In Texas hat ein Schmetterlingspark seine Pforten geschlossen. Er stand im Zentrum von Verschwörungstheorien. Wie konnte es soweit kommen und was bedeutet das für die US-Politik?
Es geht um das National Butterfly Center in Mission in Texas, das nah an der Grenze zu Mexiko liegt. Die Schmetterlinge seien nur Fassade. In Wahrheit sei der Schmetterlingspark ein Umschlagspunkt für Menschenschmuggel, Sexhandel und Ausbeutung von Kindern. So lautet die Narration rechter Verschwörungstheoretiker.
Trump wollte Grenzmauer durch den Schmetterlingspark
Die Anschuldigungen gingen 2017 los, als Ex-US-Präsident Donald Trump darauf drängte, weitere Abschnitte der Grenzmauer zu Mexiko zu bauen. Diese sollten mitten durch das Grundstück des Parks führen, in dem über 250 Schmetterlingsarten zuhause sind. Das Naturschutz-Institut klagte gegen die Trump-Regierung.
Seit kurzem fürchten Mitarbeitende ernsthaft um ihre Sicherheit. So sehr, dass der Schmetterlingspark bis auf Weiteres geschlossen wurde.
Protestveranstaltung vor Park von Trump-Unterstützern
Zwei Ereignisse führten dazu: Ende Januar besuchte Kimberly Lowe das Zentrum, eine republikanische Bewerberin für den Kongress, die in einem Facebook-Post ankündigte, dem Menschenschmuggel auf den Grund gehen zu wollen. Als eine Mitarbeiterin sie vom Grundstück verweisen wollte, wurde sie handgreiflich. Laut einer Audiodatei, die der "Washington Post" vorliegt, sagte Lowe zu der Mitarbeiterin:
Es folgte eine dreitägige Protestveranstaltung von Trump-Unterstützer*innen, die nach Texas kamen, um sich für "Grenzsicherheit" einzusetzen, sich hin und wieder aber auch in den Schmetterlingspark verirrten.
Der Leiter des Schmetterlingsparks, Jeffrey Glassberg, befürchtete, jemand könne den Lügen glauben und Gewalt anwenden, sagte er der "New York Times". Er denke dabei an den Massenmörder, der 2019 in einem Walmart in El Paso gezielt auf hispanische Kund*innen schoss und 22 Menschen tötete, während die Politik über Grenzsicherheit diskutiert habe.
Erinnerung an Pizzagate und den Überfall
Die Geschehnisse an der Grenze zu Mexiko erinnern auch an das, was im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2016 durchs Netz und plötzlich auch durch politische Debatten in der realen Welt geisterte. Damals wurde die Washingtoner Pizzeria "Comet Ping Pong" zum Zentrum der Pizzagate-Verschwörungstheorie. Demnach sollen Demokrat*innen in dem Restaurant einen Pädophilenring betrieben haben. Das veranlasste einen Mann aus North Carolina dazu, in die Pizzeria zu fahren und mit einem Sturmgewehr auf Beschäftigte und Gäste zu feuern. Verletzt wurde damals niemand.
"Manche Leute wollen Feuer mit Feuer bekämpfen", erklärt Joseph Uscinski, Politikwissenschaftler und Experte für Verschwörungstheorien an der University of Miami. Sie fühlten sich oder ihr Land bedroht und reagierten mit Gewalt.
Anhänger im Dunstkreis der QAnon-Theorie
Dass Verschwörungstheorien überhaupt Anhänger*innen finden, hat laut Uscinski einen einfachen Grund.
Einer Umfrage des sogenannten Public Religion Research Institutes zufolge stimmen 23 Prozent aller Anhänger*innen der republikanischen Partei der Aussage zu, die Regierung werde von "Satan-verehrenden Pädophilen" geführt. Sie befinden sich damit im Dunstkreis der QAnon-Theorie, die auf der Annahme basiert, dass linke Politiker*innen und Prominente an einem Kindesmissbrauchsring beteiligt sind und hingerichtet werden müssen.
Die Liste kruder Mythen ist lang und teilweise fast lächerlich absurd. So warteten etwa im November in Dallas hunderte Menschen darauf, dass John F. Kennedy Jr., der 1999 bei einem Flugabsturz gestorben ist, aufersteht und damit die Wiedereinsetzung Trumps einläutet. Auch andere Prominente wurden erwartet, darunter Michael Jackson und Prinzessin Diana.
Mehr Verschwörungstheorien als früher?
Es wirkt, als hätten Verschwörungstheorien in den USA Konjunktur. Aber Uscinski widerspricht: Es habe immer schon Verschwörungstheorien gegeben. Heute werde ihnen von Politik und Medien nur mehr Beachtung geschenkt. Das wirkliche Problem liege woanders:
Kein Wunder also, so Uscinski, dass immer noch 40 Prozent aller US-Amerikaner*innen glauben, die Präsidentschaftswahl 2020 sei "gestohlen" worden, US-Präsident Joe Biden habe nur durch Betrug gewonnen. Die Trump-Regierung hätte die Menschen dahingehend konditioniert.
Experte: Parteien sollten Bewerber stärker kontrollieren
Die nächsten Wahlen stehen im November diesen Jahres an. Die Midterms, in denen ein großer Teil des Kongresses neu gewählt wird. Im ganzen Land bringen sich Republikaner*innen in Position, die von Trump unterstützt werden. Wahlkampf machen sie auch mit Verschwörungstheorien.