Noch landen jede Woche mehrere Millionen Werbeprospekte in deutschen Briefkästen. Rewe kündigte nun den Verzicht der Prospekte an. Pro Jahr spart das 73.000 Tonnen Papier.
Mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte landen jährlich in den Briefkästen deutscher Haushalte: eine gigantische Papierflut, die oft ungelesen im Mülleimer landet. Doch mehren sich die Anzeichen, dass die Ära des Handzettels sich dem Ende nähert. Nach Deutschlands größter Baumarktkette Obi kündigte am Mittwoch auch die Supermarktkette Rewe an, bald auf Prospekte verzichten zu wollen.
Umweltschützer kritisieren Verschwendung
Prospekte und Handzettel gehören zu den verbreitetsten Werbemitteln in Deutschland und Milliarden davon landen Jahr für Jahr ungefragt in den Briefkästen. Umweltschützer kritisieren, das führe zu Unmengen unnötigen Abfalls, vergeude Ressourcen und heize den Klimawandel an.
Rewe lässt nach eigenen Angaben bislang wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. In einem ersten Schritt will das Unternehmen ab Anfang August die Auflage der Prospekte um 4 Millionen Stück reduzieren. Rewe-Chef Lionel Souque betonte, mit dem Verzicht auf Prospekte reduziere man den CO2-Fußabdruck massiv.
Einkauf ohne schlechtes Gewissen, wer will das nicht. Aldi verspricht: Es geht. Mit klimaneutralen Produkten, deren Emissionen anderswo ausgeglichen würden. ZDF frontal hakt nach.
Gleichzeitig sei der Schritt "in Krisenzeiten ein solidarischer Beitrag, die herausfordernde Versorgungssicherheit bei Energieträgern in unserem Land für die Zukunft zu unterstützen". Die Umstellung spare mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr. Statt auf Prospekte will der Konzern stärker auf digitale Kanäle und Anzeigen in klassischen Medien setzen.
Der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Leif Miller, würdigte den Schritt von Rewe als "wichtige Entscheidung zum Wohle der Natur, der hoffentlich viele Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel folgen werden."
Durch steigende Preise: Prospekte gewinnen an Bedeutung
Für Lebensmittelhändler und insbesondere Discounter ist der Verzicht auf Werbeprospekte nach Einschätzung des Branchenkenners Jens-Peter Gödde jedoch eine noch größere Herausforderung als für Baumärkte.
Angesichts der steigenden Preise für Lebensmittel und dem Bemühen vieler Verbraucher, ihr Geld zusammenzuhalten und Sonderangebote zu nutzen, dürften die Prospekte aktuell noch an Bedeutung gewinnen, glaubt er. So ist es wohl nicht verwunderlich wenn andere Händler zurückhaltender agieren als Rewe.
Dass ein Verzicht auf gedruckte Prospekte durchaus möglich ist, haben indes schon große Namen im Einzelhandel bewiesen. Der schwedische Möbelriese Ikea gab Ende 2020 das Aus für den gedruckten Ikea-Katalog bekannt.
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