Er ist nicht nur ein Anlass, sich der Liebe zu widmen, sondern vor allem auch eines: ein Konsum-Event, das Umsatz bringt. Über Erwartungen und Geschenkpflichten zum Valentinstag.
Zum Valentinstag boomt das Blumengeschäft. Doch viele Rosen stammen nicht aus Europa, sondern werden aus Südamerika oder Afrika eingeflogen.14.02.2025 | 1:30 min
Blumenläden machen es sowieso, Restaurants und Supermärkte auch - sogar Mobilfunkanbieter nutzen ihn mittlerweile für sich: Da werden Valentinsmenüs kredenzt, opulente Blumensträuße feilgeboten, besondere "Love-Deals" angepriesen oder Frischeknaller für Verliebte versprochen. Der Valentinstag ist nicht nur ein Anlass, um seinem Lieblingsmenschen ein Zeichen der Zuneigung zukommen zu lassen, sondern auch ein Konsum-Event, das Umsatz bringt.
Für den Valentinstag werden hunderttausende rote Rosen aus Kenia nach Deutschland gebracht. Wie die Rosen angebaut werden und welcher Arbeitsaufwand damit einhergeht.10.02.2025 | 5:29 min
Ein Gefühl des Nicht-Versagen-Wollens
Liebende müssen dabei dieses Jahr besonders tief ins Portemonnaie greifen. Klassische Valentinsgeschenke haben sich im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark verteuert. Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Preise für Pralinen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent erhöht. Für Speisen und Getränke in Restaurants, Cafés, Bars und Co. musste 7,4 Prozent mehr bezahlt werden. Die Preise für Schnittblumen stiegen um 2,7 Prozent.
Die Tatsache, dass Menschen am Valentinstag besonders bereit sind, viel Geld auszugeben, hat für Marie-Kristin Döbler mehrere Gründe. Die Soziologin, die an der Friedich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter anderem zum Thema Paarbeziehungen forscht, sieht einen Handlungs- und Vergleichsdruck, der eine Art Geschenkpflicht auslöst:
Man weiß, dass nicht nur man selbst, sondern auch der Partner überall die entsprechende Werbung sieht. Dadurch entsteht natürlich eine gewisse Erwartungshaltung und ein Gefühl des Nicht-Versagen-Wollens.
„
Marie-Kristin Döbler, Soziologin
Pralinen gehören zu den Klassikern unter den Valentinstag-Geschenken. Dabei müssen es nicht immer die Gekauften sein. Chocolatière Diana Hönicke zeigt zwei Rezepte für selbstgemachte Pralinen: Himbeer-Kokos-Trüffel und Vollmilch-Trüffel.10.02.2025 | 8:23 min
Geschenke bergen Risiken
Hinzu kommt, dass auch mit anderen über die Valentinsgeschenke gesprochen wird. Die Folge ist eine Art Wettstreit im Schenken, verstärkt durch entsprechende Social Media-Posts. Neben dem selbstlosen Bedürfnis, dem anderen etwas Gutes zu tun, macht Döbler noch ein anderes Motiv für das Schenken aus:
Ein solcher Liebesbeweis ist immer auch ein Werbeverhalten mit Außenwirkung in eigener Sache. Indem ich etwas schenke, zeige ich, welche Ressourcen ich zur Verfügung habe, wie großzügig und kreativ ich bin und was mir der andere wert ist.
„
Marie-Kristin Döbler, Soziologin
Wenn man es richtig anstellt. Denn auch auf den Kontext und die Situation kommt es an. Der teure Blumenstrauß von der Tankstelle ist nichts gegen die einzelne, mit Bedacht ausgewählte Lieblingsblume des Partners. Ein Geschenk zu machen, bedeutet eben immer auch ins Risiko zu gehen, damit womöglich komplett danebenzuliegen. Doch gleichzeitig bietet das Schenken auch Chancen. Für Döbler ist der Valentinstag für diejenigen hilfreich, die im Alltag gerne mal vergessen, kleine Aufmerksamkeiten zu verteilen.
Der leckerste Liebesbeweis zum Valentinstag: eine opulente selbstgemachte Torte. Baking Queen Cynthia Barcomi zeigt Schritt für Schritt, wie es geht. 12.02.2024 | 9:55 min
Weniger Konsum ist mehr
Aus Sicht der Soziologin kann der Valentinstag auch ganz ohne Konsum zum Erfolg werden: "Eine Beziehung lässt sich auch dadurch stärken, indem man gemeinsam beschließt, dem Valentins-Kommerz nicht anheimzufallen oder dem anderen zuliebe auch mal über seinen eigenen Schatten zu springen." Warum also beispielsweise nicht einen gemeinsamen Saunabesuch initiieren, auch wenn man selbst gar nicht gerne dorthin geht anstelle sich mit etwas Unpersönlichem freizukaufen.
Die Paarberater Petra und Mischa Nauland sehen den Valentinstag darüber hinaus als Gelegenheit, innezuhalten und die Beziehung bewusst in den Fokus zu rücken. "Im Alltag jonglieren wir viele Bälle - Job, Familie, Freunde. Da kann die Partnerschaft leicht in den Hintergrund treten", sagt Petra Nauland. "Der 14. Februar ist ein Check-in: Wie geht es uns? Was brauchen wir, um uns nah zu fühlen?"
Paartherpeutin Birgit Fehst spricht über die Probleme in Partnerschaften und gibt Tipps, wie man wieder zueinander findet.13.02.2024 | 7:23 min
Valentinstag kann an 365 Tagen sein
Anstatt klassischer Geschenke empfehlen sie, den Tag nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Erinnerungen an stärkende Momente können dabei helfen: Wann haben wir uns zuletzt wirklich verbunden gefühlt? War es ein gemeinsames Abenteuer, ein tiefes Gespräch oder eine kleine Geste der Wertschätzung?
Auch die Sprache der Liebe spielt eine Rolle.
Jeder nimmt Zuneigung anders wahr - durch Worte, Berührung oder gemeinsame Zeit. Wenn wir darauf achten, wie unser Partner Liebe empfängt, wird unsere Geste bedeutungsvoller.
„
Mischa Nauland, Paarberater
Ein erfüllender Valentinstag entsteht für die beiden Paarberater durch Aufmerksamkeit und echtes Einlassen auf den anderen. Es geht ihnen dabei nicht um eine einmalige Geste, sondern um eine bewusste Haltung - am 14. Februar und an jedem anderen Tag im Jahr.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.