Eine der größten Flüchtlingssiedlungen der Welt liegt im Nordwesten Ugandas. Ein besonderer Platz, der nicht zuletzt auch Europa zeigt, wie man mit Geflüchteten umgehen kann.
Kaum ein Land beheimatet weltweit so viele Geflüchtete wie Uganda. Die Siedlung Bidi Bidi hat wenig mit den europäischen Lagern auf Lesbos oder Samos gemeinsam. Dennoch träumen die Menschen hier von einer unbeschwerten Zukunft.
Viele Bewohner sitzen vor ihren strohgedeckten Lehmhütten. Manche kochen auf offenem Feuer, andere waschen an öffentlichen Brunnen. Die Sonne brennt auf das riesige Areal.
Etliche Geflüchtete wässern immer wieder das Gemüse und die Blumen, die sie in ihren kleinen Gärten angepflanzt haben. Dazwischen toben Kinder auf den Straßen. Die Stimmung ist friedlich. Ruhig.
In Bidi Bidi leben etwa 240.000 Menschen
Das Flüchtlingslager Bidi Bidi ist in Uganda ein gigantischer Mikrokosmos mit Schulen, Märkten und Gotteshäusern. Ein riesiges Dorf. Zu Fuß braucht man von einem zum anderen Ende gut zwei Tage.
Rund 240.000 Menschen leben hier - geflohen vor dem blutigen Bürgerkrieg in ihrer Heimat, dem benachbarten Südsudan. So wie der 27-jährige Victor, der sich hier vor Jahren ein Leben als Musiker und Elektriker aufgebaut hat.
Mehr als 100 Millionen Menschen sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk aktuell auf der Flucht. Das liege auch am Krieg in der Ukraine und der Situation in Syrien und Afghanistan.
Hilfe zur Selbsthilfe für jede Flüchtlingsfamilie
Für ein Zuhause ist hier tatsächlich gesorgt. Die ugandische Regierung stellt jeder geflüchteten Familie eine Hütte und ein Stück Land zur Verfügung. Die Bewohner können sich so selbst versorgen.
Auch die 19-jährige Mary und ihre Familie leben hier von der Landwirtschaft, genau wie ihr Nachbar Bosco.
Und ihr Nachbar Bosco erzählt: "Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Rebellen im Südsudan meinen Bruder abgeschlachtet haben. Ich bleibe erstmal hier und würde gerne als Klempner arbeiten."
Ugandas wertschätzende Flüchtlingspolitik
Ziele von Heimatlosen in einem Land, das für seine Flüchtlingspolitik gelobt wird. Jede Geflüchtete, jeder Geflüchtete bekommt in Uganda das Recht auf Arbeit und Bildung.
Das Ziel: wirtschaftliche Eigenständigkeit, Selbstbestimmung. Geflüchtete nicht als Last, sondern als Gewinn für die Gemeinschaft zu sehen - dieser Gedanke ist tief in der Seele Ugandas verankert.
Unterstützung für traumatisierte Menschen nötig
Rund 30 Hilfsorganisationen unterstützen die Menschen hier. Doch der Alltag bleibt trotzdem auch beschwerlich. Es gibt keinen Strom und Wasser nur an öffentlichen Plätzen. Zudem sind viele Menschen durch den Krieg traumatisiert.
Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist ein geflügeltes Wort. Doch was passiert konkret, in den betroffenen Ländern selbst? Wie entstehen die Jobs?
Bei den Jugendlichen ist die seelische Not am größten. Im Yoyo-Jugendzentrum haben sich junge Geflüchtete selbst organisiert und holen sich so gegenseitig von der Straße.
Hier stehen Billardtische und ein paar Computer mit Internetzugang, der ihnen die Welt samt all ihrer Möglichkeiten nach Bidi Bidi bringt. "Hier können wir die schlimmen Dinge vergessen, die uns sonst belasten und umtreiben", sagt der 18jährige Bashir.
Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Draußen taucht die Abendsonne die Flüchtlingssiedlung in rötliches Licht. Scharenweise strömen Jugendliche und Kinder in den westlichen Teil Bidi Bidis. Dort gibt der Musiker Victor ein Konzert.
Zwei Stunden singt er von Sehnsucht und Gemeinschaft, von Bleiben und Aufbruch. Und es wird klar: Was für ihn und alle anderen am Ende bleibt, ist die Hoffnung, dass die Zukunft hier in Bidi Bidi besser wird, als das, was hinter ihnen liegt.