Südeuropa leidet unter historischer Hitze, Dürre und Waldbränden. Vor allem die östlichen Mittelmeerstaaten sind betroffen. Ein Überblick über die aktuelle Lage in den Ländern.
Die Lage in den Hitzeregionen in Griechenland und der Türkei spitzt sich weiter zu. Intensive Hitzewellen in der Türkei und auf Zypern haben die Bodentemperaturen zum zweiten Mal innerhalb eines Monats auf über 50 Grad Celsius steigen lassen. Die Europäische Weltraumagentur (ESA) veröffentlichte am Dienstag eine Wetterkarte mit Satellitenaufnahmen der Region, auf der mehrere Gebiete in den beiden Ländern tiefrot erscheinen.
Bodentemperaturen sind nicht dasselbe wie die üblicherweise angegebenen Lufttemperaturen. "Wettervorhersagen sagen die Lufttemperaturen voraus. Die vom Satelliten gesammelten Daten messen das tatsächliche Energieniveau, das vom Boden abgestrahlt wird", erklärte die ESA.
In der Türkei kämpfen tausende Feuerwehrleute weiter gegen die seit einer Woche wütenden Waldbrände. Am Dienstag mussten erneut Einwohner und Touristen vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden. Im Urlaubsort Marmaris an der Ägäis-Küste scheuchten Bauern ihr Vieh aus brennenden Ställen an den Strand. In der Stadt Milas näherte sich das Feuer einem Wärmekraftwerk.
Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben schon fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im gleichen Zeitraum durchschnittlich rund 13.500 Hektar. Acht Menschen kamen in der Türkei bisher ums Leben. In der Türkei haben Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius in vielen Städten auch zu einem Rekordanstieg des Stromverbrauchs geführt.
Historische Hitze in Griechenland
Auch die historische Hitzewelle in Griechenland lässt nicht locker. Seit über einer Woche klettern die Temperaturen für mehrere Stunden täglich auf über 40 Grad. In Mittelgriechenland und auf der Halbinsel Peloponnes werden bis Freitag weiterhin Spitzenwerte von bis zu 46 Grad erwartet.
Am Dienstag brach ein großer Brand nördlich von Athen aus. Die Flammen tobten in einem Waldstück etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Löschflugzeuge und Hubschrauber wurden eingesetzt, um die Flammen einzudämmen, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete.
Die Feuerwehr kämpfte in der Nacht zum Dienstag zudem auf der Insel Rhodos gegen einen Wald- und Buschbrand in einer Schlucht nahe des Dorfes Maritsa, das Dorf musste evakuiert werden. Touristische Anlagen waren nicht bedroht. Kleinere Brände gab es auch auf der Halbinsel Peloponnes und an der griechisch-türkischen Grenze am Fluss Evros, wie die Feuerwehr mitteilte. Opfer oder Verletzte habe es bislang nicht gegeben.
Waldbrände wüten weiter in Bulgarien
Auch in Bulgarien toben bei Temperaturen um 40 Grad und Trockenheit weiter Wald- und Flächenbrände. Betroffen war am Dienstag vor allem der Süden des Balkanlandes, wo die zweithöchste Alarmstufe Orange ausgerufen wurde. Die Brände wurden zwar unter Kontrolle gebracht, das Feuer konnte aber nicht ganz gelöscht werden, wie Medien in Sofia berichteten. In dem entlegenen Dorf Dolno selo im Süden brannten etwa 20 verlassene Häuser aus. Menschen wurden nicht verletzt.
- Extremhitze dauert an - Brandgefahr sehr groß
Temperaturen von über 40 Grad - seit mehr als einer Woche: In Griechenland dauert die extreme Hitze an. Und auch nach der Hitzewelle sei die Brandgefahr enorm, warnen Meteorologen.
Im Raum Pernik vernichtete das Feuer rund 100 Hektar Wald, Gebüsch und Trockengras. Die Dauerhitze in Bulgarien ließ am Dienstag etwas nach, so dass die Temperaturen nicht mehr deutlich über 40 Grad lagen. In Sandanski an der Grenze zu Griechenland wurden aber bereits am Mittag 38 Grad gemessen. Meteorologen erwarteten eine Abkühlung erst in der Nacht zum Freitag. In der kommenden Woche soll es eine neue Hitzewelle geben.
Leichte Entspannung in Italien
In Italien, wo zuletzt im Süden des Landes, auf den großen Inseln und teilweise an der Adriaküste ebenfalls heftige Waldbrände tobten, besserte sich die Situation etwas, wie die Feuerwehr mitteilte. Am Dienstagmorgen wurden landesweit 1.130 Einsätze in den zurückliegenden 24 Stunden wegen Buschfeuern gemeldet. Die Polizei nahm derweil am Montag zwei Brandstifter auf Sizilien fest. Die Carabinieri hätten die beiden Männer im Alter von 80 und 25 Jahren auf frischer Tat in der zentralen Provinz Enna ertappt, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag.
In der Küstenstadt Pescara in der Region Abruzzen brannten zuletzt Pinien und Kiefern in einem bekannten Naturreservat. Die Polizei nahm hier die Ermittlungen zur Ursache auf. Häuser wurden evakuiert und zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht. Auch in Apulien kämpften die Einsatzkräfte Tag und Nacht gegen Flammen in der Stadt Gravina in Puglia. In der kleinen Region Molise mussten bei Campobasso am Montag ungefähr 1.000 Menschen zeitweise wegen der Flammen ihre Häuser verlassen.
- Südeuropa kämpft gegen "historische Hitze"
43 Grad und mehr: Die Türkei, Italien und Griechenland kämpfen gegen extreme Hitze - und schwere Waldbrände. Meteorologen sprechen von einer "historischen Hitzewelle".