Ein Nicken mit dem Kopf - dann scheint es, als schlafen die Tiere ein: Zahlreiche Pelikane sterben in Peru an der Vogelgrippe. Auch in Deutschland ist die Situation angespannt.
Peru: Die Regierung hat vorsorglich den Gesundheitsnotstand ausgerufen, Geflügelmessen sind im ganzen Land verboten. Aber auch Ecuador meldet laut Daten der "World Organisation for Animal Health" (WAHIS) mehr als 49.000 tote Tiere Anfang Dezember. Und Kolumbien verzeichnet den ersten Vogelgrippe-Ausbruch in der Geschichte des Landes.
Timm Harder, Virologe am Friedirich-Loeffler-Institut, hält es für wahrscheinlich, dass die Ausbrüche in Südamerika mit dem Vogelflug zusammenhängen und ihren Ursprung in Nordamerika haben.
Vogelgrippe: Was ist das eigentlich?
Die aviäre Influenza, umgangssprachlich auch Vogelgrippe genannt, ist eine durch Influenza-A-Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Ihr natürlicher Wirt sind wilde Wasservögel. Durch herabfallenden Kot von Wildvögeln kann auch ein Infektionsrisiko für Geflügel und Zoo-Tiere entstehen.
Die Viren treten in zwei Varianten und verschiedenen Subtypen auf. Die besonders krankmachenden (hoch pathogenen) Virusvarianten der Subtypen H5 und H7 können bei Nutzgeflügel, insbesondere bei Hühnern und Puten, zum Tod führen - daher auch der Ausdruck Geflügelpest. Das Virus kann gleich mehrere Organe befallen, die Tiere sterben dann an multiplem Organversagen.
Wie überträgt sich das Virus?
Ähnlich wie bei einer menschlichen Grippeinfektion kann sich das Vogelgrippevirus über Tröpfchen, aber auch über Oberflächen verbreiten. In der Regel ist hierfür ein enger Kontakt nötig.
Tierpfleger sowie Geflügelzüchter können sich beispielsweise über Kontakt zum Tierkot anstecken. Denn in ihm steckt eine hohe Viruslast, sagt Harder.
Mit über 200 Fällen erlebt Großbritannien den größten Ausbruch der Vogelgrippe.
Wie ist die Situation in Deutschland?
Das Jahr 2022 ist in den Augen Harders das schlimmste Geflügelpest-Jahr, das Deutschland je hatte. Neu seien Ausbrüche losgelöst von der bis dahin üblichen Saison.
Normalerweise sei das Vogelgrippevirus - wie die humanen Influenza-Viren - ein saisonales Phänomen, Oktober bis März in etwa. Nicht so in diesem Jahr. Bei vielen Seevögeln führte die Vogelgrippe 2022 im Sommer zu einem Massensterben.
Eine eindeutige Erklärung gibt es laut Harder hierfür nicht. In den Jahren zuvor hätten bestimmte Wildvögelarten gar keinen Kontakt zu den saisonalen Influenza-Viren gehabt. Durch das Zirkulieren des Virus auch im Frühjahr und Sommer hätten sich auch andere Wildvögel-Populationen anstecken können.
Im Tierreich grassiert die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt. In diesem Jahr ist es vor allem die Variante H5 N1. Tiere, die sich anstecken, sterben meist binnen weniger Tage.
Das Friedrich-Loeffler-Institut warnt derzeit vor allem Geflügelhalter und -züchter und plädiert für ein Aussetzen von Geflügelschauen in Deutschland. Sie haben laut Angaben des Forschungsinstituts in den vergangenen Wochen erheblich zum Infektionsgeschehen beigetragen.
Ist die Vogelgrippe auch für Menschen gefährlich?
Grundsätzlich können die bei Vögeln vorkommenden Influenza A-Viren aber auch Erkrankungen bei Menschen hervorrufen, die zuweilen zu schweren Krankheitsverläufen oder zum Tod führen können. Die Übertragung von Vogel-Influenzaviren auf den Menschen ist jedoch laut RKI nicht sehr effektiv. "Influenza-A-Vieren sind zumeist sehr wirtstreu", erklärt Harder die Situation.
Damit sich das Virus auch beim Menschen flächendeckend verbreiten könnte, müsste es zunächst zwei Hürden nehmen. Einmal den Sprung zur neuen Wirtsart und dann auch noch die Verbreitung innerhalb der neuen Art - also beim Menschen. "Die Viren, die wir in den letzten zwanzig Jahren beobachtet haben, haben immer nur den ersten Sprung geschafft", erklärt Harder.
Eine akute Gefahr sieht er momentan vor allem für Tiere. Wer sich an die üblichen Hygienemaßnahmen hält - beispielsweise tote Vögel nur mit einem Einmalhandschuh anfasst - müsse sich keine Sorgen machen.
Es rollt eine heftige Vogelgrippe-Welle über Europa. Nie zuvor hat die Vogelgrippe bei Wildvögeln ein solches Massensterben verursacht. Was bedeutet dies?
Gibt es einen Impfschutz für Tiere?
In vielen Regionen in Afrika und Asien wird gegen die Tierseuche geimpft, sagt Harder. In der EU gibt es bisher keinen einsetzbaren zugelassenen Impfstoff. Dies war in der Vergangenheit auch nicht nötig, erklärt Harder.
Das bisherige Infektionsgeschehen vergleicht er mit einem Waldbrand. Der Rauch wurde immer sehr früh entdeckt. Eine funktionierende Feuerwehr gebe es auch und zudem gute Wege in den Wald hinein, um den Brandherd direkt zu löschen - was in diesem Fall der Anzeige eines Verdachts, dessen Bestätigung durch Laboruntersuchungen und der Keulung, also der Tötung und unschädlichen Beseitigung der Tiere, entspricht. Die ganzjährige Anwesenheit des Virus in Europa könnte nun aber zu einem Überdenken der Präventionsmaßnahmen führen.