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Spree in Not : Berlin und Sachsen streiten ums Wasser

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Klimawandel und Braunkohleausstieg trocknen Berlin aus. Das Umweltbundesamt empfiehlt in einer Studie, die Elbe anzuzapfen - ein Vorschlag mit Konfliktpotenzial.

Vor allem im Osten Deutschlands herrscht zunehmender Wassermangel, bedingt durch Klimawandel und Dürre.

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Wenn Ingenieur und Wasserexperte Christoph Gerstgraser auf die Wasserversorgung Berlins blickt, treibt ihn vor allem eine Sorge um - und die liegt in der Lausitz.

160 Millionen Kubikmeter Grubenwasser werden aus den dortigen Braunkohlelöchern jedes Jahr abgepumpt und fließen über die Spree Richtung Bundeshauptstadt. Das Wasser muss Tag und Nacht gefördert werden, damit die riesigen Tagebaue nicht absaufen.

Dreiviertel des Berliner Wassers aktuell aus Kohlebergbau

Doch dieses Konzept ist ein Auslaufmodell: Spätestens 2038 soll Schluss sein mit der Braunkohleförderung in der Lausitz. Im Gespräch mit ZDF frontal befürchtet Christoph Gerstgraser:

Wenn dieses Wasser wegfällt, dann wird es dramatische Auswirkungen haben hinsichtlich der Gewinnung von Trinkwasser, vor allem in Berlin.
Christoph Gerstgraser, Ingenieur für Renaturierung in Cottbus

Auch der Spreewald ist vom geplamten Ende der Kohleförderung betroffen: ohne das dort abgepumpte Grundwasser sinkt der Wasserspiegel im Spreewald.

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Studie: Grubenwasser entscheidend für Trinkwassergewinnung

Gemeinsam mit anderen Fachleuten hat er eine Studie für das Umweltbundesamt verfasst, die im Juni 2023 erschienen ist. Diese hat die wasserwirtschaftlichen Folgen des Ausstiegs aus der Braunkohleförderung im Osten Deutschlands untersucht - und thematisiert ein Hauptproblem:

Das Grubenwasser macht an Sommertagen bis zu 75 Prozent des gesamten Flusswassers aus und ist somit entscheidend für die Trinkwassergewinnung der Millionenmetropole Berlin.

Elbe soll Berlin mit Wasser versorgen

Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, Wasser aus einem anderen Fluss in die Spree einzuspeisen. Die Studie skizziert dabei eine Überleitung von Elbwasser.

Der Plan: In der sächsischen Schweiz in der Ortschaft Prossen heben Pumpen Elbwasser rund 90 Meter bergauf. Durch einen Tunnel fließt es dann Richtung Bautzen in Ostsachsen und gelangt dort in die Spree. Diese "Elbüberleitung" soll allerdings nur dann praktiziert werden, wenn die Elbe auch genügend Wasser hat.

Damit hat Ivo Teichmann ein Problem - denn die Elbe würde in seinem Wahlkreis angezapft werden. Teichmann ist direkt gewählter Landtagsabgeordneter in Sachsen und früheres Mitglied der AfD. Heute ist er Mitglied der neuen rechtskonservativen Partei Bündnis Deutschland.

Teichmanns Kritik:

Wenn einmal so eine Leitung gebaut ist, ist doch zu befürchten, dass dann, wenn Wassernot ist, doch mehr oder weniger heimlich oder offiziell Wasser abgeleitet wird.
Ivo Teichmann, Landtagsabgeordneter Sachsen

Auch Sachsen hat erhöhten Wasserbedarf

Auch der grüne sächsische Umweltminister Wolfram Günther sieht die Elbüberleitung skeptisch. Er führt an, dass Sachsen gerade mehrere Trockenjahre in Folge erlebt habe und auf Grund großer Investitionen der Chip-Industrie der Wasserbedarf der Landeshauptstadt Dresden voraussichtlich steigen dürfte.

Diese Kritik zeigt: Die Elbüberleitung ist bislang nur Theorie. Dabei ist klar: Berlin benötigt in Zukunft dringend zusätzliches Wasser - denn die Stadt ist ein Hotspot des Klimawandels. Die Temperaturen steigen hier schneller als im Rest des Landes. Die Folge: Rund um die Hauptstadt sinken die Grundwasserpegel.

Durch Klimawandel ist Wasser zusätzlich knapper

Und das Problem ist sogar noch größer als gedacht. Um die wasserwirtschaftlichen Folgen nach dem Braunkohleausstieg zu berechnen, nutzten die Verfasser der Umweltbundesamt-Studie ein sogenanntes Referenzklima. Und für dieses Referenzklima verwendeten sie die Wetterdaten der "Reihe 1951 - 2006".

Das heißt, die Experten haben die Folgen des bereits jetzt in der Region zu beobachtenden Klimawandel ausgeblendet. Denn seit diesem Referenzzeitraum hat sich die Temperatur dort bereits durchschnittlich um 1,2 Grad erhöht.

Politische Folgen des Kampfes um Wasser

Zudem haben sie nur den Wassermangel berücksichtigt, der sich in der Spree ergibt, wenn die Pumpen in den Tagebauen kein Wasser mehr fördern. Nach dem Braunkohleausstieg beträgt dieses Defizit in der Spree jedes Jahr rund 160 Millionen Kubikmeter.

Unberücksichtigt blieb jedoch, dass im Spreegebiet in trockenen Jahren schon jetzt zusätzlich rund 250 Millionen Kubikmeter Wasser fehlen.

Und mit zunehmenden Klimawandel wird dieses Defizit und somit der Bedarf an zusätzlichem Wasser für Berlin noch deutlich steigen. Kritiker wie Ivo Teichmann interessiert das weniger.

Wir lassen uns von Berlin das Wasser nicht abgraben.
Ivo Teichmann, Landtagsabgeordneter Sachsen

Denn klar ist: Im Kampf um das wertvolle Gut Wasser ist sich jede Region selbst die nächste.

Typical: Eine U-Bahn fährt über die Oberbaumbrücke.

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von Christhard Läpple
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