Der Lärm im Meer nimmt zu und gefährdet Wale - er kann für die Tiere sogar tödlich sein. Ein neues Bojen-System vor der chilenischen Küste soll helfen.
Mit einem System aus Bojen sollen Wale vor der chilenischen Küste künftig vor Unterwasserlärm und Kollisionen mit Schiffen geschützt werden. Die erste Boje wurde am Donnerstag im Golf von Corcovado zu Wasser gelassen, wie die Stiftung Meri mitteilte.
In den kommenden Monaten werden fünf weitere Bojen in der Wasserstraße zwischen dem Festland und der Insel Chiloé platziert. Dort leben neun verschiedene Wal-Arten, darunter die größte Blauwal-Population der südlichen Hemisphäre.
"Dieses Frühwarnsystem wird uns helfen, Kollisionen zwischen Schiffen und Walen zu vermeiden", sagte die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas.
Sensoren orten Wale und informieren Schiffe
Die Bojen sind mit akustischen Sensoren ausgestattet und orten die Wale in der Umgebung. Registrieren sie Meeressäuger, senden sie in Echtzeit ein Signal an die chilenische Marine, die wiederum Schiffe in der Nähe warnt. Die Kapitäne sollen dann die Geschwindigkeit drosseln oder die Fahrtrichtung ändern.
An der Westküste der australischen Insel Tasmanien sind über 200 Grindwale gestrandet und verendet. Laut der örtlichen Tierschutzbehörde hätten nur 35 Tiere überlebt.
Der zunehmende Lärm durch Schiffsmotoren, militärisches Sonar oder Bauarbeiten unter Wasser bringt Wale in Gefahr. Da sich die Meeressäuger mittels Geräuschen orientieren, nach Nahrung suchen und mit ihren Artgenossen kommunizieren, können sie bei einer hohen Lärmbelastung die Orientierung verlieren.
Nabu: Lärmbelastung in den Meeren deutlich gestiegen
"Der Lärm führt zu Kommunikationsproblemen zwischen den Walen, was bedeutet, dass sie sich für die Fortpflanzung nicht finden können", sagt Yacqueline Montecinos von der Naturschutzorganisation WWF in Chile.
Die Beluga-Wale wurden in ein etwa 32.000 Quadratmeter großes Meeresschutzgebiet in Island umgesiedelt. In komplett freier Wildbahn würden die Tiere vermutlich nicht überleben.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Hintergrundbelastung mit Unterwasserschall in den Meeren nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation Nabu zum Teil verdoppelt bis verdreifacht.
Bei geringerer Lautstärke oder größerem Abstand zur Lärmquelle treten sogenannte Maskierungseffekte auf. Die Wahrnehmung der Schallsignale durch die Meeresbewohner wird von dem Hintergrundlärm gestört. Bei höherer Lautstärke können sich die Tiere auch Verletzungen an den Gehörgängen zuziehen oder im Extremfall sogar sterben.