Kein Glasturm, kein Garten auf dem Dach - Notre-Dame soll im historischen Stil wieder aufgebaut werden. Inklusive Dachstuhl aus Holz und Bleidach. Eine umstrittene Entscheidung.
Frankreich folgt einem klaren Motto: Keine Experimente. Die berühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame soll möglichst originalgetreu wieder aufgebaut werden. Damit hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von seinen Plänen verabschiedet, beim Wiederaufbau auf eine "zeitgenössische architektonische Geste" zu setzen.
Der Präsident fügt sich damit den Plänen seiner Chef-Restaurierer. Notre-Dame solle so weit es geht in der bisher bekannten Form restauriert werden, hieß es aus dem Élyséepalast.
Wilde Ideen für den Wiederaufbau
Die Kathedrale war bei einem Brand im April 2019 schwer beschädigt worden. Seitdem gab es in Frankreich heftige Diskussionen darüber, ob die Kathedrale originalgetreu oder in moderner Form restauriert werden soll. Im Zentrum des Streits stand der charakteristische Vierungsturm, der bei dem Feuer eingestürzt war.
Seit Mitte Februar versuchen professionelle Kletterer die eingeschmolzenen Gerüstteile zu entfernen.
Es kursierten die wildesten Ideen für den Wiederaufbau: von einem begrünten und begehbaren Dach bis zu einem hochmodernen Spitzturm aus Glas, der an einen kleinen Wolkenkratzer erinnert oder an eine riesige Flamme - als Mahnmal für den Brand.
Notre-Dame bekommt wieder Bleidach
Chefarchitekt Philippe Villeneuve hatte immer wieder betont, dass er für einen originalgetreuen Wiederaufbau des Spitzturms sei. Auch die breite französische Öffentlichkeit war dafür, das Gebäude so zu restaurieren, wie es war.
Präsident Macron kündigte großspurig den Wiederaufbau der gotischen Kathedrale innerhalb von fünf Jahren an. Ein Jahr später geht es nur langsam voran.
Der Dachstuhl von Notre-Dame soll nun nach dem Willen des Chefarchitekten aus Holz wiedererstehen, zudem soll die Kathedrale wieder ein Bleidach bekommen. Letzteres ist jedoch umstritten: Das Dach war bei dem Brand eingestürzt, Hunderte Tonnen hochgiftiges Blei schmolzen dabei. Die Umgebung war massiv mit giftigem Staub verschmutzt worden.
Umgebung mit Bleistaub kontaminiert
In der Folge wurde eine hohe Bleibelastung unter anderem an Schulen und Kinderkrippen in der Umgebung von Notre-Dame festgestellt. Nach Untersuchungen bei 750 Kindern gaben die Behörden jedoch Entwarnung.
Macron hatte nach dem Brand versprochen, Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen. Pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2024 sollte die berühmte Sehenswürdigkeit wieder öffnen können. Anfang Juni hatte der Abbau des bei dem Brand geschmolzenen Gerüsts begonnen, das bereits vor dem Feuer auf dem Dach angebracht war. Diese Arbeiten sollen Ende September abgeschlossen sein.
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Notre Dame in 3D
Die Brand-Schäden an der Kathedrale Notre-Dame als interaktive 3D-Grafik.