Weltweit sind zuletzt so viele Christen verfolgt worden wie noch nie. Mehr als 5.600 wurden ermordet, ein Höchststand, so das Hilfswerk "Open Doors".
Das Ausmaß der Gewalt gegen Christen weltweit hat nach einer Studie einen neuen Höchststand erreicht. 360 Millionen Christen in mehr als 70 Ländern würden von Regierungen oder bestimmten gesellschaftlichen Gruppen bedroht, verfolgt und diskriminiert, berichtet das Hilfswerk Open Doors in seinem in Kelkheim veröffentlichten 30. Weltverfolgungs-Index.
Zwischen Oktober 2021 und September 2022 seien mindestens 5.621 Christen wegen ihres Glaubens ermordet worden, davon 5.014 allein in Nigeria (Rang 6), heißt es. Im Vorjahr waren 5.898 Fälle dokumentiert worden. Besonders in Ländern Subsahara-Afrikas habe die Gewalt gegen Christen erheblich zugenommen, so die Rangliste. Von den 50 Ländern des Weltverfolgungs-Index befinden sich 13 in Subsahara-Afrika.
In Nordkorea werden die meisten Christen verhaftet
Nirgendwo werden Christen "Open Doors" zufolge so unerbittlich verfolgt wie in Nordkorea (Rang 1). Seit Einführung des neuen "Gesetzes gegen reaktionäres Gedankengut" seien mehr Hauskirchen entdeckt und mehr Christen verhaftet worden.
Auf der ganzen Welt wurde Papst Benedikts Tod von Anteilnahme und Trauer begleitet. Vor allem in seiner Heimat Bayern. Aber auch dort gibt es kritische Stimmen.
Afghanistan - im vergangenen Jahr auf Platz eins, weil die Taliban zahlreiche Christen ermordet und Tausende in die Flucht getrieben hatten - findet sich diesmal auf Rang neun. Die Situation dort bleibe für Christen "extrem gefährlich", heißt es im Bericht. Zuletzt sei jedoch meist nicht erkennbar gewesen, ob eine Verfolgung aus religiösen oder anderen Gründen stattgefunden habe.
Meiste Kirchen in China geschlossen
Auf den Rängen 2 bis 10 im Index folgen Somalia, Jemen, Eritrea, Libyen, Nigeria, Pakistan, Iran, Afghanistan und der Sudan. Einen wachsenden Druck auf Christen sieht das Hilfswerk auch unter autokratischen Regierungen wie China und Indien: China (Rang 16) war erneut das Land, in dem die meisten Kirchen und kirchlichen Einrichtungen zerstört oder geschlossen wurden. Das Regime in Peking setze auf völlige Kontrolle allen kirchlichen Lebens, mittlerweile auch online.
In Wittenberg hatte Martin Luther vor über 500 Jahren seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen – gegen den Ablasshandel. Als Folge entstand die evangelische Kirche.
In Indien (Rang 11) sind Christen laut Open Doors durch Anti-Bekehrungs-Gesetze in mittlerweile elf Bundesstaaten willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt. Im Berichtszeitraum seien mehr als 1.700 Christen ohne Gerichtsverfahren inhaftiert worden, oft nach Angriffen nationalistischer Hindus.
Auch im Iran (Rang 8) würden die politischen Institutionen zunehmend von religiösen Hardlinern beherrscht, heißt es.
Die Zahl dokumentierter gewaltsamer Übergriffe und Entführungen sei gestiegen.
Autoritarismus in Lateinamerika nimmt zu
Die Hilfsorganisation beklagt zunehmenden Autoritarismus von Regierungen in einigen lateinamerikanischen Ländern - zusammen mit einer immer feindseligeren Haltung gegenüber Kirchen und dem christlichen Glauben. Erstmals steht Nicaragua (Rang 50) auf dem Weltverfolgungsindex. Auch in Kolumbien (Rang 22), Mexiko (Rang 38) und Kuba (Rang 27) habe sich die Situation für Christen deutlich verschlechtert.
Kirchenleiter würden unter Druck gesetzt und verhaftet, die Überwachung verstärkt, Registrierungen und Genehmigungen verweigert, Gebäude beschlagnahmt. Auch im Nahen Osten setzt sich der Exodus der Christen laut Open Doors fort.