WHO bezeichnet Affenpocken weiter als "echtes Risiko"

    Trotz sinkender Zahlen:WHO: Affenpocken weiter "echtes Risiko"

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    Weltweit gibt es weniger nachgewiesene Infektionen mit Affenpocken. Trotzdem warnt die Weltgesundheitsorganisation vor falscher Gelassenheit.

    Belgien: Das vom Institute of Tropical Medicine Antwerp zur Verfügung gestellte Foto zeigt Hautsymptome von Affenpocken-Patienten.
    Hautsymptome bei Affenpockenpatienten.
    Quelle: dpa

    Die Zahl der Affenpockennachweise ist weltweit deutlich geschrumpft: Die 2022 in vielen Ländern erstmals aufgetauchten Ausbrüche sind dort unter Kontrolle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf warnt aber vor falscher Gelassenheit, weil vor allem in Afrika weder Tests noch genügend Impfstoffe zur Verfügung stehen.
    Das könne eine Bedrohung für die ganze Welt werden, denn neue Ausbrüche seien jederzeit möglich, warnt die WHO-Affenpockenexpertin Rosamund Lewis gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. 

    Wir könnten in drei Jahren eine Virusvariante haben, die deutlich weniger gut einzudämmen ist - das ist ein echtes Risiko.

    Rosamund Lewis, WHO-Affenpockenexpertin

    WHO: Schnelltests und mehr Impfstoffe erforderlich

    Ärzte und Kliniken müssten weiterhin auch Affenpocken als Diagnose in Betracht ziehen, wenn Menschen mit Fieber oder Ausschlag kommen, forderte sie. Auf HIV und sexuell übertragbare Krankheiten spezialisierte Kliniken sollten routinemäßig auf Affenpocken testen.

    USA, Fort Detrick: Eine kolorierte transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus
    Quelle: Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dp

    ... sind eine Viruserkrankung. Infizierte haben meist Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie einen Hautausschlag mit Pusteln. Bis 2022 waren Fälle praktisch nur aus West- und Zentralafrika bekannt, wo Menschen sich durch Kontakt mit infizierten Tieren ansteckten.

    Erst seit ein paar Jahren sind Übertragungen von Mensch zu Mensch bekannt. 2022 infizierten sich vor allem Männer, die häufigen Sexualkontakt mit verschiedenen Partnern haben. Das Virus ist mit den klassischen Menschenpockenviren und den Kuhpockenviren verwandt.
    Quelle: dpa

    Nur mit der Entwicklung von Schnelltests und mehr Impfstoffen könnten neue Ausbrüche weltweit schnellstens entdeckt und eingedämmt werden:

    Die Herausforderung wird sein, dass Länder die Überwachung und die Laborkapazitäten aufrechterhalten, obwohl es so aussieht, als sei das Problem vom Tisch.

    Rosamund Lewis, WHO-Affenpockenexpertin

    Es sei zwar bekannt, wie neue Ausbrüche gestoppt werden können: Durch Isolation der Infizierten, Beobachtung ihrer Kontakte und Impfungen. Das funktioniere aber nur, wenn Fälle früh erkannt werden, weltweit.

    Mutmaßlich hohe Dunkelziffer bei Affenpocken

    Die WHO-Europaregion hat sich zwar zum Ziel gesetzt, die von Menschen übertragenen Affenpocken auszurotten - die Ständige Impfkommission (Stiko) in Berlin bezweifelt aber, dass das außerhalb von Afrika noch möglich ist.
    Im Mai 2022 - mitten in der Corona-Pandemie - lösten die Affenpocken weltweit Angst aus vor einer weiteren gefährlichen Pandemie. Mit der Erklärung eines internationalen Gesundheitsnotstands im Juli zündete die WHO in Genf im Juli 2022 die höchste Alarmstufe.
    Bis Anfang Januar registrierte die WHO weltweit knapp 84.000 bestätigte Fälle und 75 Todesfälle; wobei sie sicher ist, dass ein Vielfaches davon ungemeldet blieb.

    Auch in Deutschland nur noch vereinzelt Infektionen gemeldet

    Die Zahl der wöchentlich gemeldeten Neuinfektionen ist weltweit seit Juli um gut 90 Prozent gesunken. Auch in Deutschland hat sich die Situation nach einer Hochphase im Sommer mit teils mehr als 400 bestätigten gemeldeten Erkrankungen pro Woche deutlich beruhigt.
    Seit Mitte Oktober wurden wöchentlich nur noch einstellige Fallzahlen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet oder auch gar keine Fälle. Für den gesamten Ausbruch spricht das RKI von rund 3.680 Betroffenen hierzulande (Stand: 3. Januar 2023).
    Quelle: dpa

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