In Krisenzeiten: So ist die Stimmung heuer an Weihnachten
Feiertage in Krisenzeiten:So ist die Stimmung an Weihnachten
von Nadja Baran
|
Nach der Pandemie wird Weihnachten erstmals wieder groß gefeiert. Durch Inflation und Energiekrise wird aber mehr gespart. Und auch der Ukraine-Krieg beschäftigt die Menschen.
Hamburg: Besucher sind auf dem historischen Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt unterwegs.
Quelle: Christian Charisius/dpa
Endlich können wieder alle Verwandten und Freunde die Weihnachtstage zusammen begehen. In diesem Jahr spielt Corona bei den anstehenden Feiertagen nur noch eine untergeordnete Rolle. Ganz so sorgenfrei, wird die Weihnachtszeit allerdings nicht: Energiekrise und Inflation erschweren die Festtage. Fünf Menschen berichten:
Sabine Busse (38) aus Leipzig, ein Sohn
"Dieses Jahr bin ich deutlich mehr in Weihnachtsstimmung, denn pünktlich zum ersten Advent ist hier der erste Schnee gefallen. Auch die Weihnachtsmärkte haben nach zwei Jahren Pause wieder geöffnet, das habe ich dieses Jahr ausgenutzt: Verschiedene Glühweine durchprobiert, etwas Besonderes gegessen und mit Freunden die weihnachtliche Stimmung genossen.
Heiligabend werden wir mit meinem Teil der Familie verbringen, es gibt dann Kartoffelsalat. Am ersten Feiertag fahren wir nach Schwerin zur Großfamilie meines Mannes.
Natürlich denken wir aber auch an die Menschen in der Ukraine. Zwar ist der Krieg im Alltag nicht super präsent, aber auch nicht vergessen. Die gestiegenen Preise bemerkt man natürlich auch. Ich überlege mir vor dem Kauf: 'Brauch ich das wirklich? Ist das jetzt notwendig?', aber zum Glück muss ich jetzt nicht speziell auf etwas verzichten."
Elke Oettinghaus (73) aus Wanne-Eikel, Witwe
"Ich werde den Heiligen Abend bei meiner Schwester und ihrer Familie verbringen.
Denn 70 Prozent meiner Rente gehen für Miete, Heizung, Strom drauf. Der Weihnachtsmarkt in Wanne kostet zwei Euro Eintritt - für die gestiegenen Energiekosten - und alles ist wahnsinnig teuer, das kann ich mir einfach nicht leisten.
Ich habe seit drei Monaten einen neuen Mann an meiner Seite, der immer für mich da ist und meinem Herzen guttut. Mit ihm werde ich auch die restliche Weihnachtszeit verbringen. Trotz der finanziellen Not überwiegt daher für mich das Positive in diesem Jahr."
Dampfender Glühwein, duftende Bratäpfel, Glitzer und Lichter überall. Nach zwei Jahren Coronapause öffnen die Buden wieder. Wir besuchen den Cranger Weihnachtszauber und Märkte in Annaberg-Buchholz und Hildesheim.17.12.2022 | 5:27 min
Michael Schöttler (43) aus Leegebruch, drei Söhne
"Nach zwei Jahren treffen wir endlich die Großfamilie bei meinem Onkel, das werden rund 100 Leute sein. Darauf freuen meine Jungs und ich uns schon sehr.
Heiligabend werden wir mit Oma und Uroma verbringen und der Weihnachtsmann wird uns besuchen – die beiden Jüngeren glauben noch daran. Es wird Gans mit Kartoffelklößen und Rotkohl geben. Die Geschenke habe ich auch schon alle im Vorfeld besorgt.
Auch mein Ältester beschäftigt sich mit dem Thema. Aber es ist nicht so, dass sie deswegen weniger Weihnachtsspaß haben.
Vom Einkommen würde ich uns zum oberen Mittelstand zählen, deshalb müssen wir Gott sei Dank nicht besonders verzichten."
Ranja (40) aus Magdeburg, alleinerziehend mit drei Kindern
"Wir feiern zwar kein Weihnachten zu Hause, aber meine Kinder bekommen Geschenke, weil sie es so von ihren Mitschülern kennen.
Weihnachten kenne ich schon aus Syrien, weil wir da auch Christen haben, die dann ihre Häuser schmücken, das hat mir immer gefallen. Auch hier mag ich die weihnachtliche Stimmung sehr und ich war mehrmals mit meinen Kindern auf dem Weihnachtsmarkt.
Mir fehlt dann auch meine Arbeit in der Kita und die Kolleginnen. Heute haben wir aber die Weihnachtsfeier von der Kita, mit leckerem Essen, da freue ich mich schon sehr drauf."
Das Weihnachtsgeschäft hat vor dem zweiten Advent Schwung bekommen, liegt aber dennoch unter den Erwartungen, so der Handelsverband Deutschland. Nur jedes fünfte Geschäft ist mit dem bisherigen Umsatz zufrieden.14.12.2022 | 1:45 min
Barbara Schwendenmann (45) aus Rosenheim, drei Kinder
"Aktuell bin ich noch mehr mit Organisation als Besinnlichkeit beschäftigt, aber das wird zum Weihnachtsfest sicher noch kommen. Es ist dieses Jahr schon anders, da zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder ein Christkindlmarkt stattfindet.
Die ersten Weihnachtstage gehören ganz uns fünf. Die möchten wir als Kernfamilie verbringen, denn gemeinsame Zeit ist für uns etwas Kostbares. Diesen Stress, von einem Familienbesuch zum anderen zu rennen, darauf verzichten wir bewusst.
Aber aktuell beeinträchtigen uns die Krisen nicht so sehr.
Ich komme aus einem traditionellen Elternhaus und wir gehen auch in die Kirche. An Heiligabend gehen wir nachmittags alle zusammen, dann gehe ich nochmal alleine in die Nachtmesse. Beim Essen bin ich noch unsicher, halte es aber dieses Jahr traditionell bayrisch, zum Nachtisch wird es Vanilleeis mit heißen Himbeeren geben."