Antibiotika-Resistenz: WHO spricht von "globaler Bedrohung"

    WHO besorgt:Antibiotika-Resistenz "globale Bedrohung"

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    Jedes Jahr sterben laut WHO 1,3 Millionen Menschen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Die steigende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika gefährde auch die Wirtschaft.

    Bayern, Regensburg: Eine Petrischale mit MRSA-Keimen (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus), aufgenommen im Universitätsklinikum. Archivbild
    Allein in Deutschland sterben laut Robert-Koch-Institut jährlich etwa 2.500 Menschen durch multiresistente Erreger.
    Quelle: Armin Weigel/dpa

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist tief besorgt über die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika. WHO-Expertin Catharina van Weezenbeek sagte in Genf:

    Die Antibiotika-Resistenz ist eine globale Bedrohung, sowohl für die öffentliche Gesundheit als auch die Wirtschaft.

    Catharina van Weezenbeek, WHO

    Antibiotika-Resistenz: 1,3 Millionen Tote pro Jahr

    Die WHO schätzt, dass jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen sterben, weil Antibiotika bei ihren Infektionen nicht anschlagen. Sie legte am Freitag in Genf ihren neuen Bericht über Antibiotika-Resistenzen (AMR) vor.
    Erst kürzlich hatte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC berichtet, dass im Europäischen Wirtschaftsraum jährlich mehr als 35.000 Menschen aufgrund von Antibiotika-Resistenzen sterben. Die gesundheitlichen Folgen seien vergleichbar mit denen von Grippe, Tuberkulose und HIV/Aids zusammen, teilte die Behörde mit.
    In Deutschland sterben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) jährlich etwa 2.500 Menschen allein durch multiresistente Erreger, also solche, die gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig resistent sind. Hinzu kommen Todesfälle im Zuge von Einzelresistenzen.

    In Pandemie mehr Antibiotika eingesetzt?

    Von 2017 bis 2021 sei die Zahl der Blutbahn-Infektionen durch resistente Keime weltweit um mindestens 15 Prozent gestiegen, heißt es im aktuellen WHO-Bericht. Möglich sei, dass dies auch auf den häufigen Einsatz von Antibiotika im Rahmen der Corona-Pandemie zurückzuführen sei.
    Die WHO betont, dass bessere Daten nötig seien. In manchen Ländern kämen Meldungen nur aus wenigen hoch spezialisierten Kliniken, in denen naturgemäß nur die schwersten Fälle behandelt würden. Deshalb könne das Bild verzerrt sein.

    China liefert keine Daten

    Insgesamt 127 Länder berichteten an die WHO-Datenbank. China gehört bislang nicht dazu. Man sei mit Peking im Gespräch, hieß es. In vielen ärmeren Ländern fehlten schlicht Labore und Diagnosemittel, so die WHO. So entstehe Druck auf Ärzte und Kliniken, ohne klare Diagnose die neuesten und stärksten Mittel einzusetzen, selbst, wenn das womöglich gar nicht nötig sei.
    Quelle: dpa

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