Modeschöpferin Vivienne Westwood gestorben

    Britin wurde 81 Jahre alt:Modeschöpferin Vivienne Westwood gestorben

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    Sie war eine Punk-Ikone für die Modewelt - und nicht nur das: Jetzt ist die britische Modeschöpferin Vivienne Westwood im Alter von 81 Jahren gestorben.

    Vivienne Westwood gestorben
    Einst galt sie als Moderebellin und Erfinderin der Punkmode. Dann wurde Vivienne Westwood zur Dame geadelt und eine reiche Geschäftsfrau - blieb sich selbst aber immer treu - sie wurde 81 Jahre alt.30.12.2022 | 1:36 min
    Vivienne Westwood ist tot. Die für ihre androgynen Schnitte und provozierenden Slogans bekannte Modedesignerin sei im Alter von 81 Jahren gestorben, bestätigten ihre Agenten am Donnerstagabend. Die Todesursache wurde zunächst nicht genannt.

    Tod im Kreise der Familie

    Die Britin machte sich seit den 1970er Jahren auch mit ihrer respektlosen Haltung gegenüber dem Establishment einen Namen in der Modeszene. Dame Vivienne sei "friedlich und umgeben von ihrer Familie in Clapham, Südlondon" gestorben, hieß es weiter. Die Modeschöpferin hinterlässt ihren österreichischen Ehemann und Co-Designer Andreas Kronthaler sowie zwei Söhne, den Fotografen Ben Westwood und Joseph Corré, den Gründer der Dessous-Firma Agent Provocateur.
    Kronthaler betonte in einer Mitteilung: "Wir haben bis zum Ende gearbeitet, und sie hat mir viele Dinge mitgegeben, mit denen ich weitermachen kann. Danke Liebling."

    "Dinge getan, die sie liebte"

    "Vivienne hat bis zum letzten Moment die Dinge getan, die sie liebte", hieß es auf Westwoods offiziellem Instagram-Account. "Entwerfen, an ihrer Kunst arbeiten, ihr Buch schreiben und die Welt zum Besseren verändern." Sie habe ein erstaunliches Leben geführt. "Ihre Innovationen und ihr Einfluss in den letzten 60 Jahren waren immens und werden es auch in Zukunft sein."
    Offizieller Instagram-Post
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    Ambivalenz war bei Westwood immer inklusive, und nichts zeigte das so sehr wie ihr Blick auf britische Traditionen. Sie war "typisch Britisch" - und hatte andererseits so gar nichts mit alten Socken zu tun. Sie ließ ihr eigenes Karomuster patentieren - andererseits wird ihr als Erfinderin der Punk-Mode gehuldigt. Ihr Name stand für die sprichwörtliche englische Exzentrik.
    Ein bisschen ausgefallen war die Tochter eines Baumwollspinners und Kolonialwarenhändlers aus der englischen Grafschaft Derbyshire schon immer. Geboren am 8. April 1941 als Vivienne Isabel Swire, soll sie sogar an ihrer Schuluniform modische Änderungen vorgenommen haben. Schriftstellerin wollte sie werden, entschloss sich dann aber für eine Ausbildung zur Grundschullehrerin. Zeitlebens machte sie sich für Tiere und Umwelt stark - bis ins hohe Alter fehlte sie auf kaum einer größeren Demonstration.

    Mit Torte für Assange

    Zur Unterstützung für Julian Assange schmierte sie sich Torte ins Gesicht. Im knallgelben Outfit saß sie vor einem Gerichtsgebäude in London in einem überdimensionalen Vogelkäfig. Das brave Dasein war nichts für sie. Mit 21 Jahren heiratete sie den begnadeten Tänzer Derek Westwood.
    Doch dann lernte sie den Kunststudenten Malcolm McLaren kennen und verlor ihr Herz. McLaren war Gründer und Manager der Punk-Band Sex Pistols. Westwoods Weg war geebnet. Zusammen mit McLaren eröffnete sie 1970 auf der Londoner King's Road ihre erste Boutique. Schnell entwickelte sich der Laden zum absoluten Trendmacher.

    Erfinderin der Punk-Rock-Mode

    Westwood kreierte und verkaufte Paillettenanzüge für Teddyboys (Teds), initiierte zusammen mit McLaren die Punkrock-Mode und den Piratenlook, außerdem entwarf sie die Sado-Maso-Monturen für die Musiker der "Sex Pistols".
    1983 trennte sie sich von McLaren. Westwood blieb ihrer rebellischen Kreativität treu und machte mit eigenwilligen Kreationen immer wieder auf sich aufmerksam. Ihre Neigung, Accessoires, Kleider und Schnittmuster des 18. und 19. Jahrhunderts anhand der Gemälde französischer, englischer und niederländischer Künstler wiederzuentdecken und der Moderne anzupassen, wurde gelegentlich belächelt, inspirierte aber nicht selten die Großen der Modebranche zu ähnlichen Ideen.
    Britische Modedesignerin Vivienne Westwood tot
    Westwood konnte nicht nur Damenmode: Ihre erste reine Männerkollektion brachte sie 1996 in Mailand auf den Laufsteg. Das Bild zeigt sie 2017.
    Quelle: dpa

    Auch wenn ihre Entwürfe gern mit dem Etikett "schrill, schräg, exzentrisch" versehen wurden, galt sie längst nicht mehr als Outsider der Modewelt, sondern wurde eher den Trendsettern zugerechnet. Ihre zweimalige Wahl zur "Modedesignerin des Jahres" unterstreicht die Seriosität, die ihr bereits in den 1990-er Jahren zuerkannt wurde.

    Naomi Campbells Sturz in Westwoods Schuhen

    1992 stellte Westwood in Paris ihre erste Prêt-à-porter-Kollektion vor, 1993 gehörten dazu 25 Zentimeter hohe Plateauschuhe, in denen das Model Naomi Campbell auf dem Laufsteg stürzte. Im Herbst 1994 schickte Westwood erstmals Models in Haute Couture auf den Laufsteg. Das Modeblatt "Women's Wear Daily" zählte sie zu dieser Zeit bereits zu den sechs bedeutendsten Modeschöpfern der Welt.
    2008 kam im Kinofilm "Sex and the City" ein Brautkleid von Westwood zu Ehren, getragen von Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw, und das Modehaus konnte sich vor Nachbestellungen zu 7.500 Euro für den Traum aus Seide und Satin nicht retten.

    Königliche Kunden und Ehren

    Zu Westwoods Kunden gehören neben Cameron Diaz und Marion Cotillard auch Princess Eugenie Windsor und Herzogin Camilla. Die Queen ließ sich zwar nicht modisch von Westwood inspirieren, hielt ihr Werk aber dennoch in Ehren. 1992 wurde Vivienne Westwood in den Order of the British Empire aufgenommen, 14 Jahre später machte die Queen sie zur Dame. Hof-Modeschöpferin der Royals wurde sie trotzdem nicht. Der Stil-Ikone Herzogin Kate empfahl sie eine Reduzierung ihrer Outfits - aus Gründen des Umweltschutzes.
    Quelle: ZDF, Munzinger, AP, dpa

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