Eine Tornado-Serie hat den Südosten der USA verwüstet und Dutzende Menschen getötet. Besonders betroffen ist Kentucky. Dessen Gouverneur ist fassungslos: "Wir sind Ground Zero".
Nach dem verheerenden Durchzug mehrerer Tornados in den USA haben Rettungskräfte weiter nach Überlebenden gesucht. Die Zahl der Toten bei den Unwettern in sechs Bundesstaaten stieg nach Behördenangaben auf über 80. Dutzende Menschen wurden noch vermisst.
Die Tornados waren in der Nacht zum Samstag durch sechs Bundesstaaten im Südosten und im Zentrum der USA gezogen und hatten eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
Kentuckys Gouverneur befürchtet über 100 Tote
Am schlimmsten betroffen war der Staat Kentucky. Es habe sich um die schwersten Tornados in der Geschichte des Bundesstaats gehandelt, sagte Gouverneur Andy Beshear dem Sender CNN. Er fügte hinzu:
"Der Bestätigungsprozess ist langsam", so Beshear weiter. Er wisse aber aus den bei ihm eingegangenen Berichten, dass mehr als 80 Menschen in seinem Bundesstaat gestorben seien. Er rechne damit, dass die Zahl der Toten 100 übersteigen werde.
"Wir sind eingeschlossen, bitte, holt uns Hilfe"
In der Kleinstadt Mayfield in Kentucky wurden Dutzende Menschen getötet, als das Dach einer Kerzenfabrik einstürzte. Zum Zeitpunkt des Unglücks arbeiteten Beshear zufolge rund 110 Menschen in der Fabrik. 40 Mitarbeiter seien gerettet worden. Es wäre "ein Wunder, wenn noch jemand lebend gefunden wird", sagte er.
Der Sender CNN veröffentlichte den Hilferuf einer eingeschlossenen Fabrikmitarbeiterin, die später gerettet wurde. "Wir sind eingeschlossen, bitte, holt uns Hilfe", sagt Kyanna Parsons-Perez mit zittriger Stimme, während im Hintergrund das Stöhnen weiterer Betroffener zu hören ist.
Bilder und Videos in Online-Netzwerken zeigten vom Sturm zerstörte Gebäude in der Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern sowie auf den Straßen liegende Bäume und Ziegelsteine.
Von manchen Häusern waren nur noch Ruinen übrig. Mayfield sehe aus wie ein Haufen "Streichhölzer", sagte Bürgermeisterin Kathy O'Nan dem Sender CNN.
Amazon-Mitarbeiter sterben in Lagerhalle
Mindestens 13 weitere Menschen kamen in anderen Bundesstaaten ums Leben. In Edwardsville im Bundesstaat Illinois starben mindestens sechs Amazon-Mitarbeiter in einer Lagerhalle. Rund hundert Mitarbeiter waren zunächst in dem von einem Tornado teilweise zerstörten Gebäude eingeschlossen. Sie gehörten zur Nachtschicht, die Weihnachtsbestellungen bearbeitete.
45 Mitarbeiter seien in Sicherheit gebracht worden, berichtete Feuerwehrchef James Whiteford später. Sechs Menschen konnten demnach nur noch tot geborgen werden. Whiteford ging nach eigenen Angaben nicht davon aus, dass noch Überlebende geborgen werden können. Amazon-Chef Jeff Bezos erklärte auf Twitter, er sei "untröstlich" über die Todesfälle.
Zahl der Toten steigt auf 83
In Arkansas kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Unter ihnen war ein Bewohner eines Pflegeheims der Stadt Monette. 20 weitere Pflegeheim-Bewohner, die zunächst in dem stark zerstörten Gebäude eingeschlossen waren, konnten später von den Rettungskräften befreit werden. In Tennessee starben mindestens vier Menschen, ein weiterer in Missouri.
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Wissenschaftler warnen immer wieder davor, dass die Zahl der Stürme und ihre Stärke durch den Klimawandel zunimmt. Davon betroffen seien vor allem Gebiete, in denen extreme Wetterereignisse bereits an der Tagesordnung sind. Es sei bekannt, "dass alles intensiver wird, wenn sich das Klima erwärmt", sagte Biden zu den Auswirkungen des Klimawandels. Welchen Einfluss dies genau auf diese Tornado-Serie gehabt habe, könne er aber nicht sagen.
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