Die "Black Lives Matter"-Bewegung hat die Debatte über Sklaverei in den USA angestoßen. Eine Kommission soll die Verantwortung der Regierung prüfen.
Der Gesetzentwurf zur Prüfung von Entschädigungszahlungen an die Nachfahren versklavter Menschen hat im US-Kongress eine erste Hürde genommen. Der Justizausschuss des Repräsentantenhauses beschloss am Mittwochabend, über das Vorhaben im Plenum der Kongresskammer zu beraten.
Theoretisches Entschädigungsvolumen: Zwischen 10 und 12 Billionen Dollar
Die demokratischen Ausschussmitglieder stimmten geschlossen dafür, während die oppositionellen Republikaner es ablehnten, den Gesetzentwurf weiterzuleiten. Schätzungen gehen von einem theoretischen Entschädigungsvolumen zwischen 10 und 12 Billionen US-Dollar aus.
Ziel des Gesetzesvorhabens ist die Schaffung eines Expertengremiums, das Entschädigungsansprüche von Afroamerikanern wegen der Versklavung ihrer Vorfahren prüfen soll. Die Debatte beschäftigt die USA seit Jahrzehnten. Ein erster Gesetzentwurf zur Schaffung der Expertenkommission war bereits vor 30 Jahren vorgelegt worden, damals aber ohne Erfolg.
"Unterdrückung prägte Werte der Nation"
Lange nach Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 habe die Unterdrückung von Afro-Amerikanern die Werte und Institutionen der Nation geprägt, sagte der Ausschussvorsitzende Jerry Nadler.
Am 19. Juni 1865 wurde in Texas das Ende der Sklaverei verkündet. Immer noch kämpfen Schwarze gegen den andauernden Rassismus in den USA an.
Selbst das Kapitol in Washington sei teilweise von versklavten Menschen erbaut worden, erklärte die Abgeordnete Cori Bush. Die Abgeordnete Sheila Jackson Lee bezeichnete Sklaverei als die
Als nächstes stimmt das US-Repräsentantenhaus über die Initiative ab. Präsident Joe Biden hat im Wahlkampf versichert, er wolle das Konzept für Reparationen prüfen lassen.
Republikanische Politiker lehnten die Initiative ab. Forderungen nach Reparationen spalteten die US-Gesellschaft, sagte der republikanische Abgeordnete Louie Gohmert. Sie führten weg von dem Prinzip, dass man Menschen "nach ihrem Charakter und nicht nach der Hautfarbe" beurteilen solle.
Rolle der "Black Lives Matter"-Bewegung
Unter dem Druck der "Black Lives Matter"-Bewegung ist Wiedergutmachung für Sklaverei in den USA in den politischen Vordergrund gerückt.
Das 75.000 Einwohner zählende Evanston im Staat Illinois hat im März als erste Stadt beschlossen, wegen historischer Diskriminierung bestimmten schwarzen Bewohnern Beihilfen zu zahlen für den Kauf eines Eigenheims. Die Initiative wird von Steuern für den Verkauf von Cannabis finanziert.
Ebenfalls im März hatte die Jesuiten-Hochschule "Georgetown University" in Washington den Nachkommen von Sklaven 100 Millionen US-Dollar als Wiedergutmachung zugesagt. Das Geld soll in die Ausbildung der Empfänger sowie zur Finanzierung von Projekten zur Rassenversöhnung eingesetzt werden.
Universität finanziert durch Sklavenhandel
Die renommierte Universität hatte 1838 insgesamt 272 Schwarze an Plantagenbesitzer in Louisiana verkauft, womit sich die damals erst junge Universität wirtschaftlich sanierte.
Der Staat Kalifornien hat im Oktober 2020 eine Regierungskommission eingerichtet zur Reparationsfrage.
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Sklaverei in den USA
Die Zeit der Sklaverei in Nordamerika dauerte rund 250 Jahre. Sie endete durch den Bürgerkrieg zwischen den Nordstaaten und den Sklaven haltenden Südstaaten (1861-1865).
Gesetze zur Rassentrennung und Diskriminierung zementierten die Benachteiligung der Afroamerikaner für ein weiteres Jahrhundert. Nach Regierungsangaben ist die Armutsrate in der schwarzen Bevölkerung gegenwärtig rund doppelt so hoch wie die bei Weißen.
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Das Bewerten von Menschen nach Haut- und Haarfarbe: Woher kommt das? Gehört das Rassenschema zu unserem Denken? Wie wird aus Vorurteilen Rassismus? Wie prägt er unser Bewusstsein?