Den "Vogel des Jahres" darf diesmal die Bevölkerung wählen. Im Finale sind auch ungewöhnliche Kandidaten wie die Stadttaube, aber vor allem Gartenvögel wie das Rotkehlchen.
Dass der Lieblingsvogel der Regensburger Domspatzen der Spatz sein muss, ist irgendwie logisch. Also machen die Schülerinnen und Schüler der kirchlichen Privatschule gerade kräftig Wahlkampf für den Haussperling, wie der gesellige Vogel eigentlich heißt. Mit ihrem Wahlkampfteam "Spatzen für Spatzen" gehen sie bei der Wahl zum "Vogel des Jahres" im Internet auf Stimmenfang.
Doch die Konkurrenz ist groß: Zehn Kandidaten stehen zur Wahl. Um den ersten Platz liefern sich Rotkehlchen und Rauchschwalbe ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zurzeit führt das Rotkehlchen. Dahinter folgen Kiebitz, Feldlerche, Stadttaube und Haussperling -oder auch Spatz. Doch auch Blaumeise, Eisvogel, Goldregenpfeifer und Amsel haben noch Chancen. Die Wahl läuft noch bis zum 19. März.
Normalerweise ernennen der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) den "Vogel des Jahres". Seit 50 Jahren läuft das so. Im Jubiläumsjahr dürfen nun erstmals die Vogelfreunde selbst den "Vogel des Jahres" küren. Mehr als 200.000 Menschen haben laut Nabu bisher abgestimmt. Stefanie Bernhardt vom LBV in Hilpoltstein erklärt:
Auch der Lockdown habe dafür gesorgt, dass sich die Menschen mehr für die Natur und für die Vögel vor ihrer Haustür interessierten. "Dass das Rotkehlchen, ein klassischer Gartenvogel, den Schnabel vorn hat, spricht dafür", sagt Bernhardt.
Die Amsel, ein ebenfalls häufiger Gast im Garten, konnte davon allerdings nicht profitieren. Sie liegt zurzeit auf einem der hinteren Plätze. "Das hat sie nicht verdient", meint Rudolf Wittmann, der mit seinem Team "Ingolstädter Amselflüsterer" für die Amsel jede Menge Stimmen gesammelt hat. Noch vor 100 Jahre ein scheuer Waldvogel verbreitete sich die Amsel in Gärten. Aber dort ist ihr Lebensraum nach Angaben von Wittmann bedroht, weil die Vielfalt fehlt. Auch der Klimawandel macht dem Vogel zu schaffen.
Warum sie es in der Stadt oft nicht leicht haben, erfahrt ihr hier.
In der Vorwahl landete die Taube überraschend auf Platz 1. "Wir gehen davon aus, dass Taubenliebhaber dahinter stehen", sagt Bernhardt. Eine davon ist Claudia Rupp vom Nürnberger Tierschutzverein für Stadttauben und Wildtiere, sie hat für die Taube gestimmt und den Link fleißig geteilt. "Wir wollen das nutzen, um auf das Schicksal der Stadttauben aufmerksam zu machen." Diese seien verwilderte Haustiere und litten unter dem Leben auf der Straße. Und sie habe genauso eine Berechtigung "Vogel des Jahres" zu werden wie jeder andere Vogel.
Das bestätigt auch der Nabu - obwohl die "Vögel des Jahres" sonst immer stellvertretend für ein größeres Naturschutzthema stehen. In diesem Jahr habe man die Wahl ganz bewusst allen Menschen in Deutschland überlassen, sagt Silvia Teich vom Nabu. "Selbstverständlich werden wir das Ergebnis akzeptieren und den neuen "Vogel des Jahres" feiern - egal, welcher das Rennen macht."
von Irena Güttel, dpa