Das Frühjahr 2022 war laut Deutschem Wetterdienst in vielen Regionen wieder niederschlagsarm. Um sicher Trinkwasser anbieten zu können, müssen die Versorger neue Quellen suchen.
Die Wasserwerke vieler deutscher Gemeinden brauchen nach mehreren trockenen Jahren neue Quellen. Doch immer öfter bohren sie - und finden kein Nass.
Andreas Baur betreibt in Hassfurt ein großes Fachingenieurbüro, das Wasserwerke in Deutschland berät, neue Projekt plant und alte Brunnen fit hält. Er sieht deutlich Bewegung in der Szene: Viele Wasserwerke hätten in den vergangenen Jahrzehnten wenig investiert, in der Annahme, in Deutschland gebe es stets genug verfügbares Trinkwasser.
Doch die drei trockenen Jahre von 2018 bis 2020 seien ein Weckruf gewesen.
Gerade kleinere Wasserversorger mit nur zwei, drei eigenen Brunnen gerieten an heißen Sommertagen an ihre Grenzen. Nun denken sie darüber nach, weitere Brunnen zur Vorsorge zu bohren oder kleine Wasserwerke durch Fernleitungen zu größeren Stauseen zu entlasten.
Grundwasserneubildung ist zu gering
Entscheidend für die Trinkwassergewinnung ist die sogenannte Grundwasserneubildung, also wie viel Wasser von oben nachfließt. Und hier sind die Unterschiede in Deutschland in den verschiedenen Regionen enorm.
Trinkwasser in Deutschland wird aus Grundwasser, Oberflächenwasser und Quellwasser gewonnen. Je nach Region ist die Zusammensetzung unterschiedlich.
Mit Hilfe von zigtausenden Daten hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen die Entwicklung in Niedersachsen bis zum Jahr 2100 in Modellrechnungen skizziert. Eine generelle Wassernot sieht die Behörde für Norddeutschland zwar nicht heraufziehen, wohl aber in einzelnen Regionen.
Es wird Regionen geben, wo das Grundwasser tatsächlich zur Mangelware wird und wo die Wasserversorger beginnen müssen, Vorsorge zu treffen, zum Beispiel durch Fernwasserleitungen.
Immer mehr Gemeinden den Hahn zu: kein Trinkwasser für Rasensprenger oder Pool-Befüllung, und auch die Entnahme an Seen, Flüssen oder Brunnen wird vielerorts beschränkt.
Streit um Wasser in deutschen Kommunen
Um die Wasserrechte, also die Genehmigung, wer wie viel Wasser entnehmen darf, gibt es in den Mangelgebieten immer mehr Konflikte. Franken im Norden Bayerns ist so eine Region. In der bayrischen Gemeinde Bergtheim versucht der Bürgermeister zu vermitteln - zwischen den Verbrauchern und den Landwirten, die mehr Wasser für ihre Pflanzen benötigen.
Verbraucher müssen für Fernwasserleitung zahlen
Mit Stolz hatte der Ort bislang das Trinkwasser allein aus seinem kleinen örtlichen Wasserwerk bezogen. Doch das reicht nun nicht mehr aus.
Helfen soll eine Fernwasserleitung, doch die Kosten für die fünf Kilometer lange Pipeline müssen auf die Verbraucher umgelegt werden. So kann das lokale Wasserwerk eine Mischung aus Fernwasser und eigenem Brunnenwasser bereitstellen.
Auf der Suche nach unkonventionellen Quellen
Andernorts sucht man bereits nach unkonventionellen Lösungen. "Es wird mehr Wasser verbraucht als früher - in der Industrie, in der Landwirtschaft, aber auch privat durch mehr Pools", berichtet Andreas Baur.
Beispiel Großraum Frankfurt: Auch hier steigt der Wasserbedarf. Baur hat modellhaft berechnet, dass die Kinzigtalsperre, eigentlich ein Stausee, der als Wasserrückhaltebecken von Oberflächenwasser genutzt wird, auch zur Trinkwassergewinnung nutzbar gemacht werden könnte.
Das war lange ein Tabu, denn das Oberflächenwasser aus Bächen und von Straßen, ist nicht sauber.
Baur hat eine Aufbereitungsanlage für den örtlichen Wasserverband konzipiert. Ob sie je in Betrieb gehen wird und ob die Aufbereitung von Oberflächenwasser in der Bevölkerung Akzeptanz findet, ist allerdings noch offen.
- Wird in Deutschland das Trinkwasser knapp?
Noch gibt es hierzulande genug Wasser. Doch infolge des Klimawandels trocknet auch Deutschland langsam aus. Ist es schon zu spät oder gibt es noch einen Ausweg?