Laut einer aktuellen Studie wird die Pille bei jungen Frauen immer unbeliebter. Fünf junge Frauen berichten über ihre Verhütungsmethoden und die Rolle der Männer.
Die Pille wird laut einer Studie der Techniker Krankenkasse bei jungen Frauen immer unbeliebter. Warum ist das so? Junge Frauen berichten:
Nora, 25:
Mit 16 hatte ich meinen ersten Freund und da war für mich, meinen Freund und meine Frauenärztin klar, dass ich die Pille nehmen werde. Eine andere Methode stand damals auch überhaupt nicht zur Debatte. Die Pille habe ich zwei Jahre lang genommen. Bis auf Stimmungsschwankungen hatte ich keine nennenswerten Probleme. Freundinnen von mir hatten aber stärkere Nebenwirkungen.
Vor allem Migräne, starke Hautprobleme und deutliche Stimmungsschwankungen. Dadurch habe ich überhaupt erstmal darüber nachgedacht, was Hormone mit mir machen.
Für manche Frauen kann die Pille eine gute Methode sein. Ich finde aber, dass junge Frauen mehr Möglichkeiten bei der Verhütung aufgezeigt bekommen sollten. Gerade im Alter von 15 oder 16 - wenn die meisten Frauen anfangen zu verhüten.
Ich habe es auch schon erlebt, dass ein Mann ganz selbstverständlich kein Kondom benutzen wollte, weil er dachte, dass ich ja ohnehin verhüte. Da sollte sich bei machen Männern dringend etwas ändern. Denn Männer und Frauen tragen die gleiche Verantwortung in Bezug auf die Verhütung.
Leah, 23:
Ich habe mit 16 angefangen die Pille zu nehmen. Der Grund waren bei mir starke Regelschmerzen. Meine Frauenärztin hat mir dann die Pille dagegen verschrieben. Dadurch sind die Schmerzen aber nicht wirklich nennenswert zurückgegangen. Über mögliche Nebenwirkungen der Pille habe ich gar nicht nachgedacht.
Mit 17 habe ich dann die Einnahme auf eigene Faust abgebrochen. Ich habe gemerkt, dass es mir psychisch sehr schlecht ging in dieser Zeit. Ich habe stark mit mir selbst gehadert, teilweise aufgehört zu essen.
Ich kann nicht beweisen, dass es damit zusammenhängt. Aber ich verbinde das sehr stark damit. Seitdem verhüte ich mit Kondom oder einem Diaphragma. Hormonelle Verhütung kommt für mich nicht mehr in Frage.
Jana, 25:
Ich habe die Pille erstmals vom Hautarzt im Alter von 13 Jahren verschrieben bekommen. Der Grund war damals noch nicht Verhütung sondern starke Hautprobleme in der Pubertät. Für eine schnelle Verbesserung der Haut wurde mir damals empfohlen, die Pille in einem Langzeitzyklus einzunehmen. Das bedeutet, dass ich die Pille 24 sechs Monate lang durchgängig einnehme. Dadurch entfällt bei mir die siebentägige Pillenpause und damit auch die Regelblutung. Mit dieser Methode bin ich äußerst zufrieden. In Absprache mit meiner Gynäkologin blieb ich bis heute bei dieser Methode zur Verhütung.
Ein Vorteil des Langzeitzyklus ist aus meiner Sicht, dass eine einmalig vergessene Pilleneinnahme nicht so stark ins Gewicht fällt, da der konstante Hormonspiegel davon nur gering beeinflusst wird. Natürlich ist die regelmäßige Einnahme trotzdem wichtig.
Die Pille ist das beliebteste Verhütungsmittel in Deutschland - trotz einiger Nebenwirkungen. An der "Pille für den Mann" wird nach wie vor geforscht.
Ann-Christin, 25:
Als ich die Pille verschrieben bekommen habe, war ich 15 Jahre alt. Verhütung spielte damals eine untergeordnete Rolle. Ich war ein unglücklicher Teenie mit Akne und sehnte mich nach reiner Haut. Acht Jahre lang habe ich die Pille genommen, glücklicherweise mit geringen spürbaren Nebenwirkungen. Deshalb habe ich mich oft schwer getan, wenn Freundinnen die Pille als Gift verteufelt haben und mir von Horror-Geschichten aus ihrem Bekanntenkreis erzählten.
Trotzdem habe ich mich mit 23 dazu entschieden, abzusetzen. Seit dem Absetzen haben sich einige Dinge zum Positiven und andere zum Negativen verändert. Ich nehme meine Emotionen deutlich intensiver wahr und auch meine Libido ist viel stärker. Erst jetzt im Nachhinein habe ich gemerkt, wie stark die Pille eigentlich meine Laune und meine Lust gedrückt hat. Unschön: Die Akne ist stark zurückgekommen und mein Zyklus ist unregelmäßig.
Henrike, 23:
Rückblickend habe ich den Eindruck, dass man als junge Frau oder Jugendliche beim Frauenarzt fast automatisch die Pille als Verhütungsmittel verschrieben bekommt. Auf andere Methoden wird gar nicht eingegangen. Vor einem Jahr habe ich von der Debatte über die Pille mitbekommen und mir dann selbst Gedanken gemacht.
Ich habe mich dann für eine hormonfreie Verhütung entschieden. Denn die Pille hat bei mir Stimmungsschwankungen ausgelöst. Ich falle nun nicht mehr in Hochs und Tiefs, sondern ich bin ausgeglichener und entspannter. Ich glaube dennoch, dass das Absetzen der Pille auch ein bisschen zum Trend geworden ist. Ich bekomme das im Freundeskreis auch vermehrt mit und finde das auch gut.
Was die Rolle von Männern beim Verhüten angeht, habe ich mit meinem langjährigen Partner sehr positive Erfahrungen gemacht. Nachdem ich die Pille abgesetzt habe, haben wir uns gemeinsam über Alternativen informiert.
Die Gespräche protokollierte Lukas Wilhelm