Ein gutes halbes Jahr nach dem Start des Weltraumteleskops "James Webb" zeigt die Nasa erste Aufnahmen. Es sind die bislang tiefsten und detailreichsten Einblicke in den Weltraum.
30 Jahre Entwicklung, 10 Milliarden Dollar teuer, seit sechs Monaten im All, und jetzt ist es soweit: Das "James Webb Space Telescope" liefert erste Bilder. Forscher sind begeistert und erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat weitere Aufnahmen des James-Webb-Weltraumteleskops veröffentlicht. Jedes Bild sei "eine neue Entdeckung" und werde "der Menschheit einen Blick auf das Universum ermöglichen, wie wir es noch nie gesehen haben", sagte Nasa-Chef Bill Nelson bei der feierlichen Präsentation der Bilder.
Nachdem am Montag bereits ein erstes Farbbild des Teleskops veröffentlicht wurde, zeigte die Nasa nun die Gesamtheit der Bilder in einer einstündigen Live-Übertragung: darunter zwei Nebel, die den Lebenszyklus von Sternen zeigen, ein Exoplanet, also ein Planet außerhalb des Sonnensystems, und eine kompakte Galaxiengruppe.
Teleskop untersucht weit entfernte Atmosphären
Die Bilder liefern verschiedene Ansichten und Daten. Unter anderem fand das Teleskop eindeutige Anzeichen von Wasser auf dem außerhalb unseres Sonnensystems gelegenen Gasplaneten "Wasp-96 b". Es gebe Hinweise auf Wolken und Nebel in der Atmosphäre, teilte die Nasa mit. Diese Beobachtung sei die bislang genaueste ihrer Art und zeige die beispiellose Fähigkeit des Teleskops, Atmosphären zu untersuchen, die Hunderte Lichtjahre entfernt sind.
Die Veröffentlichung der Aufnahmen markiert den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem bislang größten und leistungsfähigsten Teleskop, das je ins All gebracht wurde. Das Teleskop sei eine "Chance, die nur einmal im Leben kommt" und werde "unser Verständnis des Universums verändern", sagte der Chef der ebenfalls an dem Projekt beteiligten Europäischen Weltraumagentur (Esa), Josef Aschbacher.
Biden und Harris präsentierten erstes Farbild
Das erste Bild hatte die Nasa bereits in der Nacht auf Dienstag gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris präsentiert. Darauf sind extrem weit entfernte Galaxien zu sehen. Biden sprach von einem "historischen Tag", Kamala Harris von einem "aufregenden neuen Kapital in der Erforschung unseres Universums".
Wissenschaft hofft auf Erkenntnisse über Zeit nach dem Urknall
Das James-Webb-Teleskop kann dank Infrarot-Technik kosmische Staubwolken durchdringen und Licht von den allerersten Sternen auffangen. Herzstück des Webb-Teleskops ist ein konkaver Spiegel von sechseinhalb Metern Durchmesser.
Das "James Webb" wurde rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete etwa 10 Milliarden Dollar (rund 8,8 Milliarden Euro). Es folgt auf das Teleskop "Hubble", das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist.
"James Webb" war am 25. Dezember an Bord einer Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet. Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen des Teleskops unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren.
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