Weltraumschrott ist eine Gefahr für unsere Satellitensysteme. Beim Pariser Friedensforum wurde eine Erklärung für mehr Nachhaltigkeit im All verabschiedet.
Mit bloßem Auge sind sie von der Erde aus nicht zu erkennen, aus unserem Alltag aber nicht mehr wegzudenken: Satelliten. Tausende schwirren über unseren Köpfen. Lokalisierung mit Hilfe von GPS, Fernsehübertragungen, Wettervorhersagen, Kommunikation: All das funktioniert über Satelliten. Durch die private Raumfahrt ist ihre Anzahl in den letzten Jahren rasant gestiegen.
Kleinster Müll kann großen Schaden anrichten
Dieses unkontrollierte Wachstum sorgt für Probleme, denn Satelliten produzieren Müll. Der Weltraum droht, zum Schrottplatz zu werden. Laut der Secure World Foundation (SWF), die für einen sicheren Weltraum kämpft, befinden sich mehr als 700.000 Trümmerteile im Orbit.
Wegen der hohen Geschwindigkeit, mit der der Schrott durchs All fliegt, kann selbst ein kleines Stück Müll beim Zusammenprall mit einem Satelliten großen Schaden anrichten. "So ein Unfall könnte weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben und sich auch auf unsere Sicherheit auswirken", warnt Xavier Pasco von der SWF im Gespräch mit ZDFheute.
Jeder Start einer Rakete ins All hat erhebliche Folgen für die Umwelt: unter anderem schädigt jeder einzelne die Ozonschicht. Den aufkeimenden Weltraum-Tourismus sehen daher viele mit Skepsis.
"Net Zero Space": Nachhaltigkeit im Weltraum
Um diese Gefahr zu minimieren, haben Vertreter aus Wirtschaft und Forschung gemeinsam mit der Französischen Raumfahrtagentur CNES und dem Weltraumbüro der Vereinten Nationen auf dem Pariser Friedensforum die Erklärung zum "Net Zero Space" erarbeitet. Bis 2030 soll eine nachhaltige Nutzung des Weltraums Realität werden.
Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht wird, soll kein neuer Weltraumschrott produziert und vorhandener Müll beseitigt werden. Justin Vaïsseau, Direktor des Pariser Forums, erläutert:
Nationale Interessen haben oft Vorrang
Die Erklärung von Paris ist kein gesetzlich bindendes Dokument. Sie soll Politik und Öffentlichkeit für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Weltall sensibilisieren. Schließlich gibt es dort keine Landesgrenzen. Der Weltraumvertrag der Vereinten Nationen von 1967 sieht explizit vor, dass alle Staaten das All nutzen können.
"Es ist ein langer Prozess, verbindliche Regeln zu entwickeln, weil die Staaten sich nicht einigen können und nationale Interessen immer wieder Vorrang haben", sagt Xavier Pasco. "Besonders die militärischen Interessen von Russland, China und den USA spielen dabei eine große Rolle."
Europa will mehr Unabhängigkeit von den USA
Auch Europa mischt mit. Seit 2015 gibt es das EUSST-Konsortium. Es besteht aus den Mitgliedsstaaten Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Rumänien und Spanien. Die Länder teilen Technologie und Daten miteinander. EUSST überwacht den Weltraum und warnt registrierte Satelliten vor einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott. Ausweichmanöver können so rechtzeitig gestartet werden. Marc Becker, Vize-Präsident von EUSST, sagt:
Für Satelliten ist Weltraumschrott ein Riesenproblem. Mit einem neuen Radar in Koblenz sollen ab 2021 Kollisionen vermieden werden können.
Zugang zum Weltraum besser regulieren
Der Himmel über unseren Köpfen ist eine begehrte Spielwiese für Unternehmen und Regierungen gleichermaßen. Es geht um viel Geld und um militärisch-strategische Vorteile. Xavier Pasco warnt: "Wir müssen den Zugang zum Weltraum besser regulieren. Sonst droht er, überfüllt und unbenutzbar zu werden."
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