Wisconsin: 762 Jahre Haft für Auto-Attacke auf Parade

    US-Bundesstaat Wisconsin:Auto-Attacke auf Parade: 762 Jahre Haft

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    Sechs Menschen starben, als ein Mann vor knapp einem Jahr in eine Weihnachtsparade im US-Bundesstaat Wisconsin raste. Nun ist das Urteil gegen ihn verhängt worden.

    Ein Absperrband der Polizei grenzt eine Fläche ein.
    In Los Angeles ist ein Auto in eine Gruppe Polizeischüler gerast. 25 Menschen sind verletzt worden. Der 22-jährige Fahrer wurde festgenommen. Die Umstände sind unklar.17.11.2022 | 0:49 min
    Ein Gericht im US-Bundesstaat Wisconsin hat einen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, der vor fast einem Jahr mit einem Geländewagen in einen Weihnachtsumzug fuhr und sechs Menschen tötete.
    Eine Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung werde es für Darrell Brooks nicht geben, betonte Richterin Jennifer Dorow am Mittwoch (Ortszeit). Im Oktober war der 40-Jährige in allen 76 Anklagepunkten für schuldig befunden worden, darunter sechsfache vorsätzliche Tötung. Für jedes einzelne Todesopfer bekam er eine lebenslange Haftstrafe.
    Ungewiss war vor der Verkündung des Strafmaßes nur, ob die Richterin es Brooks gestatten würde, einen Teil der Gefängnisstrafe unter erweiterter Aufsicht in Freiheit zu verbringen, was nach aktuellem Recht in Wisconsin einer Entlassung auf Bewährung entspricht. Doch entschied sich Dorow dagegen.

    Angehörige fordern härteste Strafe

    Laut der Anklage raste Brooks am 21. November 2021 mit seinem Geländewagen in eine Weihnachtsparade in Waukesha, einem Vorort von Milwaukee. Unter den sechs Todesopfern war ein achtjähriger Junge, Dutzende wurden verletzt, einige schwer. In den Wagen hatte sich Brooks nach Angaben der Staatsanwälte nach einer häuslichen Auseinandersetzung mit seiner Ex-Freundin gesetzt.
    Bei einer Anhörung am Dienstag kamen Opfer und deren Angehörige zu Wort, die für Brooks die härteste Strafe forderten, die im Strafrecht Wisconsins möglich ist. In dem Staat gibt es keine Todesstrafe. Chris Owens, dessen Mutter getötet wurde, sagte vor Gericht an Brooks gewandt: "Alles, worum ich bitte, ist, dass du verrottest, und dass du langsam verrottest."
    Vor Prozessbeginn hatte Brooks einen Pflichtverteidiger abgelehnt und lieber für sich selbst gesprochen. Mit seinem oft als ungeheuerlich kritisierten Verhalten sorgte er während der Anhörungen für Aufsehen.
    Darrell Brooks blickt auf die Bezirksanwältin von Waukesha County, Susan Opper, als er am Mittwoch, den 16. 11. 2022, seine Schlussbemerkungen während seiner Verurteilung vor einem Waukesha County Circuit Court in Waukesha, Wisconsin, hält.
    Darrell Brooks vor dem Waukesha County Circuit Court in Wisconsin
    Quelle: AP

    Angeklagter entschuldigt sich

    Regelmäßig lieferte er sich Wortgefechte mit Richterin Jennifer Dorow, die in Schreiduelle ausarteten. Einmal starrte er sie derart intensiv an, dass sie die Anhörung unterbrach, da sie nach eigenen Angaben Angst vor ihm hatte.
    Mehrmals ließ die Richterin ihn in einen anderen Raum verlegen, von wo er die Verhandlung per Videoübertragung verfolgte. Als er störte, schaltete sie sein Mikrofon aus. In dem anderen Raum zog er an einem Tag sein Hemd aus und setzte sich mit nacktem Oberkörper mit dem Rücken zur Kamera auf seinen Tisch. Einmal baute er aus Kartons mit Gerichtsunterlagen eine Barrikade, hinter der er sich versteckte.
    Vor der Verkündung des Strafmaßes sagte Brooks dem Gericht, dass er seit seiner Kindheit unter psychischen Problemen leide. Er habe nicht vorsätzlich geplant, seinen Wagen in die Parade zu lenken. Erstmals entschuldigte er sich auch bei Opfern und Hinterbliebenen. Zu seinem Motiv sagte er aber nichts.

    762 Jahre Haft: Applaus bei Verkündung des Urteils

    Richterin Dorow erklärte, sie halte Brooks nicht für psychisch krank und verwies dabei auf Gutachten von vier Psychologen. Diese seien zu dem Schluss gekommen, dass er eine antisoziale Persönlichkeitsstörung habe, aber keine psychische Störung. Brooks wisse, was richtig und falsch sei, habe es aber vorgezogen, sein Gewissen zu ignorieren.
    Als Dorow ihn zu 762 Jahren Haft verurteilte, brandete Applaus im Gerichtssaal auf. "Offen gestanden, Herr Brooks, ist niemand vor Ihnen sicher. Diese Gemeinde kann nur sicher sein, wenn Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Gittern sind", sagte die Richterin. 
    Quelle: AP