Sie tummeln sich gerade in den Gärten: Amseln, Rotkehlchen, Meisen. Welche Vögel dort häufig und welche immer seltener zu sehen sind, soll eine Mitmach-Zählaktion des NABU klären.
Die Naturschützer rufen ab heute bundesweit zur "Stunde der Gartenvögel" auf. Die Idee: Wer will, soll sich bis spätestens Sonntag 60 Minuten lang Zeit nehmen, um im Garten, auf dem Balkon oder auch im Park Vögel zu zählen. Ornithologische Vorkenntnisse braucht dabei niemand.
Gezählt wird, was erkannt wird. Infos bieten "Zählhilfen" und Apps. "Die Vogelkunde ist seit ihren Anfängen eine stark von Hobbyforschern geprägte Wissenschaft", erklärt dazu Silvia Teich vom NABU. Außerdem sagt sie:
Weniger Blaumeisen
Ziel sei "eine Momentaufnahme der Vogelwelt im menschlichen Siedlungsraum, also in Gärten und Parks, Städten und Dörfern." Ein besonderer Blick fällt diesmal auf die Blaumeise. Im letzten Jahr hat ihr der bakterielle Erreger "Suttonella ornithocola" schwer zugesetzt. An der durch ihn ausgelösten Lungenentzündung sind offenbar mehrere Hunderttausend Tiere gestorben.
Bundesweit wurden 2020 bei der "Stunde der Gartenvögel" 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten beobachtet und damit so wenig wie noch nie. Ob sich die Bestände wieder erholt haben oder ob in diesem Jahr eine weitere Welle der Krankheit droht, könnte die neue Zählung zeigen.
"Spatz" häufigster Gartenvogel
Und auch, ob der Haussperling wieder zu den Gewinnern gehört. Seine Bestände nehmen seit Jahren stetig zu. Schon jetzt ist der "Spatz" der zahlenmäßig häufigste Gartenvogel. Er wird zwar längst nicht überall beobachtet, dann aber immer in größeren Gruppen.
Am weitesten verbreitet in deutschen Gärten ist die Amsel, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise und Elster. Das kürzlich zum Vogel des Jahres gewählte Rotkehlchen übrigens liegt auf Rang sieben. Im langjährigen Mittel wird es in fast jedem zweiten Garten entdeckt - bei stabilen Beständen.
Auch bei der Amsel zeigt die Kurve im Trend nach unten. Insgesamt aber sehe es bei den Gartenvögeln "nicht so dramatisch aus wie etwa bei den Agrarvögeln, wo drastische Bestandseinbrüche zu beobachten sind."
Rekordbeteiligung im letzten Jahr
Der NABU hofft auch in diesem Jahr wieder auf möglichst viele Hobbyforscherinnen und -forscher. 2020 waren es mit mehr als 160.000 so viele wie nie. Ein Grund: Im ersten Corona-Lockdown hatten die Menschen Zeit.
Der Verband stellt aber generell auch ein wachsendes Interesse an der heimischen Natur und am Naturschutz fest. "Viele Menschen sind durch das massive Artensterben alarmiert", sagt Teich.
Der eigene Garten kann zum Vogel-Paradies werden
Zumindest im eigenen Garten kann den zwitschernden Piepmätzen dabei recht einfach geholfen werden. Ein Mix aus einheimischen Blumen, Stauden, Sträuchern und Bäumen sind ein üppig gedeckter Tisch aus Samen, Früchten und Insekten. Natürlich sind auch Nistgelegenheiten willkommen.
Was Vögel ganz und gar nicht mögen, sind dagegen naturferne Gärten mit Einheitsrasen, Zierpflanzen und einer Katze, die auch während der Brutzeit frei herumlaufen darf. Dort wird es in der "Stunde der Gartenvögel" wohl eher langweilig zugehen.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion