aus Honduras und haben nur ein Ziel vor den Augen: die USA.
"Eta" und "Iota": zehn Milliarden US-Dollar Schaden
Wirbelstürme kommen in Mittelamerika immer wieder vor, vor allem Honduras ist immer wieder betroffen. Laut "Fundacion IO" wurden aber im Atlantik im Jahr 2020 so viele Tropenstürme und Hurrikane wie noch nie gezählt. Dass gleich zwei so intensive verheerende Wirbelstürme innerhalb von nur wenigen Wochen ein Land heimsuchen, ist auch für Honduras neu. "Eta" und "Iota" haben einen Schaden von rund zehn Milliarden US-Dollar angerichtet, schätzen örtliche Medien.
Das Alles hat Konsequenzen für die Menschen vor Ort. Seit Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden, der am Donnerstag zu einem Klima-Gipfel lädt, ist die Migrationsbewegung in Richtung Norden wieder deutlich angestiegen. Neben den Wirbelstürmen sind es auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Gewalt und Kriminalität, die die Menschen zur Flucht bewegen.
Acht Millionen Menschen von Hunger bedroht
Die Versorgungsgrundlage der Menschen in Mittelamerika hat sich laut Welternährungsprogramm (WPF) der Vereinten Nationen unter anderem auch durch zerstörte Ernten dramatisch verschlechtert. In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die von Hunger bedroht seien, demnach vervierfacht. Insgesamt sind in der Region rund acht Millionen Menschen von der prekären Versorgungslage betroffen.
Auf Twitter kommentierte das WPF so: "Wenn Sie kein Essen haben, um ihre Kinder zu ernähren, wenn Sie kein Geld haben, um Medikamente zu kaufen, werden sie in eine verzweifelte Lage gebracht. Die Menschen wollen ihr Zuhause nicht verlassen, sie werden dazu gezwungen."