Im Mordprozess um den Tod des Arztes Fritz von Weizsäcker ist am Mittwoch das Urteil gefallen. Der Sohn des früheren Bundespräsidenten wurde während einer Veranstaltung erstochen.
Knapp acht Monate nach dem tödlichen Angriff auf den Berliner Chefarzt Fritz von Weizsäcker ist der Angeklagte wegen Mordes verurteilt worden. Das Landgericht Berlin verhängte eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren und ordnete die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Bei dem Urteil wurde eine verminderte Schuldfähigkeit berücksichtigt, sonst wäre bei Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe zwingend. Reue war bei dem Täter bis zum Schluss nicht erkennbar. Am Ende seines Schlusswortes meinte er am Mittwoch: "Damit ist der Drops gelutscht." Dann sprach das Berliner Landgericht sein Urteil.
Anklage hatte 14 Jahre Haft gefordert
Damit folgte das Gericht weitgehend der Anklage. Sie hatte für den Täter 14 Jahre Haft sowie seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gefordert.
Der 57-jährige Angeklagte habe sich des Mordes schuldig gemacht, sagte die Staatsanwältin am Mittwoch in ihrem Plädoyer vor dem Landgericht Berlin. Er habe den jüngsten Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1920 - 2015) gegen Ende eines Vortrags in der Schlosspark-Klinik Berlin heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen erstochen.
Staatsanwaltschaft verwies auf verminderte Schuldfähigkeit
Bei ihrer Strafforderung berücksichtigte die Staatsanwältin eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten. Sonst wäre bei Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe zwingend.
Zudem wurde der 57-Jährige Angeklagte des versuchten Mordes an einem Polizisten schuldig gesprochen. Der 34-jährige Beamte wollte den Professor retten und war durch mehrere Messerstiche verletzt worden, als er den Attentäter überwältigte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Hass auf den früheren Bundespräsidenten sei Motivation gewesen
Als Mordmotiv sah die Staatsanwaltschaft Hass auf die Familie des Getöteten, insbesondere auf den früheren Bundespräsidenten. Er habe als "Kollektivschuld" Tote im Vietnam-Krieg rächen wollen. Dabei habe er sich auf eine frühere Tätigkeit von Richard von Weizsäcker in den 1960er Jahren für ein Pharmaunternehmen bezogen. Ein politischer Mord sei es allerdings nicht gewesen. "Es war die sinnlose Tat eines psychisch nicht unerheblich gestörten Mannes", sagte Staatsanwältin Silke van Sweringen.
Die Tat hatte bundesweit Entsetzen hervorgerufen. Der 59-jährige Weizsäcker, Chefarzt für Innere Medizin an der Schlosspark-Klinik, wurde am Abend des 19. November 2019 erstochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "entsetzlichen Schlag für die Familie".